Sonntagsblatt 1/2025 | Page 15

zu Fuß in Richtung Heimat unter extremen Bedingungen – ohne Essen und Schlaf unter freiem Himmel; am 13. Mai erreichte er Weiz. 14. – 19. Mai: Marsch nach Steinamanger und Gyulamajor; er war hier in Gefangenschaft unter russischer Aufsicht. Nach Tagen ohne Nahrung erhielt er erstmals Essen. 20.– 27. Mai: Ruhephase mit ärztlicher Untersuchung; Schlafen unter freiem Himmel und auf dem bloßen Boden. Pátzelt berichtet von schlechtem Wetter und der schwierigen Lage. 28.- 31. Mai: Er hat keine Ahnung, was geschehen wird, er sehnt sich sehr nach seiner Familie und seinen Angehörigen. In den kommenden Tagen berichtet er über seine schwierige Zeit im Lager. Der Kampf zwischen Hunger und Erschöpfung unter schlechten Wetterbedingungen und die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit der Familie prägen seinen Alltag.
Juni 1945:
1. Juni: Die Gruppe wird in Gyulapuszta aufgegriffen und erfährt, dass sie nach Budapest und von dort nach Hause reisen soll. Allerdings verzögert sich die Abreise, da kein Zug zur Verfügung steht. 2. – 4. Juni: Pátzelt und seine Kameraden übernachten unter freiem Himmel bei kaltem Wetter. Hunger und Erschöpfung sind allgegenwärtig. 5. – 7. Juni: Der Hunger wird schlimmer, dazu kommt noch Durst und es gibt weiterhin keine Fortschritte in Richtung Heimkehr. Pátzelt beschreibt die Hoffnungslosigkeit der Situation und beschäftigt sich mit kleineren Aufgaben wie dem Bau von Bunkern. Er baute mit seinen Kriegskameraden einen Bunker und angeblich sollen sie einen Sack Mehl gefunden haben. Sein Kriegskamerad soll gesagt haben, dass er kochen könne, daraufhin bereitete er jeden Tag etwas vom Mehl und Schmalz, was schrecklich schmeckte. Aber es war Essen!
Hier möchte ich erwähnen, dass diese verheerenden Umstände auf die große Anzahl der Gefangenen zurückzuführen sind. Die Russen hatten dieses Gebiet( die Nähe von Graz) von den deutschen Truppen befreit und die dort gefangenen Soldaten in Richtung Heimat getrieben. Sie mussten zwar in zweckgemäß aufgestellte Gefangenenlager gehen, aber die waren überfüllt. Aus diesem Grund gab es weder Unterkünfte noch ausreichendes Essen für die Soldaten. Deshalb musste mein Ururopa unter dem freien Himmel schlafen und sich beim Essen gedulden.
8. – 9. Juni: Die Gruppe baut weiterhin Bunker. Pátzelt beschreibt die psychische Belastung und seine Gedanken an die Familie( Hunger, Langeweile). Es gibt im Lager regelmäßige Arztbesuche, wo die Gefangenen in Klassen eingeteilt werden. Mein Ururopa wird in die 3. Klasse( es gab 5 Klassen) eingeteilt. 10. – 13. Juni: Erste positive Nachrichten von einer möglichen Heimkehr tauchen auf. Pátzelt schläft erstmals etwas besser, wenn auch unter schwierigen Bedingungen. Er betont die Sehnsucht nach seiner Familie und der Heimat. 14. – 15. Juni: Tätigkeiten wie das Aufladen von Holz im Wald halten die Gruppe beschäftigt. Dennoch beschreibt er die Situation als körperlich und emotional belastend. 16. – 17. Juni: Am Sonntag dem 17. Juni isst Pátzelt erstmals in diesem Jahr ein Stück Speck – ein kleiner Trost in der entbehrungsreichen Zeit. Der Tag wird als Feiertag empfunden, doch Pátzelt berichtet weiterhin von Hunger und Durst. Seine Gedanken sind bei seiner Familie und bei Gott. Seine einzige Hoffnung ist Gott, alles geschehe in Gottes Willen. 18. – 30. Juni: Andreas beschreibt Tätigkeiten wie Bunkerbau, Arbeiten im Wald und Besuche beim Arzt. Er berichtet von Hunger, kühlem Wetter und Ungewissheit über eine mögliche Heimkehr. Zwischen dem 26. und 30. Juni: Ein Aufenthalt im Wald wird als angenehm beschrieben, da die frische Luft Erleichterung bringt. Andreas wartet weiterhin auf eine Entscheidung über seine Entlassung.
Juli 1945:
3. – 7. Juli: Andreas wird einer neuen Kompanie zugeteilt und berichtet von knappen Essensrationen. Seine Gedanken sind oft bei seiner Familie, doch er beschreibt auch seinen Glauben und die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr. 8. – 16. Juli: Sonntage und Arbeitstage wechseln sich ab. Der 9. Juli markiert den zweiten Monat seiner Gefangenschaft. Andreas beschreibt den Verlust von persönlichen Gegenständen( seine Tasche wurde weggenommen) und
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