leiten . Später wurde dann Dr . Christoph Klein der Bischof . In diesen Jahren gehörte die Evangelische Kirche zum Rückgrat des Sachsentums sozusagen . Die Kirche befand sich im Zentrum von Stadt und Dorf - geistlich und faktisch . Obwohl viele Sachsen von der rumänischen Regierung nach Deutschland ‘ verkauft ’ wurden , gab es damals noch etwa 350.000 Sachsen in Siebenbürgen , heutzutage leider nur noch etwa 15-20.000 , vor allem in Hermannstadt und Umgebung . Wir fahren noch immer gerne dorthin , weil unser Patenkind Wolfgang Köber dort wohnt . Der Klaus Johannis ( damals Hermannstädter Bürgermeister , heute Präsident Rumäniens ) hat ihn mit seiner sächsischen Frau Doris Birk getraut ; wir konnten dabei sein !
SB : Die Wende brachte einen abschließenden Exodus der Sachsen - wie haben Sie diese Zeit wahrgenommen ?
EE : Auch unsere Freunde sind fast alle ausgewandert und wir haben auch Verständnis dafür . Als ethnische Minderheit in Rumänien zu leben ist schwierig ; wir kennen es nicht nur von den Sachsen , sondern vor allem auch von den Ungarn . Es ist tragisch zu sehen , wie eine so schöne Kultur langsam verschwindet , obwohl die vielen schönen Bauten vielleicht noch jahrhundertelang stehen werden . Es könnte Rumänien ganz viel Vorteile bringen , diese historische Verbindung kulturell und touristisch auszunützen ; auf wirtschaftlicher Ebene gelingt es manchmal doch etwas zustandezubringen .
SB : Inwiefern unterschied / unterscheidet sich das Selbstverständnis eines siebenbürgischsächsischen und eines niederländischen Pfarrers ?
EE : Der wichtigste Unterschied , meinen wir , ist das Bewusstsein , dass man als Sachse in Rumänien zu einer Minderheit gehört und dass die Evangelische Kirche zum Sachsentum gehört oder gehörte – bis zur Wende . Diese Minderheiten hatten also ein kollektives Selbstbewusstsein und wir Niederländer ein eher individuelles . Eine Geschichte hierzu : Mal gingen wir in die Stadt und auf der Straße haben wir einen Theologieprofessor getroffen . Er sagte : Von weit her sah ich schon , dass ihr es wart ; denn ihr geht anders , ihr spaziert anders als die jungen Leute hier . Man spürt an euch die Freiheit !
Die Reformierte Kirche der Niederlande ( heutzutage die Protestantische Kirche , PKN ) war zwar die Volkskirche im Landesteil nördlich der großen Flüsse ( Rhein , Maas , Waal , Issel ), hat aber nie die Mehrheit bekommen . Bis etwa 1968 hat unsere Kirche zwar eine gesellschaftlich wichtige Rolle gespielt , aber seitdem eigentlich nicht mehr so . Und noch immer ist die PKN eine hauptsächlich „ weiße ” Kirche . Was das für das Selbstverständnis eines Pfarrers bedeutet , ist schwierig zu sagen .
SB : Sie haben lange im Königreich der Niederlande als Pfarrer gedient - welche Veränderungen haben Sie wahrgenommen im kirchlichen Leben ?
EE : Unserer Meinung nach hat sich die Protestantische Kirche Nederland leider aus der Gesellschaft zurückgezogen . Die großen gesellschaftlichen Fragen wie z . B . Migration , Klima , Umwelt , Krieg : Unsere Kirche schweigt . Nur Armutsfragen sind ständig auf der Tagesordnung .
Für Sie ist es wichtig zu wissen , dass unsere Kirche nie Schulen , Kindertagesstätten , Kinderheime , Altersheime , Krankenhäuser oder andere soziale Einrichtungen besaß . Die wurden zwar wie in Deutschland von der Kirche aus gegründet , aber immer als eigene Rechtsperson : als Stiftung oder als e . V . So sind die damit entstehenden Fragen faktisch ausgesperrt worden .
Aber eine Frage liegt auf unserem Teller : In der Gesellschaft wird alles vermarktet , laut der Zielsetzung der Europäischen Union - Marktwirtschaft . Nicht
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