Sonntagsblatt 1/2024 | Page 37

SB : Welchen Rat würden Sie jemandem geben , der mit der Imkerei beginnen möchte ? Wie wird man ein professioneller Imker und wie vermeidet man diese Fehler ?
ZZ : In der Tat hält die Literatur nicht mit der sich verändernden Welt Schritt , weil sich die Umstände und Ziele geändert haben . Mein Vorschlag ist , sich einen Imker zu suchen , der gut von der Imkerei leben kann und von dem man noch etwas lernen kann . Ich glaube , das sind der Weg und die Richtung . Ansonsten wird die Einstiegshürde immer höher . Früher war es sinnvoll , dass jemand mit fünf oder zehn Bienenstöcken anfing und dann , zehn Jahre später eine Imkerei aufbaute . Früher war die Rentabilität der Imkerei konkurrenzfähig mit der Industrie , dem Handel oder dem Dienstleistungssektor . Heute hat sich das Blatt gewendet : Es ist schwer zu konkurrieren , wenn sich der Großhandelspreis für Honig halbiert hat . Also versuchen wir die Effizienz zu steigern . Wie können wir diese Prozesse optimieren , wie können wir weniger lebende Arbeitskräfte einsetzen , wie können wir eine größere Bienenpopulation halten und wie können wir diese Population versorgen ? Wir messen , wir berechnen , wir planen Prozesse und versuchen , sie zu optimieren .
SB : Worauf sollten wir als Käufer beim Honigkauf achten ?
ZZ : Wenn der Honig als Mischung aus EU- und Nicht-EU-Herkunftsländern gekennzeichnet ist , kann es sein , dass in einer Million Kilo chinesischen Honigs ein Kilo europäischer Honig enthalten ist - und dann kann man sagen , dass es sich um eine Honigmischung handelt ! Das würde ich nicht glauben . In erster Linie sollte nur Honig , der aus Europa kommt , in Europa vermarktet werden dürfen . Das Dilemma ist , dass Europa selbst nicht so viel produzieren kann , wie es braucht , so dass alles importiert werden muss . Billiger und naturbelassener Honig kann auch aus Südamerika importiert werden . Die Chinesen wurden aus Amerika verbannt , weil man dort das Problem erkannt hat . Das sollten wir auch tun . Aber wir sind noch nicht so weit , dass wir das als Problem sehen . Aber es ist sehr wichtig , dass es von der Gesellschaft und der Politik verstanden wird .
SB : Wenn ich sichergehen will , gehe ich dann zum Erzeuger auf den Markt ?
ZZ : Im Prinzip ja .
SB : Gibt es sonst noch etwas , was Sie für wichtig halten ?
ZZ : So wie sich die Welt verändert , müssen auch wir uns verändern . Wir müssen bessere Imker und bessere Unternehmer sein als gestern . Das ist eine große Hilfe oder vielleicht eine grundlegende Verpflichtung für jeden , der im Spiel bleiben will . So tun wir eine Menge , um wettbewerbsfähig zu bleiben .
SB : Vielen Dank für das Gespräch ! Das Gespräch führte Martin Szanyi .

SONNTAGSBLATT UND WISSENSCHAFT

DIE MIGRATION IST SO WIE DAS

CORONAVIRUS :

Man muss mit ihr etwas anfangen , aber es reicht nicht aus , sich auf das Gutmenschentum zu berufen
Erstmalig erschienen am 20 . November 2020 auf dem Wissenschaftsportal qubit . hu des linksliberalen Nachrichtenunternehmens Magyar Jeti Zrt ., Herausgeber des Portals 444 . hu . Zweitveröffentlichung in deutscher Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Autorin Johanna Rácz - deutsche Übersetzung : Richard Guth
Teil 2 ( Teil 1 ist in Nr . 3 / 2023 erschienen . Nachzulesen unter dem Menüpunkt „ E-Paper “ auf www . sonntagsblatt . hu )
SoNNTAGSBLATT
Die deutschen Heimatvertriebenen erwiesen sich nach den Forschungsergebnissen von Prosser- Schell als sehr agile , sich selbst unterstützende Gemeinschaft : In der Umgebung von Buchen fingen sie in Genossenschaftsform an , Häuser zu errichten , was dadurch begünstigt wurde , dass es in ihrem Kreis mehrere Maurer gab , die bereit waren , unentgeltlich für die Gemeinschaft zu arbeiten . Das war die erste derartige Initiative , in deren Folge dann im Dezember 1946 schon komplette Pläne für Einfamilienhäuser mit Garten zur Verfügung standen – die Flüchtlinge wollten nicht in Mietskasernen leben . Die Mitglieder der Gemeinschaft halfen auch bei der Kreditaufnahme und dem Kauf von Baumaterial . Die auf den Ämtern beschäftigten Heimatvertriebenen versorgten die Landsleute bei den Wallfahrten mit gutem Rat . Der Architekturprofessor Egon Eiermann aus Karlsruhe half bei der Sesshaftwerdung der Heimatvertriebenen mit kostenlosen Grundstücken . Der Alltag der Vertriebenen war von der Arbeit geprägt : Wer dazu fähig war , arbeitete , pendelte zum Arbeitsplatz , half beim Hausbau , pflegte aber auch den Schrebergarten und versorgte die Tiere .
Deutsches Selbstbewusstsein , ungarisches ( madjarisches ?) Selbstbewusstsein
Die Bevölkerung des Aufnahmelandes war über die Ankunft der Vertriebenen nicht froh . Man bemühte sich nach Ergebnissen von Prosser-Schell staatlicherseits um die Integration der Vertriebenen , wobei die Katholische Kirche Dreh- und Angelpunkt war . 1949-50 wurden bereits solche Hirtenbriefe verlesen , in denen der Begriff „ Integration “ enthal-
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