Stich gelassen und einfach ihrem Schicksal überlassen werden, habe sich deutlich in den Initiativen der AfD-Bundestagsfraktion gezeigt: In ihrem Antrag( 20 / 4567) forderte sie etwa die sofortige Bereitstellung von 10 Millionen Euro im Haushalt zur Finanzierung des muttersprachlichen Unterrichtes in deutscher Sprache. Ziel war, die drastischen finanziellen Kürzungen des muttersprachlichen Unterrichts durch die damalige polnische Regierung zu kompensieren und eine nachhaltige Einigung zwischen Deutschland und Polen zu fördern.
Auch wenn die Partei gegen die doppelte Staatsangehörigkeit sei, bekenne sie sich zur Fürsorgepflicht Deutschlands gegenüber den deutschen Minderheiten. Auch gegenüber den Spätaussiedlern in Deutschland habe man eine besondere Verantwortung, die über das Finanzielle hinausgehe( hier wird auf die vermeintlichen Benachteiligungen im Fremdrentenrecht hingewiesen) und ein positives Selbstverständnis und Selbstbild beinhalte – sie seien ja ein „ natürlicher Teil unseres Volkes”. Die AfD lehne die Öffnung der Bundeswehr für ausländische Staatsangehörige ab – der Weg führe hier über die Einbürgerung.
ERGEBNISSE
Partei |
Sitze |
Union |
208 |
AfD |
152 |
SPD |
120 |
GRÜNE |
85 |
Die Linke |
64 |
SSW |
1 |
MERKWÜRDIGKEITEN
ZWEISPRACHIGER ERDENBÜRGER
Teil 3- Zwei Bücher, die ein Muss sind
Von Patrik Schwarcz-Kiefer
The Bilingual Brain( Das zweisprachige Gehirn) und Zweisprachig aufwachsen: Herausforderung und Chance für Kinder, Eltern und Erzieher
Mehrsprachigkeit ist eine enorme Bereicherung, doch es gibt immer wieder kritische Stimmen, die Eltern davon abhalten wollen, ihre Kinder zweisprachig zu erziehen. Die Bücher The Bilingual Brain und Zweisprachig aufwachsen zerstreuen den Zweifel: Man könne keine gravierenden Fehler begehen- auch wenn das Sprachniveau nicht den erwarteten Vorstellungen entspricht. Das Gehirn funktioniert völlig anders, wie in den oben genannten Büchern gezeigt wird.
The Bilingual Brain nähert sich dem Thema mit einem neurowissenschaftlichen Ansatz. Es hat meine Annahme bestätigt, dass Mehrsprachigkeit nicht nur sprachliche Fähigkeiten fördert, sondern auch die allgemeine Entwicklung des Gehirns positiv beeinflusst. Studien zeigen, dass das Gehirn zweisprachiger Kinder flexibler ist und effizienter bei der Steuerung von Aufmerksamkeit, Problemlösung und Multitasking arbeitet. Das erschien mir besonders wichtig, da diese Fähigkeiten langfristig das Lernen und die beruflichen Chancen des Kindes positiv beeinflussen können. Das Buch räumt mit dem Mythos auf, dass Mehrsprachigkeit die Sprachentwicklung verzögert – im Gegenteil, sie fördert sogar komplexes Denken und Kreativität. verschiedenen Sprach- und Kultursystemen zu wechseln, was ihr Einfühlungsvermögen fördert. Da sie von klein auf verstehen müssen, wie sie sich in unterschiedlichen sprachlichen Kontexten ausdrücken können, entwickeln sie eine ausgeprägte Fähigkeit, sich in die Perspektiven anderer Menschen hineinzuversetzen. Dies stärkt nicht nur ihre Kommunikationsfähigkeiten, sondern hilft ihnen auch, sensibler und verständnisvoller auf unterschiedliche Emotionen und soziokulturelle Hintergründe zu reagieren.
Die wichtigste Botschaft in dem Buch für uns Ungarndeutsche ist, dass die Eltern die deutsche Sprache nicht perfekt beherrschen müssen, um beim Kind die Vorteile der Mehrsprachigkeit zu nutzen. Es reicht schon aus, wenn die Sprache konsequent und auf natürliche Weise im Alltag präsent ist – sei es durch Geschichten, Lieder oder zweisprachige Freundschaften. Diese Einsicht soll allen den Druck nehmen, perfekt sein zu müssen, und Mut machen, dieses Abenteuer anzugehen.
Insgesamt haben beide Bücher nicht nur meinen Glauben an die Mehrsprachigkeit bestärkt, sondern mich auch weitermotiviert, meinem Kind diese Möglichkeit zu eröffnen. Zweisprachigkeit ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil der ungarndeutschen Identitätsbildung, sondern ein Geschenk, das nicht nur sprachliche Fähigkeiten vermittelt, sondern auch eine offene Denkweise, größere Empathie und lebenslange intellektuelle Vorteile mit sich bringt.
Zweisprachig aufwachsen zeigte eindrucksvoll, dass mehrsprachige Kinder empathischer sind. Das Buch erklärt, dass sie schon früh lernen, zwischen
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