Sonntagsblatt 1/2020 | Page 6

on gewordenen Veranstaltungen, aber auch von der Umsetzung neuer Ideen. Als wichtiges Ziel möchte sie die ungarndeutschen Gemeinschaften in und um Fünfkirchen zusammenbringen: „Das Lenau-Haus war schon in den 1990er Jahren ein bedeutendes Zentrum der Ungardeutschen der Branau/Baranya. Hier zu ar- beiten ist für mich eine Ehre und auch eine Herausforderung und ich hoffe, dass ich mit meiner Arbeit und meinen Ideen dazu bei- tragen kann, dass unsere deutsche Muttersprache, unsere Kul- tur und unsere Identität gestärkt werden.” Eine Aufgabe, der sich Aniko auch in ihrem Heimatdorf Nim- mesch/Hímesháza angenommen hat - in einem immer schwie- rigeren Umfeld: „Es gibt leider immer weniger Jugendliche, die sich für die Sprache und unser Brauchtum interessieren. Auch das Gemeinschaftleben hat sich geändert, auch die Dorfleute sind nicht mehr so offen wie früher. Die ältere Generation ist sehr engagiert, aber Schulkinder und junge Erwachsene sind schwer zu motivieren. Aus diesem Grund versuchen wir mit meinen Kol- leginnen immer etwas Neues zu bringen: Faschingskrapfen- Pro- jekttag in der Grundschule, Teilnahme am TrachtTag (organisiert vom Zentrum in Budapest) und Zeichenwettbewerbe in verschie- denen Themen.” Ein österreichischer Ungarndeutscher Manfred Mayrhofer gibt Chefredaktion des LandesratForums ab Manfred Mayrhofer bei der Jubäliumsfeier der JBG 2018 SB: Lieber Manfred, das LandesratForum, dessen Chef- redaktion Du Ende letzten Jahres abgegeben hast, ist mit deinem Namen verbunden – wie geht es nun mit dem Forum weiter? MM: Wie es mit dem LandesratForum weitergeht, kann ich zu diesem Zeitpunkt (Ende Februar, R. G.) leider nicht sagen. Ich habe die Chefredaktion in der Tat niedergelegt, aber nicht, weil ich das Forum nicht weitermachen wollte, sondern weil ich mit meinen 79 Jahren nicht mehr dem Druck des „Müssens“ aus- gesetzt sein wollte. Da ich in meinem Alter nicht mehr selber mit dem Auto fahre, wäre es für mich sehr schwierig gewesen, bei jeder einzelnen Veranstaltung des Landesrates, aber auch bei den Veranstaltungen der dem Landesrat angegliederten Vereine dabei zu sein. Da zur selben Zeit auch die Büroleiterin aus Pen- sionsgründen ihre Arbeit gekündigt hatte, hätte ich niemanden gehabt, der mich zu diesen Veranstaltungen bringt. Ich habe je- doch dem Vorsitzenden des Landesrates der Ungarndeutschen 6 Chöre und Tanzgruppen ein Angebot gemacht: Wenn ich Berich- te und Bilder über die jeweiligen Veranstaltungen bekomme, bin ich gerne bereit das Forum zu erstellen. Sollte er selber das Fo- rum machen, so habe ich ihm auch das Angebot gemacht dieses über meine Verteilerlinie an die bei mir gespeicherten ca. 4000 E-Mail-Adressen zu versenden bzw. auf den diversen Plattfor- men einzustellen. SB: Ein Österreicher, der sich für die Ungarndeutschen ein- setzt – woher kam die Idee? MM: Als ich in den Jahren 1965-1970 für eine amerikanische Fir- ma in Mittel- und Osteuropa tätig war, hatte ich auch in den ver- schiedenen Ländern privat immer wieder mit deutschstämmigen Menschen zu tun. Auch in den Jahren darauf war ich immer wie- der in Osteuropa tätig und so lernte ich viele Menschen der je- weiligen Minderheiten kennen. Seit der Zeit, in der ich fast immer in Ungarn war und hier mit meiner Lebensgefährtin lebe - deren Abstammung auch aus dem Ungarndeutschen bzw. damaligen Westungarn (jetzt zu Österreich gehörenden Gebieten) kommt -, wurde das Interesse für die ungarndeutsche Nationalität ge- weckt. Durch die Bekanntschaft mit dem leider schon verstor- benen Stefan Neubrandt und dem damaligen Vorsitzenden der Jakob Bleyer Gemeinschaft Georg Krix kam in mir der Gedanke auf, mich aktiv in die Arbeit der deutschen Nationalität einzu- schalten. SB: Du lebst mittlerweile seit über zwei Jahrzehnten in Un- garn – welche Erfahrungen hast Du gesammelt - insbeson- dere auf dem Gebiet der „Volkstumsarbeit”? MM: Meine Erfahrungen auf dem Gebiet der Volkstumsarbeit sind folgende: Es ist 5 Minuten vor 12, aber die ungarndeut- sche Nationalität lebt noch. Auf dem Gebiet der Muttersprache ist leider eine negative Entwicklung zu sehen. Die Erlebnisge- neration stirbt aus, Großmütter und Großväter, die die Mutter- sprache noch sprachen, leben auch nicht mehr, und das, was in den Schulen bei Rezitationswettbewerben in der Muttersprache gesprochen wird, ist höchstens nur mehr bühnenreif. Die Jugend lernt zwar in den Schulen die deutsche Schriftsprache, jedoch, glaube ich, nach einem etwas veralteten System, sodass sie im Berufsleben erst wieder die Sprache neu erlernen müssen. Auf dem Gebiet der Musik, des Gesangs und des Volkstanzes sind dank der Bemühungen des Landesrates Fortschritte zu sehen - jedoch muss man bedenken, dass in diesen Vereinen, die diese Volkstumsarbeit machen, auch viele Mitglieder dabei sind, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Im Sektor der Chöre wird meiner Meinung nach die Nachwuchsarbeit an den Schulen vernachlässigt, innerhalb der Blaskapellen und der Tanzgruppen funktioniert die Nachwuchsarbeit relativ gut. SB: Oft hört man, dass der Ruhestand heute eigentlich eher einem Unruhestand gleicht - was sind deine Pläne für die Zeit nach dem LandesratForum? MM: Da ich nach dem Ausscheiden aus dem Landesrat meine Tätigkeit als Pressesprecher des Weltdachverbandes der Do- nauschwaben weiterhin innehabe - mindestens bis zur nächsten Wahl -, werde ich mich auch dort einsetzen, dass der Weltdach- verband der Donauschwaben auch in den Medien immer wieder aufscheint - sei es auf Facebook, YouTube oder in Form einer Informationsbroschüre, die über meine Verteilerlinie - die auch das LandesratForum benutzt hatte - an 4000 E-Mail-Adressen verschickt wird. Außerdem werden wir, Zsuzsa und ich, weiterhin einige unserer beliebten Blasmusik-Veranstaltungen besuchen: Europameisterschaft der Blasmusik, Blasmusikfestival in Sobes- lav, Böhmischer Traum in Niederösterreich und andere mehr. SB: Manfred, wir wünschen dir alles Gute für die Zukunft! Das Kurzinterview führte Richard Guth. Erfolgreiche Diskussionen bei der SoNNTAGSBLATT