schen zum Deutschtum. Die wichtigste Kulturorganisation der
Karpatendeutschen ist der „Karpatendeutsche Verein in der
Slowakei“, der sieben regionale Zentren hat. Seine einzige Zeit-
schrift ist das Monatsblatt „Karpatenblatt“. Sein Museum, das
„Karpatendeutsche Museum“, liegt unweit des Museums der
Kultur der Slowakeimadjaren (Szlovákiai Magyar Kultúra Múzeu-
ma) in der Pressburger Altstadt. Er verfügt über zwei deutsch-
sprachige Kindergärten, der eine ist in Pressburg, der andere in
Käsmark. Es gibt sechs Ortschaften mit erweitertem Deutsch-
unterricht bzw. wo man Fächer in deutscher Sprache unterrich-
tet, falls Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Unterricht in deutscher
Sprache erfolgt an der Deutschen Schule Pressburg (DSB) und
es gibt zwei bilinguale Gymnasien, das eine in Pressburg, das
andere in Deutschendorf/Poprad.
Das Fórum-Institut beschäftigt sich primär zwar nicht mit der Er-
forschung der deutschen Minderheit, denn darauf konzentrieren
sich eher die bereits genannten Organisationen. Aber es ver-
sperrt sich dem auch nicht. Zum Beispiel hat das Fórum-Institut
die Monografie „Nemci na Slovensku” (Deutsche in der Slowakei)
von Magdaléna Horváthová herausgegeben. Der Historiker Attila
Simon hat sich mit den deutschen Parteien der Zwischenkriegs-
zeit beschäftigt bzw. es finden Aufsätze, die sich der deutschen
Minderheit widmen - auch in unserer Zeitschrift „Fórum Kisebb-
ségkutató Szemle”, die viermal im Jahr erscheint, ihren Platz.
SB: Wie denkt man in der Slowakei über die Lage der ungar-
ländischen Slowaken?
ZSL: Soviel ich weiß, beschäftigen sich die Menschen genau-
so wenig mit dieser Frage wie die Menschen in Ungarn mit der
madjarischen Minderheit in der Slowakei. Es gibt sogar welche,
die gar nichts von unserer Existenz wissen. Diejenigen, die sich
irgendwie für die Lage der slowakischen Minderheit in Ungarn
interessieren, setzen da an, dass es ja in der Slowakei so viele
Madjaren gäbe, während man die Slowaken in Ungarn madjari-
siert hätte.
SB: Lassen Sie uns zum Schluss in die Zukunft blicken: Wel-
che Zukunft erwartet die Slowakeimadjaren?
ZSL: Die Zukunft der Slowakeimadjaren ist in vielerlei Hinsicht
mit der der Slowakei verbunden, denn hier leben wir, es ist unser
Vaterland. Und was uns die Zukunft bringt? Kann ich nicht vo-
raussagen. Eins ist klar: Trotz Klagen lebte es sich in der Slo-
wakei noch nie so gut wie gegenwärtig; dies gilt auch für die
Madjaren, obwohl es ja, wie auch anderswo, regionale Unter-
schiede gibt. Eine andere Frage ist, ob die Slowakeimadjaren
eine Zukunft haben. In der besagten Studie sagten 95%, dass
wir unser Madjarentum bewahren sollen. 87% meinten, dass der
Staat die nationalen Minderheiten darin unterstützen sollte, dass
diese ihre nationale Identität bewahren.
Und auf wen kommt es beim Fortbestand der Madjaren in der
Slowakei an? Nach den Befragten: auf den jeweiligen slowaki-
schen Staat (4,5%), die MKP (1,7%) und die Most-Híd (0,3%).
92% meinten, dass es auf die Madjaren selbst ankomme, d. h.
Schlüssel des Fortbestands ist das Individuum.
Auf die Frage jedoch, was man zum Fortbestand der Slowakei-
madjaren beitragen könnte, gab es viel verhaltenere Reaktionen:
43% sagten, dass sie in der Lage wären, einen Beitrag zu leis-
ten und zwar mit konkreten Dingen. Die Mehrheit jedoch äußerte
sich ziemlich unverbindlich - und das, obwohl ohne einen aktiven
Beitrag der Betroffenen nichts funktionieren kann.
SB: Frau Dr. Lampl, vielen Dank für das Interview!
Das Interview führte Richard Guth.
SoNNTAGSBLATT
Slowakische Schule
im madjarischen Dorf
Schulstreit in Rohovce/Nagyszarva offenbart Schicksals-
fragen der madjarischen Minderheit in der Slowakei
Von Richard Guth
Die Schnellstraße von Pressburg nach Niedermarkt (Dunajská
Streda/Dunaszerdahely) ist erst im Bau, aber die Konsequen-
zen spüren die Alteingesessenen der Großen Schüttinsel (Žitný
ostrov/Csallóköz) bereits jetzt. Denn die slowakischen Zuzügler
sind bereits da und stellen mittlerweile ein Fünftel der Bevölke-
rung der 1200 Seelen-Gemeinde. Im Mai sorgte eine Petition
von slowakischen Eltern für Diskussionen, die sich - es ging um
zwei Familien, die von anderen slowakischen Familien der Um-
gebung unterstützt wurden - eine slowakische Schule wünsch-
ten. Eine öffentliche Gemeinderatssitzung wurde einberufen, an
deren Ende sich die Mitglieder des Gemeinderates einstimmig
gegen die Einrichtung slowakischer Klassen entschieden. Die
slowakische Elterninitiative wies in einem Bericht auf dem Portal
bumm.sk darauf hin, dass die nächstgelegene slowakische
Grundschule in Sommerein/Šamorín aus Platzgründen keine
Schüler mehr aufnehmen könnte und die Schüler deswegen
nach Gabčikovo/Bős fahren müssten, was 45 Minuten entfernt
liegt. Nach der Argumentation dieser Elterninitiative würden die
slowakischen Klassen die madjarischen Schulen stärken, die mit
Schülermangel kämpfen würden.
Wie das Portal korkep.sk in einem Bericht anmerkte, war sich
wohl jeder sicher, dass die Geschichte damit nicht zu Ende
war. Denn die Stimme der Rohovcer Slowaken wurde auch in
Pressburg erhört, Ministerpräsident Peter Pellegrini nahm sich
höchstpersönlich der Sache an. Im Dezember wurde von einem
Smer-Abgeordneten eine Gesetzesänderung eingebracht (Dass
Anträge von einem Wahlkreisabgeordneten eingebracht werden,
wird auch in Ungarn munter praktiziert, damit lassen sich Abstim-
mungsrunden mit den Betroffenen vermeiden. In Deutschland ist
das weitgehend unüblich, im Bundesland Sachsen dürfen nur
Fraktionen oder mindestens sieben Abgeordnete einen Antrag
einbringen.), die die slowakeimadjarische Presse kritisch bewer-
tet, obwohl einer der madjarischen Koalitionsabgeordneten von
der Partei Most-Híd, Péter Vörös, der übrigens für die Vorlage
stimmte, diese als eine Chance für die madjarischen Zwerg-
schulen sieht. In der Tat wurde die Mindestschülerzahl bei der
Einrichtung von Klassenzügen oder gar Gründung von Schulen
abgeschafft, dennoch ist man madjarischerseits der Meinung,
dass das nicht den ungarischen Schulen nützen werde. Das
modifizierte Bildungsgesetz schreibt die Gründung von Schulbe-
zirken (die Trägerschaft von Schulen ist in der Slowakei Sache
der Kommunen) vor und sollten sich die betroffenen Kommunen
nicht einigen können, dann würden Schulbezirke von den Be-
zirksregierungen festgelegt. Das größte slowakeimadjarische
Presseorgan „Új Szó” spricht in diesem Zusammenhang von
„slowakischer Schule auf Befehl”. Als problematisch sieht der
von „Új Szó” befragte Jurist János Fiala-Butora die Regelung an,
dass der Staat für die Unterhaltung neu einzurichtender Klassen
keine zusätzlichen Mittel bereitstellt. So könnte es laut diesem
Experten vorkommen, dass die Bezirksregierung die betroffene
Kommune zwingt, eine Klasse sogar mit vier Schülern zu eröff-
nen, aber eben ohne zusätzliche Mittel. Ein befragter Schulleiter
bestätigte, dass die Schulen in der Slowakei mit Klassenstärken
von mindestens zwanzig Schülern rentabel zu betreiben seien.
Auch eine Vertreterin der oppositionellen Partei der Madjarischen
Koalition (MKP), Beáta Kiss, äußerte sich gegenüber dem Portal
parameter.sk kritisch und spricht von „staatlicher Arroganz”. Da-
rüber hinaus sagte Fiala-Butora, dass die Neuregelung gerade
solchen Gemeinschaften zugutekomme, die sich neu gebildet
haben und über keine politische Vertretung in den kommunalen
(Fortsetzung auf Seite 26)
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