Sonntagsblatt 1/2024 | Page 28

und die verbrannte Erde der Türken zu beseitigen . Weitere Ahnen heißen Dirnbach , Ruff und Göbelt . Der interessanteste Zweig der Familie - die Ruffs ( dazu später mehr ) - wanderte laut Forschungsergebnissen vor 1792 ein , aber mehr habe der Hobbyfamilienforscher nach eigenen Angaben nicht herausgefunden . Was feststeht : „ Auf jeden Fall war mein Vater das Kind von Josef Szugfil ( geb . 1911 ) und Margarethe Szugfil ( geb . 1912 ), geb . Ruff . Meine Mutter war eine geborene Göbelt , der Vater hieß Johann Göbelt ( 1913-1945 ) und die Mutter Theresia Göbelt , geb . Dirnbach ( geb . 1915 ). Meine Eltern kannten sich schon aus Badesek , waren zusammen auf dem „ Tanzboden “ - sonntags . So wurde es mir erzählt .”
Johann Göbelt und seine Familie lebten ab 1939 / 1940 in Dortmund , ca . 15 km von Schwerte entfernt , er war Ofenbauer vom Beruf . In diesen Jahren wurde Dortmund immer mehr zur Zielscheibe der Bomber , zumal die Wohnung in der Nähe eines Bahnhofs lag . Wegen der heftigen Bombardements entschloss man sich , so Werner Szugfil , wieder nach Badesek zurückzukehren , da man annahm , dass es dort friedlicher sei . Das sei aber ein großer Fehler gewesen : „ Meine Großmutter mit den beiden Mädchen kamen in Badesek an und sprachen fast kein Wort Ungarisch , mein Großvater kam nach und wurde 1944 zwangsrekrutiert in die Waffen-SS . Durch den Einmarsch der Russen ist meine Großmutter mit den beiden Mädels und einigen Verwandten geflohen , denn wenn herausgekommen wäre , dass mein Großvater bei der SS war , wären alle erschossen worden . Bei der Flucht kam es in Badesek zu einem Kuriosum : Meine Mutter hat am Tag ihrer Abreise ihren Vater letztmalig gesehen , er war am Bahnhof , sprang in den Zug und konnte sich nicht verabschieden . Er hat aber noch auf Badeseker Gebiet den Zug wieder verlassen . Wäre er mal in Dortmund geblieben , denn er starb qualvoll in der heutigen Tschechei , wir haben von der Kriegsgräberfürsorge den Platz genannt bekommen ”, erinnert sich Werner Szugfil an das Kriegs- und Nachkriegsschicksal der Familie .
Nach einigen Wirren und Hin und Her landeten sie schließlich in Dudenhofen / Speyer ( heute Rheinland-Pfalz ), wo die Großmutter verstarb und sich die Tante nebst Familie niederließ . Es stellt sich die Frage , wie die Mutter Werner Szugfils zu seinem Vater nach Schwerte gelangte . „ Mein Vater fuhr mit einem Badeseker am 10 . 09 . 1953 - an diesem Tag war die Beerdigung meiner Großmutter - auf dem Motorrad von Schwerte nach Dudenhofen , es war sehr kalt und regnerisch . Der Freund meines Vaters wollte wegen der Cousine meiner Mutter dorthin und mein Vater fuhr mit um meine Mutter wiederzusehen , Die war damals 18 Jahre . Na ja , dadurch dass es sehr kalt war und die Jungs ausgefroren waren , tat Schnaps sein Übriges . Auf jeden Fall haben meine Eltern dann 1954 hier in Schwerte geheiratet .” Aber die Geschichte der Familie des Vaters zeugt von großen Veränderungen innerhalb weniger Jahre . Sie gehörte nämlich zu dem Kreis vertriebener Badeseker , die 1946 / 47 ihr Haus räumen und Hab und Gut zurücklassen mussten . Über diverse Stationen kamen sie nach Schwerte , es war ihnen noch ein langes Leben gegönnt : Die Großmutter starb 1989 , der Großvater vor 21 Jahren im Alter von 91 Jahren .
Aber wie ist es nun mit der Verwandtschaft mit dem ehemaligen Omega-Frontmann János ( dann wohl Johann ) Kóbor , will ich zum Schluss wissen : „ Wie oben schon mal erwähnt , ist meine Großmutter eine geborene Ruff . Georg Ruff war János ’ Großvater . Georg war auch der Großvater meiner Oma . Ich habe aber János Kóbor nie persönlich kennen gelernt , der wusste vermutlich auch nichts von mir .” Aber eines verband die beiden doch : Auch Kóbor verbrachte laut Wikipedia-Lebenslauf seine Schulferien bei der schwäbischen Verwandtschaft in Badesek . Einst schrieb Johann Kóbor über seine Herkunft so : „ Unter meinen Ahnen gab es Österreicher , Sachsen , Schwaben und wer weiß , was für Germanen noch – „ Kóbor “ ist wohl ein Umschreiben von „ Cobourg “. Auf Seiten der Großmutter mütterlicherseits gab es auch Lehrer und Priester in der Familie . Die väterliche Linie mütterlicherseits war bäuerlich , mein Großvater war auch Landwirt . Diese Großeltern wurden als schwäbische Kulaken 1946 in Viehwaggons nach Westdeutschland vertrieben .”
So schließt sich der Kreis von Werner Szugfil zu Johann Kóbor .

FEUILLETON

EIN AUSFLUG NACH WERISCHWAR

Interview mit dem „ schwedischen ungarndeutschen “ Künstler Johannes Feldhoffer
Von Annkristin Teichert
Es war ein sonniger Herbstmorgen , als ich mich auf den Weg nach Werischwar / Pilisvörösvár machte , um den ungarndeutschen Künstler Johannes Feldhoffer zu besuchen . Der in den 1970ern nach Schweden emigrierte Künstler kehrte vor einigen Jahren mit seiner Frau in seinen Heimatort Werischwar zurück . Gespannt auf die Geschichten seines Lebens und die Einblicke in seine Kunst machte ich mich vom Budapester Westbahnhof aus mit
28 dem Zug auf den Weg .
Der Bahnhof von Werischwar begrüßte mich mit einer ruhigen Atmosphäre und der Spaziergang zum Haus von Herrn Feldhoffer war von bunten Blättern gesäumt . Die Straßenschilder zeugten von der einzigartigen Verbindung zweier Kulturen – ungarisch und deutsch –, die hier so natürlich nebeneinander existieren .
SoNNTAGSBLATT