Sonntagsblatt 1/2024 | Page 38

ten war und man darauf aufmerksam machte , dass die Einheimischen nicht erwarten dürften , dass die Neusiedler ihre Bräuche aufgeben . Die Integration sollte ein Prozess sein , der auf Gegenseitigkeit beruht , daher sollten sich beide Seiten gegenseitig respektieren - insbesondere die Bräuche - und man möge Diskussionen meiden .
Obwohl das Bild der fleißigen , von Zusammenhalt geprägten Gemeinschaft und des freundlichen Aufnahmestaates fast idyllisch erscheint , hatten die Vertriebenen ein hartes Los . Daraus resultierte auch , dass bis 1950 10-12.000 Ungarndeutsche zurückkehrten und sich beispielsweise in den Dörfern des Pilisch vor den Behörden versteckten , bis sie im Zuge der Generalamnestie ihre Rechte zurückerhielten . Ab 1946 ( sic !, R . G .) erteilten die ungarischen Behörden den Heimatverbliebenen sogar vorläufige Ausreisegenehmigungen , um die Vertriebenen zu besuchen . Nach 1956 erlaubte man sogar im Falle bestimmter Vertriebenengruppen wie den Donauschwaben gegenseitige Besuche . Auch nach Ungarn durfte man gegen eine bestimmte Summe ( D-Mark ) einreisen .
In der Tolnau und der Branau lebten geschlossene Gemeinschaften , deren deutsches Selbstbewusstsein - nach den Archiven , die nach 2010 eröffnet wurden - stärker war als das ungarische . Die Deutschen rund um Budapest waren besser integriert und wussten nicht wirklich von der Existenz dieser deutschen Siedlungen im Südwesten , was nach Prosser-Schell auf die schwache Netzwerkbildung dieser Minderheit deutet .
Verpiss / Verdrück dich nach Sibirien !
„ Wie oft habe ich zu hören bekommen : « Verdrückt euch wieder nach Sibirien !» - obwohl ich nicht einmal wusste , wo Sibirien liegt . Aber es war damals das Sinnbild für den fremden Ort , woher die Väter nach der Gefangenschaft zurückkehrten . Meine Eltern waren Gefangene dieses Narrativs , auch wenn sie einen deutschen Pass besaßen , Hochdeutsch sprachen und Goethe besser kannten als die Einheimischen ”, rief der 1950 geborene Ethnologe
Wolfgang Kaschuba , Professor am Institut für Migrations- und Integrationsforschung an der Berliner Humboldt-Universität , seine Erlebnisse in Erinnerung . Kaschubas Eltern wurden aus dem Sudetenland nach Deutschland vertrieben , und „ es ist die Schuld der Nazis , dass eine Landschaftsbezeichnung auf eine ganze Bevölkerungsgruppe übertragen wurde .”
Die Familie wurde in Süddeutschland angesiedelt , wo keine Rede von Willkommenskultur war : Auch Kaschubas Eltern wurden in eine fremde Wohnung zwangseingewiesen , „ es ist daher klar , dass daraus keine Freundschaften entstanden . Meine Eltern galten in der Tschechoslowakei als Deutsche , in Deutschland als Flüchtlinge .” Kaschuba wuchs also mit einer Flüchtlingsidentität auf , weil ihr Deutschtum keine gemeinsame Form hatte mit der der Alteingesessenen : Man sprach nicht den Dialekt , so dass die Sprache nicht zum Mittel der Integration , sondern zu dem der Unterscheidung wurde . Kaschuba wuchs in einer Parallelgesellschaft auf , die von der protestantischen Mehrheit durch einen Fluss im wörtlichen Sinne des Wortes getrennt war . Neben der Sprache , der Religion und der Küche gab es auch auf den Gebieten des Sports , des Schulwesens , aber auch des Einkaufs kulturelle Unterschiede , und die Integration dauerte nach Kaschuba eine Generation .
Seine Eltern waren mit den Migranten der späteren Jahre nicht solidarisch und empfingen diese so , wie sie damals empfangen worden waren , weil sie sich nur so in die Mehrheitsgesellschaft integrieren konnten . Und was Kaschuba selbst betrifft , „ setzte sich die Erfahrung , sich an der Peripherie zu befinden , fort - bloß , dass die Konservativen nach 1968 einen in die DDR schicken wollten , nicht nach Sibirien .” Kaschuba brachte die Migration als einem Migranten in der zweiten Generation ein Gefühl des Ausgestoßenseins . Als Jugendlicher suchte er vergebens nach der Gemeinschaft , der er angehören könnte . Letztendlich half ihm nur der Fußball , „ in dem es keine Dialekte gibt .”
Ende Teil 2
Spenden für das Sonntagsblatt Spenden aus Ungarn
vom 17.11.2023 bis 12.02.2024
Deutsche Selbstverwaltung
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Tiedisch / Töttös
Waschludt / Városlőd
10.000 , -Ft
15.000 , -Ft
Deutsche Selbstverwaltung
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Deutsche Selbstverwaltung
Deutsche Selbstverwaltung
Deutsche Selbstverwaltung
Almasch / Bácsalmás
Wikitsch / Bácsbokod
Witschke / Bicske
Maan / Mány
Maratz / Mórágy
Großkosar / Nagykozár
Ofenpest / Budapest 13
Orosháza
Seetschke / Szekcső
25.000 , - Ft
20.000 , -Ft
50.000 , -Ft
15.000 , -Ft
10.000 , -Ft
5.000 , -Ft
15.000 , -Ft
10.000 , -Ft
5.000 , -Ft
Kulturverein der Tschepeler Schwaben
Ofenpest / Budapest
3.000 , -Ft
Erdősi , Andreas Ofenpest / Budapest 4.000 , -Ft
Frühwirth , Michael Wetschesch / Vecsés 10.000 , -Ft
Hartdegen , Alexander Josef
Holdampf-Wagner , Mathilde
Gestitz / Várgesztes
Schitte / Süttő
30.000 , -Ft
5.000 , -Ft
Herein-Kőrös , Maria Ofenpest / Budapest 5.000 , -Ft
Huber , Emmerich Segedin / Szeged 10.000 , -Ft
Karsch , Manfred Hanselbek / Érd 3.000 , -Ft
Kövi , Michael Ofenpest / Budapest 6.000 , -Ft
Mayer , Michael Kokersch / Kakasd 14.000 , -Ft
Michelisz , Josef
Schomberg / Somberek
10.000 , -Ft
Mühlmann , Klaus Ofenpest / Budapest 10.000 , -Ft
Müller , Monika Fünfkirchen / Pécs 10.000 , -Ft