Sonntagsblatt 1/2019 | Page 9

alle konfessionellen, sprachlichen und historischen Unterschiede hinweg schlossen sie sich am 6. September 1919 in Temesch- burg im ‚Verband der Deutschen in Rumänien’ zusammen. Der neue Staat Großrumänien hielt sich dabei an das französische Vorbild und wurde zu einer zentralistischen - von Bukarest aus regierten - Monarchie“, so Petri weiter, der kurz darauf den am 9. Dezember 1919 abgeschlossenen ‚Minderheiten-Schutzvertrag der Westmächte mit Rumänien thematisierte und später sehr de- tailliert die neuen Gesetze Großrumäniens nach 1919 und die entsprechenden Auswirkungen auf die Siebenbürger Sachsen darstellte. „Schlussendlich leiten meiner Meinung nach die Entwicklungen nach dem 1. Weltkrieg auch das Ende der Siebenbürger Sachsen und ihrer über 850-jährigen Geschichte in Siebenbürgen indirekt ein. Nach 1945 haben die Siebenbürger Sachsen im Kommunis- mus durch Willkür, Enteignung und Entrechtung sowie Familien- trennungen bzw. - zusammenführung ihre Identifizierung mit der Heimat immer mehr verloren und sich nach der neuen Wunsch- heimat ‚Deutschland’ gesehnt. 1990 wanderte der Großteil der Siebenbürger Sachsen nach Deutschland ’aus’, da die neue Re- gierung sie rechtlich benachteiligte, auf ihre spezielle Situation und Forderung nicht einging und sie in Rumänien keine Zukunft mehr sahen. Weniger als 10 % verblieben nach der Revolution 1989/90 in Rumänien. Es gehört zu einer besonderen Fügung in der Geschichte Österreichs, dass etwa 20.000 Siebenbürger Sachsen aus Nordsiebenbürgen und einigen Grenzsiedlungen Südsiebenbürgens und deren Nachkommen nach ihrer Flucht und Ankunft im Spätherbst 1944 in Österreich eine neue Hei- mat fanden. Das Besondere daran ist wohl die Tatsache, dass viele gerade in jenen Landesteilen Oberösterreichs siedeln, aus welchen im 18. Jahrhundert unter den katholischen Kaisern Karl VI. und Maria Theresia etwa 6.000 ‚evangelische Landler’ nach Siebenbürgen ‚transmigriert’, d.h. damals zwangsumgesiedelt wurden“, so Volker Petri am Ende seines Referats. Die Rumäniendeutschen seien mit der Minderheitenpolitik des Staates zufrieden, behauptet der Vorsitzende des DFDR Erschienen auf transindex.ro, 19. 01. 2019, deutsche Übersetzung: R. Guth Die rumäniendeutsche Gemeinschaft sei mit der Minderheiten- politik des Staates zufrieden, Autonomie sei kein Thema für sie, betonte der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deut- schen in Rumänien (DFDR), Dr. Paul-Jürgen Porr, am Samstag in Mediasch. „Für die deutsche Gemeinschaft ist die Autonomie kein Thema, wir distanzieren uns jederzeit von derartigen Tendenzen. Wir sind zufrieden mit der Minderheitenpolitik des rumänischen Staates, die Bildungs- und Schulpolitik inbegriffen”, sagte Porr. Der Vorsitzende des DFDR betonte, dass es in Rumänien bereits vor 1989 Klassen mit deutscher Unterrichtssprache gab, was als Privileg galt im Vergleich zu der Praxis in anderen südosteuro- päischen Ländern. Neben den Schulen gibt es mehrere Universi- täten, an denen man in deutscher Sprache studieren kann, zum Beispiel in den Fachbereichen und -richtungen Wirtschaftswis- senschaften, Journalismus, Physik, Chemie oder Biologie. „Das ist mustergültig in Europa”, ergänzte Porr. Dr. Paul-Jürgen Porr wies auf einem Symposium in Mediasch darauf hin, dass die von ihm geleitete Organisation in den letzten SoNNTAGSBLATT Tagen von 1989 beziehungsweise in den ersten Tagen von 1990 gegründet wurde – zuerst gab es einige Ortsgruppen, danach wurden regionale Gruppen gegründet. Zurzeit hat das Demo- kratische Forum der Deutschen in Rumänien 40.000 Mitglieder und versucht als kleine Organisation die Rolle eines Katalysators einzunehmen. Im Stephan-Ludwig-Roth-Lyzeum Mediasch hat man ein Sympo- sium zu dem Anlass veranstaltet, dass sich vor hundert Jahren, Januar 1919, die Sächsische Nationalversammlung für den An- schluss der von Sachsen bewohnten Gebiete an Rumänien aus- gesprochen hat. Dem Symposium wohnte auch der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Cord Meier-Klodt, bei. Silvesterbegegnung in Budapest Von Petr Veselý aus Brünn/Brno in Tschechien, der im Jahr 2018 im Rahmen eines Europäischen Freiwilligendienstes (EVS) im Büro der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde in München arbeitete – die Silvesterbegegnung stellte somit den krönenden Abschluss seines Freiwilligenjahres dar. Das Jahresende wird in der Mehrheit der europäischen Kulturen und Länder von riesengroßen Feiern begleitet und nicht anders war es auch in diesem Jahr. Die Menschen in ganz Europa re- kapitulieren das vergangene Jahr und lassen die Feuerwerke los, um in das neue Jahr mit einer guten Laune reinzurutschen. Auch die Junge Aktion folgt dieser Tradition und organisiert für ihre Mitglieder jedes Jahr eine Silvesterbegegnung. Die diesjäh- rige Silvesterbegegnung hob sich allerdings wesentlich von allen vorherigen ab, weil sie weder in Tschechien noch in Deutschland stattfand, was die Länder sind, in denen sie normalerweise aus- gerichtet wird; dieses Jahr wurde die Silvesterbegegnung näm- lich in der ungarischen Hauptstadt Budapest veranstaltet. Die Idee, eine Silvesterbegegnung in Budapest zu organisieren, kam schon vor zwei Jahren auf den Tisch, und nach zwei Jah- ren – voll von Vorbereitungen und Verabredungen mit den Bu- dapester Organisationen – wurde die Idee endlich umgesetzt. Neben der finanziellen Förderung war für die Verwirklichung un- erlässlich, einen Partnerverein in Budapest zu finden, der an der Ausrichtung mitwirken würde. Des Weiteren galt es auch Räume zu finden, in denen das Programm realisiert werden könnte; für die beiden zu erledigenden Dinge wurde eine Lösung gefunden. Da die Junge Aktion eine katholische Gemeinschaft ist, fand sie Unterstützung beim Jesuitenkolleg St. Ignatius (Szent Ignác) in Budapest, in dem beinahe alle Programme stattfinden konnten. Die Rolle des ungarischen Partners übernahm dann die GJU (Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher). Die Veranstaltung fing am 28.12.2018 an und dauerte bis zum Jahresende, wobei 40 Leute daran teilnahmen, einschließlich des Organisationsteams. Das Programm war tatsächlich vielfäl- (Fortsetzung auf Seite 10) 9