GEDENKVERANSTALTUNG IN STUTTGART
Quelle : LdU-Presse / Facebook , 2 . Februar 2024
Am 27 . Januar fand im Ungarischen Kulturzentrum , Liszt-Institut Stuttgart / Liszt Intézet Stuttgart , eine Gedenkveranstaltung zur Vertreibung der Ungarndeutschen statt . Die Gedenkstunde wurde von Dr . Dezső B . Szabó , Leiter des Liszt-Instituts , eröffnet . Vor den Ansprachen von Joschi Ament , dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn , und Dr . András Izsák , Generalkonsul von Ungarn in Stuttgart , hielt Ibolya Hock-Englender , die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen ( LdU ), eine Gedenkrede .
„ In diesen Tagen gedenken wir der Vertreibung unserer Landsleute , die zwar in dem fernen und für sie fremden Deutschland ein neues Zuhause gefunden , dies aber nicht unbedingt als Heimat empfunden haben . Immer wenn ich an euren Programmen , an den Veranstaltungen der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn ( LDU ) teilnehme , erlebe ich auch nach mehr als 70 Jahren den Schmerz , der damit verbunden ist , aber auch das freudige Bekenntnis zum Ungarndeutschtum ”, erklärte Ibolya Hock-Englender ( die komplette Rede finden Sie nachfolgend ). ____________________________________________
Sehr geehrter Herr Generalkonsul Izsák , lieber András , sehr geehrter Herr Institutsleiter Dr . Szabó , lieber Dezső , sehr geehrter Herr Bundesvorsitzender Ament , lieber Joschi , werte Anwesende , liebe Freunde !
Ich bin – wie jedes Jahr seit meinem Amtsantritt – sehr gerne nach Stuttgart zu der Gedenkfeier der Vertreibung der Deutschen aus Ungarn gekommen . Nicht nur , weil ich es als Vorsitzende der Landesselbstverwaltung für wichtig und für meine Pflicht halte , sondern in erster Linie deshalb , weil mir hier das Gefühl vermittelt wird , unter Schicksalsgenossen , unter den Meinen zu sein . Ich fühle , dass auch für Sie , für Euch meine Anwesenheit , durch die ich die in Ungarn Gebliebenen vertrete , emotional bestimmend ist . Ich erfahre hier immer sehr viel Aufmerksamkeit und Zuneigung .
Das Jahr 2023 stand im Zeichen des Gedenkens an die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn . Die Reihe der Ortschaften , die ein Denkmal zu dieser Etappe unserer Geschichte geschaffen haben , hat sich erweitert . Die Landesselbstverwaltung hat aus diesem Anlass die Kampagne „ Wanderschlüssel “ gestartet , an der an die 50 Institutionen , Vereine und Selbstverwaltungen beteiligt waren . Der Wanderschlüssel als Symbol der damals erschlossenen neuen Heimat und eine bemalte Truhe aus Hartau zogen von Ort zu Ort , wobei die teilnehmenden Ortschaften die Truhe mit Erinnerungsstücken an diese Zeit gefüllt haben .
SoNNTAGSBLATT
Diese Aktion wurde auf Analogie der Maßnahme „ Wanderbündel “ durchgeführt , die wir vor Jahren zum 70 . Jahrestag der Vertreibung gestartet haben und bei der ein Bündel von Ort zu Ort gewandert ist und Erinnerungen an diese Zeit enthalten hat . Wir gedenken der Ansiedlung und betonen dabei , mit welcher Hoffnung und Zuversicht unsere Vorfahren in ihrer neuen Heimat angekommen sind , dass sie Jahrhunderte hindurch ihre Sprache , Bräuche und Identität bewahrt haben , für ihr Deutschsein gelitten und dies doch nicht aufgegeben haben .
Vor 79 Jahren , am 14 . Januar 1945 ist meine Oma mütterlicherseits in die Sowjetunion verschleppt worden . Heimgekehrt hat sie sich auch nicht kleinkriegen lassen . Mehr als einmal habe ich von ihr gehört , dass man ihr nichts Schlimmeres antun könne als die Zwangsarbeit und deshalb werden ihre Enkelkinder - trotz allen Verbotes - Deutsch können . Sie hat auch Wort gehalten .
In diesen Tagen gedenken wir der Vertreibung unserer Landsleute , die zwar in dem fernen und für sie fremden Deutschland ein neues Zuhause gefunden , dies aber nicht unbedingt als Heimat empfunden haben .
Immer wenn ich an euren Programmen , an den Veranstaltungen der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn teilnehme , erlebe ich auch nach mehr als 70 Jahren den Schmerz , der damit verbunden ist , aber auch das freudige Bekenntnis zum Ungarndeutschtum .
Jetzt , wo in Ungarn für uns , für unsere Kinder und Enkelkinder durch die äußeren Umstände nichts mehr im Wege steht , sich zu unserer Herkunft zu bekennen , tun wir es oft nicht . Und das stimmt mich traurig .
Mit großer Hoffnung sahen wir den Ergebnissen der Volkszählung entgegen , mussten aber eine Enttäuschung erleben , da wir im Spiegel der Zahlen einen Rückgang feststellen mussten - zum einen in dem Bekenntnis zur Volksgruppe , aber noch stärker im Sprachgebrauch .
Es wird so viel in die institutionelle Erziehung unserer Kinder investiert . Wir haben wirklich viele Möglichkeiten zur Entfaltung der kulturellen Autonomie und doch zeigt sich eine sinkende Tendenz , was unsere Präsenz , unsere Überzeugung betrifft . Das wirft entscheidende Fragen auf .
Der Ausgang der Volkszählung zeigt deutlich , in welche Richtung wir in den kommenden Jahren zu gehen haben , damit wir unsere Position stärken . Wenn ich hier von „ wir “ spreche , dann meine ich auch uns alle : alle Akteure auf lokaler und Landesebene , alle Erzieher in den Bildungsinstitutionen ,
9