Sonntagsblatt 1/2018 | Page 25

Leider Gottes spricht – bis auf wenige Begriffe – keinen den jeweiligen Dialekt, aber die Kenntnis der deutschen Hochspra- che halten wir wegen der Kontaktpflege mit unseren deutschen Freunden, Bekannten und Fans für außerordentlich wichtig. SB: Als was würdet ihr euch definieren? Schwaben, Ungarn- deutsche, Ungarn/Madjaren? Schwowischi Buam: Die Mitglieder mit schwäbischen Wurzeln fühlen sich naturgemäß als Ungarndeutsche, aber auch die an- deren halten die Pflege und Bewahrung der Traditionen für wich- tig. SB: Wie seht ihr die gegenwärtige Lage der Ungarndeut- schen (auch der ungarndeutschen Jugend)? Schwowischi Buam: Aufgrund unserer Auftritte sind wir viel her- umgekommen, haben viele Tanz- und Musikgruppen kennen ge- lernt, aufgrund dessen wir den Schluss gezogen haben, dass die ungarndeutsche Kultur von sehr vielen mit großer Begeisterung getragen wird. Es ist natürlich von Gemeinde zu Gemeinde ver- schieden, wir denken hier an die Unterstützung der jeweiligen Ortskulturgruppe. Es ist eine kardinale Frage, denn die fehlende Unterstützung behindert oft die reibungslose Arbeit der Gruppe. SB: Zum Schluss eine etwas provokative Frage: Hat das Ungarndeutschtum eine Zukunft? Schwowischi Buam: Diese Frage sieht jeder anders, aber wir ha- ben es schon mehrfach beobachtet, dass Kleinkinder mit ihren Eltern zusammen in schwäbischer Tracht zu unserer Musik an- fangen zu tanzen oder die bekannten Texte mit uns zusammen singen. Unserer Meinung nach wird das Ungarndeutschtum eine Zukunft haben, solange wir diese Kultur den nachfolgenden Ge- nerationen, unseren Kinder, übergeben können. SB: Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch! Das Gespräch führte Richard Guth. Interview mit Loretta Wagner über die Facebook-Seite „SVUNG“ SB: Die aktiven ungarndeutschen Facebook-Nutzer konnten in den letzten Monaten bemerken, dass es eine neue Seite mit jugendlichem Inhalt namens SVUNG gestartet wurde. Was hat dazu geführt, dass diese Seite entstand? LW: In der zweiten Jugendkonferenz der LdU (im November 2016) haben die Jugendlichen neue Ideen gesammelt, wie die Identität der ungarndeutschen Jugendlichen noch mehr gestärkt werden kann. Sie sind davon ausgegangen, wenn wir über Ju- gendliche als Zielgruppe sprechen, dann sollte etwas Neues in den sozialen Medien aufgebaut werden. Außerdem könnte ihr Interesse vor allem mit witzigen, manchmal kritischen, ironi- schen Beiträgen geweckt werden, mit denen sie sich identifizie- ren können. Vor einigen Jahren existierte schon eine ähnliche Facebook-Seite, aber nach einer Weile war es leider nicht mehr so erfolgreich. Dann haben wir uns gedacht, dass es irgendwie schon wiederbelebt werden soll, aber mit vollem „Schwung“. Ganz engagierte Jugendliche einigten sich untereinander, dass sie es verwirklichen. Die Besprechungen der Teammitglieder über die zukünftige Strategie begannen ab Juli. Eine kleinere Gruppe entstand aus Jugendlichen mit unterschiedlichen Stär- ken, die für unterschiedliche Bereiche der Arbeit verantwortlich sind. Die Arbeit an den Posts (Ideensammlung, Kennenlernen unseres neuen Kommunikationssystems usw.) fang im Juli an. Bis zum Ende des Sommers sammelten wir genug Material für die Zukunft, um Anfang September zu starten. SB: Die Zahlen sind recht beeindruckend, ihr habt schon 1400 Likes und je nach Post ist die Zahl der Likes und ge- sonntagsblatt teilter Inhalte sehr hoch. Was ist der Schlüssel des Erfolgs? LW: Wir sind etwas Neues, Spezifisches, was vorher in dieser Form nicht existierte. Um diesen Zustand zu sichern, müssen wir viel arbeiten. Das bedeutet, dass wir fast tagtäglich mehre- re Stunden mit der Anfertigung von Posts, Videos verbringen. Einerseits müssen wir aktuell, gut informiert, aber auch locker, witzig sein - also jugendlich. Es ist gar nicht so einfach, Werte so zu vermitteln, dass sie unsere Abonnenten tagtäglich zum La- chen oder zum Nachdenken bringen. Wir wollen ihre Kenntnisse mit sog. „Hast du gewusst...?“- Inhalten aus unterschiedlichen Themengebieten erweitern, unter Einsatz bekannter Mems um neben dem Witzcharakter einen Inhalt zu vermitteln. Vielfältigkeit ist auch ein Schlüssel; mehrere Themenbereiche sollen vorkom- men, was alle kennen, interessieren (Tanz- und Musikkultur, V er- einsleben). Wir achten noch auf die Rückmeldungen, was den Abonnenten besonders gefallen hat, und wir sind fähig, uns da- durch zu verbessern. Die Interaktion, so dass unter einem Post sogar eine Diskussion entsteht, zeigt ihre Identifikation mit unse- rer Arbeit. Auf den Punkt gebracht: Jugendliche in der Sprache der Jugendlichen ansprechen. Dahinter steht natürlich eine gute Teamarbeit mit koordinierter Arbeitsteilung: Jeder macht, was er/ sie am besten kann. SB: Ihr macht die Seite zweisprachig. Was sind die Erfahrun- gen, welche Sprache ist beliebter? LW: Ja, die Zweisprachigkeit halten wir für wichtig: Das ist auch ein Teil von der Wertevermittlung, was wir möchten. Aber wir spü- ren schon, dass unsere Abonnenten die Beiträge auf Ungarisch natürlich besser verstehen und dass diese beliebter sind. Es gibt Ausdrücke, die übersetzt nicht so gut klingen oder die Pointe geht dann vielleicht verloren. Trotzdem verfassen wir wegen der Identität und Verständlichkeit unsere Beiträge zweisprachig. SB: Wie sieht die Zukunft von Svung aus? Habt Ihr schon Pläne für das Jahr 2018? LW: Wir möchten ja auf lange Sicht tätig sein, vielleicht werden wir zu einem „Brand“, was ein Ziel wäre. Um die Jugendlichen zu motivieren, müssen wir es auch mit großer Freude machen. Wir wollen noch lange schwungvoll bleiben... Das Gespräch führte Stefan Pleyer. mein (ungarn-) deutschtum (29) Zu Besuch bei Maria Hasenfratz-Macher in Saar Von Richard Guth „Haben das unsere Landsleute verdient? Jetzt muss ich mir end- lich Geschehnisse, die mich schon länger beschäftigen, für die sehr geehrten NZ-LeserInnen von der Seele schreiben. Es ge- schah bei uns in Saar. Es wurde der VII. Deutsche Nationalitä- tentag des Komitats organisiert. Da ist mir aufgefallen, dass alle Einladungsplakate und Anstecker nur in ungarischer Sprache ausgeteilt wurden. Diese Bemerkung habe ich per Post unse- rer deutschen Komitatsselbstverwaltung mitgeteilt und auf eine Antwort gehofft, die ich bis heute nicht erhalten habe. Wie ich weiß, sind die Abgeordneten verpflichtet, die in Ungarn lebenden Deutschen in der deutschen Sprache zu vertreten! Immer öfter erlebe ich bei Veranstaltungen und bei Ausstellungen, dass alle Informationen ausschließlich in ungarischer Sprache angeboten werden. Wie zum Beispiel in der Ausstellung „Lágerjárat“, die ich in einem Viehwaggon auf dem Fünfkirchener Bahnhof besucht habe. Dort war kein einziger Satz in deutscher Sprache zu lesen oder zu hören. Da habe ich mir selbst die Frage gestellt: „Ha- ben das unsere verschleppten Landsleute verdient?“ Diese Fra- ge habe ich auch in das Gästebuch geschrieben. Dazu kommt noch, wie es sein kann, dass ein Denkmal für die Verschleppten ohne deutschen Text errichtet wird. Meine Frage ist: Wie kann man von der heutigen Jugend erwarten, dass sie mit Herz und (Fortsetzung auf Seite 26) 25