HH : Allergisch .
SB : Viele Bürger Rumäniens haben große Hoffnungen in den amtierenden Staatspräsidenten siebenbürgisch-sächsischer Herkunft Klaus Johannis ( Iohannis ) gesetzt . In letzter Zeit mehren sich , auch im Kreise der Siebenbürger Madjaren , die kritischen Stimmen . Wie bewerten Sie die Präsidentschaft von Johannis ?
HH : Die Präsidentschaft von Johannis ist von einem Satelliten aus betrachtet positiv zu bewerten , wegen der Konsolidierung der Westbindung Rumäniens . Wenn man ins Detail geht , vor allem in Minderheitenfragen , wenn man sie also von ganz unten her analysiert , wie er auf legitime Forderungen von den Madjaren zum Beispiel reagiert , wirkt der Präsident auf mich und andere Beobachter unglaubwürdig , lächerlich und maximal enttäuschend . Nicht nur , dass er das Thema Autonomie aus der öffentlichen Diskussion verbannt , obwohl er als Präsident alle Themen , die die Öffentlichkeit betreffen , diskutieren müsste , hat er es geschafft , die historischen Verdienste von László Tőkés , dem Auslöser und Symbol der Rumänischen Revolution , in Frage zu stellen und aus dem öffentlichen Bewusstsein zu verbannen , indem er die staatliche Auszeichnung von Tőkés wieder zurückgezogen hat . Durch diese Geste hat sich Klaus Johannis auf die Seite der Befürworter und Nutznießer der nationalkommunistischen Diktatur geschlagen , was eines europaorientierten Politikers unwürdig ist .
SB : Ihre Vereinsseite ist erklärtermaßen mehrsprachig . Ist diese historisch gewachsene Mehrsprachigkeit noch Realität in Siebenbürgen ?
HH : Es gibt die Mehrsprachigkeit in Siebenbürgen , wenn auch stark vermindert im Vergleich zu früher . Umso mehr gilt es Mehrsprachigkeit , Multikulturalität und Ökumene bewusst zu leben und zu fördern .
SB : Sie sind selbst in einer Mischehe aufgewachsen und die deutsch- und rumänischsprachige Bergschule in Schässburg besucht . Wenn man die Internet- und Facebookseite der Schule , auf Rumänisch Liceul Teoretic Joseph Haltrich , aufruft , findet man kaum deutschsprachige Inhalte . Wie „ deutsch ” ist die Bergschule noch und wie war es zu Ihrer Zeit ?
HH : Die Bergschule ist heute so „ deutsch ”, wie sie es mit der heutigen kleinen deutschen Gemeinschaft sein kann . Die allermeisten Schüler der deutschen Abteilung sind Rumänen , ihre Eltern haben sich aber dafür entschieden , sie auf eine deutsche Schule zu schicken , was die deutsche Abteilung am Leben hält , so wie in anderen Städten Siebenbürgens auch . Dies finde ich ein schönes Beispiel gelebter Mehrsprachigkeit und transilvanischen Geistes .
Zu meiner Schulzeit erlebte ich die letzten Jahre der Anwesenheit der siebenbürgisch-deutschen Gemeinschaft , auch in den Schulen . Die überwiegende Mehrheit der Schüler und Lehrer waren siebenbürgisch-deutsch . Als ich 1989 die Reifeprüfung ablegte , dauerte die starke Auswanderung schon seit über zehn Jahren an . Parallel dazu gab es einen immer stärkeren rumänischen Nationalismus , der sich vor allem gegen Siebenbürger Madjaren und Deutsche richtete . Mit der Folge , dass immer mehr Schulfächer auf Rumänisch unterrichtet wurden . Wir sprachen in der Schule meistens noch deutsch , aber wir beobachteten , dass dank den rumänischen Klassen auf den Fluren immer mehr Rumänisch gesprochen wurde . Das war auch so gewollt staatlicherseits . Es gab zu meiner Zeit jedoch auch einige Schüler aus rumänischen oder gemischten Familien . Vor allem bessergestellte rumänische Familien schickten ihre Kinder auf deutsche Schulen – es galt als etwas Selbstverständliches , und es entstanden daraus sehr schöne Freundschaften und Liebesbeziehungen . Es gab zu meiner Schulzeit schon seit längerer Zeit auch rumänische Schulklassen . Nach der Einführung der rumänischen Klassenzüge nach dem Zweiten Weltkrieg hatte es allerdings auch Konflikte zwischen deutschen und rumänischen Schülern und Lehrern gegeben . Es wäre schön gewesen , wenn diese siebenbürgisch-deutsche Gemeinschaft nicht ausgewandert wäre .
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SB : Die Mehrheit der Deutschen hat nach der Wende Rumänien verlassen . Wie haben Sie bzw . Ihre Familie diesen Exodus erlebt ?
HH : Meine Familie ist 1990 ausgewandert , mit der großen Ausreisewelle . Nach 1999 hatte ich schon konkrete Pläne zurückzukehren . Und 2005 habe ich es auch getan , weil ich immer verbunden geblieben war mit meiner Heimat . Ich habe sie oft besucht , solange ich im Ausland war . Ich habe die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Rumänien hautnah miterlebt . Und mit dem nahenden Beitritt zur EU sah ich große Chancen und interessante Betätigungsfelder für mich , vor allem im zivilgesellschaftlichen Bereich . So bin ich direkt zu einer Umweltschutzorganisation in meiner Heimatstadt Schässburg gekommen .
SB : Wie sehen Sie die Zukunft der Minderheiten in Siebenbürger , allen voran der deutschen Minderheit ?
HH : Die Zukunft der ethnischen Minderheiten in Rumänien und Siebenbürgen ist meiner Meinung nach nicht gesichert . Das sieht man an der Abnahme der Madjaren nicht nur zahlenmäßig , sondern auch verhältnismäßig gegenüber den Rumänen , was mit dem Staatsnationalismus und der teilweisen Nichtbeachtung nationaler , europäischer und internationaler Minderheitenschutzvorschriften zu tun hat .
Die Problematik der Zukunft der Siebenbürger Deutschen ist vielschichtig . Bei der siebenbürgisch-deutschen Gemeinschaft ist die Tendenz weiterhin abnehmend . Andererseits gibt es viele Deutsche und Deutschsprachige , die nach Siebenbürgen ziehen oder schon hier leben . Würden die siebenbürgisch-deutsche Gemeinschaft und die Gemeinschaft der Neuzugezogenen fusionieren , sowie die deutschsprachigen Rumänen , Roma und Madjaren dazukommen , dann würde das die Zukunft der Siebenbürger Deutschen sichern .
Die Lösung der siebenbürgischen Problematik sehe ich jedoch darin , unsere Region als „ Europa in Europa ” neu zu definieren und zu organisieren . Das könnte beispielsweise bedeuten , dass in Siebenbürgen drei offizielle Sprachen zugelassen sind , so wie früher . Dies würde im Übrigen dem Völkerrecht entsprechen bzw . dem so genannten Recht auf innere Selbstbestimmung . Siebenbürgen ist eine europäische Region , in der alle europäischen Sprachgruppen vertreten sind , und zwar seit Jahrhunderten . Für das vereinte Europa im 21 . Jahrhundert sollte ein multiethnisches , multikonfessionelles emanzipiertes Siebenbürgen eine Lösung sein und nicht ein Problem . Eine Brücke und ein Ausgleich zwischen Ost und West sowie ein vermittelndes Element zwischen konkurrierenden nationalen Interessen . Gebt uns eine Chance , und Siebenbürgen wird euch nicht enttäuschen !
SB : Herr Hedrich , vielen Dank für das Gespräch ! Das Gespräch führte Richard Guth .
Die slowakischen Reformierten
( Szlovák reformátusok )
Erschienen am 13 . Dezember 2017 im Blog „ Pangea ” ( pangea . blog . hu ), Autor : Tranquillius . Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Seitenadministrators . Aus dem Ungarischen : Richard Guth .
In Ungarn hat sich fälschlicherweise schon lange die Auffassung festgesetzt , dass die calvinistische Richtung der reformatorischen Bewegung eine „ madjarische ” Bekenntis sei . Diese vereinfachende Sichtweise geht davon aus , dass es ethnisch determiniert sei , dass die Madjaren Calvinisten seien und die Slowaken wie Deutsche ( Sachsen ) Lutheraner . Um das Gegenteil zu beweisen , nehmen wir in unserem heutigen Blogeintrag
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