benachrichtigte. So fand am 19. Mai 1968 beim Spiel Ferenc-
város gegen Dózsa Újpest (Neupest) natürlichkeine Geschenk-
übergabe statt.
Die Geschichte von Florian Albert und seinem Goldenen Ball
zeigt deutlich, wie sich das Kádár-Regime damals zu Ferencvá-
ros, dem beliebstesten Club des Landes weit und breit, verhielt.
Es spricht für den Stil Alberts, dass er sich nicht einmal nach der
Wende zu einer lauthalsen Aussage verleiten ließ, obwohl das,
was ihm im Zusammenhang mit der Übergabe des Goldenen
Balles widerfuhr, eine der schändlichsten Ereignisse des unga-
rischen Sports war. Er sagte lediglich: „Einige konnten sich nicht
über meinen Erfolg freuen – aber ich tröste mich seitdem damit
und äußere ich mich auch stets dahingehend, dass es der ein-
zige Ball in meiner Laufbahn war, den mir noch kein Verteidiger
nehmen konnte.”
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Mikrokosmos Mitteleuropa
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„Gebt uns eine Chance, und Sieben-
bürgen wird euch nicht enttäuschen”
Interview mit dem Siebenbürger Umwelt-, Denkmalschutz- und
Bürgerrechtsaktivisten Hans Hedrich
SB: Herr Hedrich, Anfang September war Ihr Name wieder
in den ungarischen Medien zu lesen. Sie machten auf einen
Fall im siebenbürgischen, überwiegend von Seklern be-
wohnten Odorhellen / Odorheiu Secuiesc aufmerksam, wo
die rumänischen Behörden einen großen Lebensmittelmarkt
bestrafen wollten, weil ein Angestellter nach Behördenanga-
ben sich geweigert haben soll, einen Kunden auf Rumänisch
zu bedienen. Was weiß man über den Fall?
HH: Es wurde von einer Privatperson ein Video gedreht und
manipulativ zusammengeschnitten. In diesem Video behauptet
die Person, dass er nicht bedient worden sei, weil er eben auf
Rumänisch bestellt hätte. Das war der Grund für spätere Kon-
trollen durch die Behörde. Dieses Video wurde auf Facebeook
und Youtube gepostet und dann von lokalen und nationalen Me-
dienanstalten unkritisch übernommen und weiterverbreitet. Ob-
wohl man beim genaueren Blick feststellen musste, dass das
Video keinen Beweis für Diskriminierung liefert, veranlassten
die Behörden als unprofessionelle Reaktion eine Kontrolle und
verstärkten dadurch diese Anschuldigungen einer Diskriminie-
rung. Das Sensible an dem Fall: Der Mythos geht um, wonach
die Sekler Menschen, die auf Rumänisch bestellen würden, nicht
bedienen würden. Es gab und gibt vielleicht solche Einzelfälle,
aber durch solche Aktionen wie jetzt in Odorhellen, zu ungarisch
Székelyudvarhely, wird dieser Mythos am Leben erhalten und
von Zeit zu Zeit reaktiviert. Die Antidiskriminierungskommission
stellte im Übrigen fest, dass es in diesem konkreten Fall keine
Hinweise auf Diskriminierung gibt. Aber da war der Damm be-
reits gebrochen: Eine Million Aufrufe auf Youtube, Kommentare
wie Rumänien gehöre den Rumänen, Aufruf zur Vertreibung der
Sekler aus Rumänien... Am 30. November hat der Verein „Neu-
er Weg” Strafanzeige erstattet, Ende Januar haben wir bei der
Polizei Aussagen gemacht. Wir warten darauf, dass die Polizei
die andere Seite anhört. Dann wird die Staatsanwaltschaft ent-
scheiden, ob die Straftatbestände der Aufstachelung zum Hass
und zur Diskriminierung erfüllt wurden.
SB: Ist dieser Fall ein Einzelfall oder symptomatisch für das
Zusammenleben zwischen Deutschen, Madjaren und Rumä-
nen in Siebenbürgen?
HH: Den Fall finde ich leider symptomisch, es ist kein Einzelfall
von Aufstachelung zum Hass, er reiht sich ein in eine Serie von
sehr vielen antimadjarischen Äußerungen und Aktionen seitens
rumänischer Behörden, Privatpersonen und Medien. Trotzdem
ist dieser Fall einzigartig in seiner Art, so was hat es noch nicht
gegeben, deshalb, weil meines Wissens zum ersten Mal ein
künstlicher Skandal geschaffen wurde, mithilfe von ganz offen-
sichtlicher Medienmanipulation, was jeder normale Zuschauer
sonntagsblatt
als Manipulation hätte erkennen können. Trotzdem, obwohl es
gar keinen Vorwand für einen Skandal gab, wurde die Gesell-
schaft, Millionen von Menschen, aufgestachelt gegen die Mad-
jaren in Rumänien, unter aktiver, komplizenhafter Mitwirkung der
großen Massenmedien und der rumänischen Behörden. Und
dies eingebettet in den Kontext der zehnjährigen Mitgliedschaft
Rumäniens in der EU. Der virtuellen Mobilisierung gegen die Ma-
djaren folgte dann der Aufruf zur realen „Mobilisierung”, was sich
auch in Handgreiflichkeiten und dem Verbrennen einer ungari-
schen Fahne äußerte.
SB: Sie haben vor einigen Jahren zusammen mit einem sie-
benbürgisch-sächsischen Pfarrer und einem pensionierten
bayerischen Ingenieur einen Verein namens Neuer Weg ge-
gründet. Welche Ziele verfolgt der Verein?
HH: Laut Satzung bemühen wir uns um Denkmalschutz, Natur-
schutz, Korruptionsbekämpfung, Förderung von regionalen und
europäischen Werten und das gute Zusammenleben in einer
multikulturellen Gesellschaft.
SB: Auf der Seite des Vereins neuerweg.ro berichten Sie
auch über Gerichtsverfahren, die der Verein führt bzw. führ-
te. Was waren die spektakulärsten und gesellschaftsrele-
vantesten Fälle der letzten Jahre, wo Sie und Ihre Unterstüt-
zer aktiv wurden?
HH: Wir versuchen sowas wie strategische Prozessführung, d. h.
Musterprozesse zu starten in Bereichen, in denen es ernsthafte
Missstände in Rumänien gibt, an denen in der Regel vor allem
der Staat, aber auch einflussreiche Investoren Schuld haben.
Konkret haben wir gegen einen einflussreichen siebenbürgisch-
-deutschen Investor prozessiert, der ein denkmalgeschütztes
Haus illegal abgerissen hatte. Wir haben prozessiert gegen
einen einflussreichen siebenbürgisch-deutschen Politiker wegen
eines Plagiats. Dann haben wir prozessiert gegen Firmen, die
illegalerweise nach Schiefergas gesucht haben. Aber auch
gegen einen großen Holzverarbeiter aus Österreich, das waren
insgesamt sechs Prozesse. Einen sehr überraschenden Erfolg
konnten wir Ende Dezember 2017 verbuchen: Es gelang uns
zusammen mit einer anderen Umweltschutzorganisation, die
Zerstörung eines natürlichen Flusslaufes in einem Nationalpark
gerichtlich zu stoppen. Um die Dimension dieses Projekts zu
verdeutlichen: Bisher wurden 155 Millionen Euro an staatlichen
Geldern in das Projekt investiert.
SB: Bei diesem Beispiel stellts sich die generelle Frage: Wie
hoch ist die Bereitschaft in Rumänien, sich zivilgesellschaft-
lich zu engagieren?
HH: Hm, eine schwere, eine gute Frage. Nach der Wende gab
es ganz engagierte Proteste gegen die Exkommunisten. Und
ebenso muss man sagen, dass auch die madjarische Minder-
heit sich für ihre Rechte eingesetzt hatte. Die Folge dieses be-
geisterten Engagements war tragisch und empörend, weil die
Exkommunisten 1990 die Minenarbeiter auf die Protestierer in
Bukarest hetzten bzw. die Rumänen auf die Madjaren. Um 2000
herum konnte man dann zunehmend zivilgesellschaftliches En-
gagement wahrnehmen, auch im Umweltbereich, u. a. finanziert
vom Soros-Netzwerk. Die Umweltbewegung hat vor allem nach
2003 einen großen Schub bekommen, als der rumänische Staat
und dubiose Investoren aus dem Ausland in den Westkarpaten
die größte Goldmine Europas eröffnen wollten. Man kann sagen,
dass Roşia Montană, auf Deutsch Goldbach, auf Ungarisch Ver-
espatak, sowas wie die Mutter aller Umweltproteste in Rumä-
nien war. Das Projekt wurde gestoppt, und weil es Korruptions-
verdacht um das Projekt herum gab, gingen die Proteste über
in Massenproteste gegen die Korruption in Rumänien. Am 20.
Januar 2018 war der letzte große Anti-Korruptionsprotest, noch
konkreter eine Kundgebung gegen korrupte Politiker und Beam-
te. Aus dieser Geschichte kann man ableiten, dass es eine Kon-
tinuität in den Protestbewegungen gab, von der Politik 1990 zu
Umwelt und dann zum Kampf gegen Korruption.
SB: Wie reagiert die Politik auf dieses zivilgesellschaftliche
Engagement?
(Forsetzung auf Seite 22)
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