Sonntagsblatt 1/2020 | Page 11

Schweiß benetzt wurden – oder die sie in Freude festhielten? Oder anders gesehen, möchten wir ein Beispiel unseren Nach- kommen hinterlassen, das besagt, man müsse von den Ahnen nichts behalten, wodurch sie sich auch von uns vielleicht ohne nachzudenken „problemlos“ lossagen werden? deutschtums als Grundlage einer Beurteilung bzw. Gegenüber- stellung mit der Lage der ungarndeutschen Volksgruppe zu nehmen. Hier muss ich wieder einen Satz aus dem Schreiben des Herrn Sawa (Seite 14) zitieren: …Dabei wäre es nötig eine Bestandsaufnahme unser selbst vorzunehmen, um jene Punkte auszuarbeiten, die unserer heutigen Zeit gerecht ein Bestehen für eine Volksgruppe ermöglichen… Ja! Eine Bestandsaufnahme! Gedanken zu einer Merkwürdigkeit Zur Fragestellung könnten die in Siebenbürgen gemachten Er- fahrungen (bitte den Reisebericht von Herrn Guth nochmal, ja öfters zu lesen!) die Grundlage geben: Von Georg Krix Lage/die ungarndeutsche und rumäniendeutsche (Sicc!) Volks- gruppe in Zahlen - gestern und heute Als Einleitung Geschichtlicher Rückblick Unter den wenigen ungarndeutschen Zeitschriften besteht – in- haltlich gesehen – ein großer Unterschied. Man darf eigentlich alle als GUT bezeichnen, freilich nur aus einem bestimmten Blickwinkel gesehen. Da gibt es welche, die sich nur mit den Er- eignissen und Nachrichten einer bestimmten Ortschaft befassen, andere wieder sind eben mehr regionaler Bedeutung. Doch gibt es auch eine „Neue Zeitung”, die als Sprachrohr des gesamten Ungarndeutschtums hochgepriesen wird und als solche bekannt ist. Und es gibt noch das „Sonntagsblatt” des Landesvereins Ja- kob-Bleyer-Gemeinschaft, das leider nur vierteljährlich erscheint und auch wenig bekannt ist (da es von amtlicher ungarndeutscher Seite auch nicht bekannt sein soll, d.h. einfach totgeschwiegen wird). Auch diese zwei Letzteren sind – wie vorhin schon ge- sagt – GUT, jedoch mit großem Unterschied. Macht uns die Neue Zeitung überwiegend mit der glänzend dargestellten und hoch- gepriesenen (Schein)Existenz der Volksgruppe bekannt, so er- fahren wir aus dem Sonntagsblatt eben dessen Gegenteil, die wahre Lage der Volksgruppe und die schädliche Ausstrahlung von Schönfärberei und Wichtigtuerei / Selbstbelügung. Zum Deutschen Kalender der Landesselbstverwaltung ist - meiner Meinung nach – die Bezeichnung „Märchenbuch“ zutreffend. Zur Merkwürdigkeit Ich lese den Artikel „Unsere Scheinexistenz dient nur dem An- schein einer Zukunft” (Nr. 4/2019 auf Seite 13) nun schon zum dritten Mal und bewundere immer mehr die klare/reale Dar- stellung des Autors hinsichtlich Sein und Werden unserer da- hinsiechenden ungarndeutschen Volksgruppe. Dabei stelle ich mir doch gleichzeitig auch die Frage: Wie viele ungarndeutsche Landsleute lesen wohl diese Zeilen und wie viele verstehen die darin gemachten Feststellungen (manchmal bloß Andeutungen) bzw. wie viele machen sich auch Gedanken darüber? Bestimmt gibt es einige (vielleicht sogar auch viele?), denen dieser Artikel zu Herzen geht, was jedoch – leider – nicht bemerkbar ist, da kei- ne Reaktion, keine Kommentare zu lesen und keine ’Likes’/„Ge- fällt mir”-Angaben (wie auf Facebook allgemein) zu sehen sind. Die Arbeit (Maßnahmen?) der Deutschen Selbstverwaltung/en, das theatralische Auftreten der Kulturgemeinschaften wird von amtlich/öffentlicher Seite in den ungarndeutschen Medien nicht kritisiert/beanstandet, ganz im Gegenteil: nur Jubel und Beifall (?!), was wirklich den Anschein ergibt, dass alles bestens ist und wir - d.h. die ungarndeutsche Volksgruppe - uns einer glänzen- den Gegenwart erfreuen und einer hoffnungsvollen Zukunft ent- gegengehen. Ich verweise hier auf einen ebenfalls im selben Sonntagsblatt (auf den Seiten 4-8) erschienenen Artikel/Reisebericht von Ri- chard Guth über einen Ausflug / eine Studienfahrt der JBG nach Siebenbürgen/Sieweberjen mit dem Vorschlag, das darin beschriebene Dasein des beinah verschwundenen Rumänien- SoNNTAGSBLATT Wie ist es mit dem Sprachgebrauch? Wie fungieren die Bildungseinrichtungen? Medien, Schulen, Kulturgruppen? Wie verhält sich die Kirche? Angaben zu Gegenwart und Zukunft Menschen verschiedener Nationalität unter sich u.a.m. Also einige richtungsweisende Fragen, die in Details ausgearbei- tet werden sollten! Antworten darauf hat Herr Sawa in seinem „merkwürdigen” Artikel bereits angedeutet. Eine klare Antwort sind jedenfalls die abschließenden Sätze des Artikels: „… der Fortbestand als Nationalität kann nicht erzwungen werden. Die Bemühung alleine auf dem Bildungsweg es zu schaffen, ist zum Scheitern verurteilt, denn das Bestehen als Volksgruppe ist / kann nicht ein Schulfach sein - selbst wenn man dabei Erfolge erzielen kann. Die „Zugehörigkeit” als solche ist nämlich viel weniger eine kognitive als eine emotionale Erscheinung: Die Gemeinschaft ist mehr eine erlebbare als eine erlernbare Sache. Dennoch hat all das mit Erziehung zu tun: durch unser eigenes Beispiel…” Sehr richtig ! Das eigene Beispiel – die Erziehung! Doch wenn wir betrachten, dass seit Kriegsende heute bereits die vierte Generation im Aufwachsen ist und wir feststellen müssen, dass seither die deutsche Volksgruppe Ungarns sich im Gleitflug befindet und bis heute völlig ihr Gleichgewicht verloren hat: Wo die deutschen Eltern selber ihre (eigentlich) ererbte Mutterspra- che (oft auch den Namen) verloren haben, da ist eine deutsche Erziehung in der Familie - mit wenigen lobenswerten Ausnah- men - schon gar nicht mehr möglich. Fällt also diesbezüglich die Familie aus, so kann/könnte es für deutsche Erziehung nur noch eine Stütze geben: eine vorbildliche deutsche Schule. Die fehlt uns jedoch heute! Sie müsste erst wieder geschaffen werden! Eine Aufgabe, die mit der heute üblichen und hochbewerteten „Übernahme der Erziehungsstätten in die Trägerschaft der un- garndeutschen Selbstverwaltungen” nicht gelöst wird/gelöst wer- den kann. Ja, deutsche Kindergärten, deutsche Schulen, Lehr- anstalten zur Bildung von deutschen (nicht zu verwechseln mit ’deutschsprachigen’) Lehrern und Priestern heißt die Forderung, für die sich der ehemalige „Deutsche Verband” bereits vor 40-50 Jahren wiederholt stark gemacht, die Regierung und Partei be- stürmt hat. Diesbezügliche Maßnahmen sind seit der politischen Wende und der Schaffung deutscher Selbstverwaltung vor 25- 30 Jahren so von ungarischer wie auch ungarndeutscher Seite hochgelobt, jedoch unbedeutend und erfolglos für ein Erwachen deutschen Selbst- und Volksbewußtseins sowie zur Stärkung ei- (Fortsetzung auf Seite 12) 11