Problemen . Auch in den kleineren Dorschulen geht es an die Substanz . Wird das zugesicherte Staatsgeld doch nicht nur für den Sprachunterricht gebraucht , sondern auch für Lehrmaterialien , Bücher , letztlich auch für Heizung , Strom , etc .
Eine schlimme Situation zeigt sich auch bei der Lehrerschaft . Es zeigen sich deutliche Abwanderungstendenzen , da es infolge von weniger abzuhaltenden Unterrichtstunden auch zu Gehaltsproblemen kommt . Für die ca 55.000 Kinder , die bisher am Deutschunterricht teilnahmen , ist das insgesamt eine wirklich bedrohliche Situation . Dabei zeigte sich doch gerade bei der letzten Volkszählung von 2022 eine aufsteigende Tendenz zur Verwendung von Deutsch als in der Familie gebräuchliche Sprache .
Wohl haben sich einige Gemeinden bereit erklärt , aus ihren Finanzmitteln den bisherigen Stand von drei Wochenstunden auszugleichen , viele konnten da jedoch nicht . Daher haben sich , unter anderem auch aus Österreich , einige Vereinigungen entschlossen , hier eine Unterstützung , z . B . durch Sammlungen , in die Wege zu leiten . Österreichische Landmannschaft ( ÖLM ), Deutsche Burschenschaft u . a . betreuen so z . B . Schulen und Kindergärten mit doppelsprachigem Unterricht . Auch die Angehörigen der deutschen Volksgruppe in Polen versuchen durch Abhaltung privater Kurse für Kinder und Erwachsene , durch die Einrichtung von den „ Miro- ( Klose ) -Fußballschulen “, wo neben Fußball auch Deutsch-Unterricht erfolgt , u . a . m . eine Besserung der Situation zu erreichen . Natürlich soll auch eine Rücknahme der diskriminierenden polnischen Maßnahmen erreicht werden ( der Deutschunterricht in drei Stunden wurde Anfang Februar wieder eingeführt , Red .).
MERKWÜRDIGKEITEN
DAS BLEYER-DILEMMA -
VOLKS- ODER STAATSZUGEHÖRIGKEIT ?
Von Patrik Schwarcz-Kiefer
Das Jakob-Bleyer-Heimatmuseum in Wudersch veranstaltete anlässlich des 150 . Geburtstages von Jakob Bleyer Ende Januar eine würdige Gedenkveranstaltung . Andreas Grósz hielt einen Vortrag über das Leben Bleyers , in dem er u . a . auf das Dilemma Bleyers einging : Soll die ungarndeutsche Identität auf der Staatszugehörigkeit basieren und die Deutschen damit letztlich Hungari ( Deutschungarn , gleichberechtigte Mitglieder der ungarischen Nation ) sein oder soll die gemeinsame Volkszugehörigkeit zu allen deutschsprachigen Ländern Europas - mit Deutschland im Zentrum - die Basis sein .
Bleyer vertrat anfangs die erste Auffassung , nicht umsonst kämpfte er für die territoriale Integrität des Königreichs Ungarn . Er tat dies in Deutsch- Westungarn , im Burgenland , wohl wissend , dass das Burgenland zu einem deutschen Nationalstaat gehören würde . Aus heutiger Sicht wissen wir , dass ohne diese Grenzziehung die Grenze des deutschsprachigen Raumes weiter westlich verlaufen wäre und die Burgenländer das Schicksal der Ödenburger geteilt hätten : Vertreibung aus der Heimat trotz Staatstreue .
Im Laufe der Jahre und nach erfolglosen Kämpfen änderte Bleyer seinen Standpunkt und stellte die Volkszugehörigkeit in den Mittelpunkt . Das Überleben der Deutschen in Ungarn sei nur mit Hilfe Deutschlands möglich . Die Tragik seines Lebens bestand darin , dass auch dies keine Lösung war . Die nationalen Interessen der Weimarer Republik und des Dritten Reiches lagen woanders und Deutschland wollte für die deutsche Minderheit keinen Konflikt mit Ungarn eingehen .
SoNNTAGSBLATT
Der ungarische Staat , dessen treue Einwohner auch die Deutschen waren , wollte uns nicht und das deutsche Volk , dessen Repräsentant das jeweilige Deutschland war , wollte uns auch nicht .
Seit dieser Erkenntnis und dem Tod Bleyers sind 90 Jahre vergangen . Das Dilemma mag immer noch aktuell sein , die Umstände sind ähnlich .
Es gibt ein Deutschland , das von der Auswanderung der letzten Donauschwaben aus Ungarn profitiert und Kleingeld hergibt , um das Verschwinden der Zurückgebliebenen etwas zu verlangsamen . Es gibt ein Ungarn , das die deutsche Volksgruppe als nationsbildendes Element präsentiert , aber die Nationsbildung basiert auf der madjarischen Ethnizität , d . h . der ungarischen Sprache und Kultur . Die deutsche Sprache und die Deutschen mit deutscher Identität haben darin letztlich keinen Platz . Es ist auch aus der Sicht der Mehrheit verständlich , dass für maximal 100.000 Menschen kein neues nationales Selbstbild entwickelt wird .
Was scheint aus heutiger Sicht der einzige Ausweg aus diesem Dilemma zu sein ? Die Frage ist leider einfach zu beantworten : Wenn wir die Tendenzen kennen , wird das Verschwinden der Donauschwaben in Ungarn noch zu unseren Lebzeiten geschehen . Natürlich wird eine immer kleinere Restgruppe erhalten bleiben , aber von diesem Zustand aus führt der Weg nur in eine Richtung : in die Richtung des endgültigen Verschwindens . Die Lösung ist also , dass es niemanden mehr geben wird , der diese Frage stellt . Ohne Fragen gibt es keine Antworten und damit auch kein Dilemma mehr .
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