Bekanntschaften am anderen Ende der Welt chatten( also plaudern) oder uns am Check-In-Schalter im Ausland mit dem Personal unterhalten. Daher ist die Verwendung von „ Sold out” wie eine Selbstverständlichkeit. Es klingt ja irgendwie auch weltmännischer als „ ausverkauft” und wertet ja das Event – pardon- Ereignis in seiner Bedeutung auf. Jedenfalls scheint es so.
Fassen wir also zusammen: Wir haben eine Jugend, die gar nicht so inaktiv ist, wie manche sich denken oder einbilden. Diese Jugend tanzt und musiziert gerne, kommuniziert aber am liebsten auf Ungarisch. Diese Jugend ist neben all dem Traditionsbewusstsein- nicht zuletzt bekannt aus dem schulischen Volkskundeunterricht- modern und zeigt sich weltmännisch.
Hier könnte diese Merkwürdigkeit eigentlich enden.
Aber irgendwie ergreift einen das Gefühl: Da fehlt etwas. Findet damit nicht ein großer Ausverkauf unseres sprachlichen Erbes statt? Hatten wir uns nicht eigentlich der Wiederbelebung der deutschen Sprache verschrieben? Sollten wir nicht mit gutem Beispiel vorangehen?
Oft wird argumentiert, dass man ja damals, nach dem Krieg nicht deutsch sprechen durfte, so dass man die Sprache nicht an die nachfolgende Generation weitergegeben hat( stimmt so nicht). Ein anderes Argument lautet, dass man nur in den Randstunden Deutschunterricht hatte( stimmt wiederum). Die Zeiten sind aber längst vorbei, selbst der Besuch der sprachunterrichtenden Form( Deutsch jeden Tag) ermöglicht es jedem die Sprache so weit zu erlernen, dass man sie als Kommunikationsmittel einsetzen kann( von den zweisprachigen Schulen ganz zu schweigen). Auch langjährigen Vertretern unserer Gemeinschaft stünde es offen, Sprachkenntnisse nachträglich zu erwerben. Wo ein Wille, da auch ein Weg- wie es so schön heißt. Ganz schmerzhaft ist zu beobachten, dass die Vernachlässigung der Pflege des sprachlichen Erbes auch in solchen Ortschaften üblich ist, in denen wir zahlenmäßig( noch) stark vertreten sind.
Ich habe oft das Gefühl, dass wir diesem „ Sold-out” unseres sprachlichen Erbes Tür und Tor öffnen, ohne kritisch zu reflektieren: Ist dieses Verhalten vorbildhaft für die Jugend( oder als Jugendvertreter für andere Jugendliche)? Das lasse ich am besten als rhetorische Frage stehen.
GESCHICHTE
EINE BESCHWERLICHE ZEIT
Tagebuch eines Parier gewährt Einblick in die Zeit der Kriegsgefangenschaft
Von Ibolya Lengyel Rauh
Teil 2( Teil 1 ist in der Weihnachtsausgabe 4 / 2024 erschienen)
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Kämpfe und Verwundung- in seinem Tagebuch schreibt er darüber so:
„ Ich, Andreas Pátzelt, wurde am 7. April 1906 in Pari, Komitat Tolna, Ungarn, geboren. In Balatonkeresztúr war ich in der 14. Kompanie eingesetzt. Am 4. März 1945 um 2 Uhr, sind wir in Stellung gegangen, dort waren wir bis zum 29. März 1945. Um 22 Uhr haben wir uns rausgeschlagen aus der Stellung und auf der Straße gekämpft bis 24 Uhr. Am 29. März 1945 um Mitternacht wurde ich am rechten Bein an der Kniescheibe verwundet. Dann waren wir auf dem Rückzug. Ich war 18 km zu Fuß zum Verbandsplatz unterwegs. Am 30. März 1945 bin ich mit dem Zug nach Nagykanizsa abgefahren. Nach Csáktornya sollte ich, aber das Lazarett war voll und sie haben uns hart beschossen und bombardiert, sodass es nicht möglich war zu bleiben. Dann bin ich ins Reich gekommen.”
Der Originaltext sieht so aus:
“ Andreás Pátzelt ist geb 1906. ám 7 ápr in Pári, komitátTolna in Ungárn eingeszect in einszác in Balaton Keresztur 14 kombeingeszect 1945 III-ten 4. um 2 uhrszinvir in di stelunggegángen dort várenvirbisz 1945 III. 29ten 22 urhszeinvirrausgelágenausz der stelung und auf der strászekhenft( kämpft) bisz 24 uhr.
1945 III. 29 um 24 urh bin ihfervundetvárenâmrehtenfuszinderknisáibendánvárrikcug bin ih 18 km cufuszàuf der ferbàntplác 30 merc bin ih mit dem cugabgefarenNáhNagykanizsa. Csàktornyahábeihszolen(? l = f) aber lácáretvárfol und hábenunszhártbesoszem und bombádirtszodán nicht mőglihvárbláibendán bin ihinszràihgekhommen.”
Laut der Überlieferung der Geschichte meiner Familie soll er so starke Schmerzen gehabt haben, dass er den Mut fasste, sich auf die Straße zu schleppen, um dort durch ein vorbeifahrendes Auto den Tod zu finden. Aber dann hielt ein Wagen an, nahm ihn mit und brachte ihn nach Österreich.
Sein Tagebuch geht weiter und enthält die folgenden Notizen.
April 1945:
1.-5. April: Bewegung von Friedau( Ormož) über Mureck und Marburg / Drau( Maribor) nach Klagenfurt; am 5. April Aufnahme ins Lazarett und Registrierung seines Gewichts( 68,7 kg); 7. April: An seinem Geburtstag erhielt er eine neue Uniform. Er verbrachte die Zeit zur Genesung bis Anfang Mai in Klagenfurt, wo er täglich in die Genesungskompanie eingeteilt war. 3.– 7. Mai: Freilassung vom Krankenhaus; Bewegung zwischen Lendorf, Klagenfurt und Marburg. Am 7. Mai übernachtete er am Bahnhof Bruck an der Mur.
Mai 1945:
8.- 9. Mai: Aufenthalt in Graz; am 9. Mai wurde Pátzelt von den Russen gefangen genommen. 10.- 13. Mai: Flucht