Sonntagsblatt 1/2017 | Page 23

im tausendjährigen Vielvölkerstaat Ungarn. Eine Welt, die bis Mit - te des 20. Jahrhunderts den Alltag prägte. Die madjarischen Volks - traditionen scheinen klinisch sauber getrennt zu sein von den Volkstraditionen der anderen Völker, deren Heimat ja Ungarn war und ist, und die Teil der ungarischen politischen Nation waren und sind. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, würde man denken. Klinisch sauber getrennt könnte aber in diesem Lehrwerk auch wortwörtlich gemeint sein: Denn ein Teil eines Teilkapitels wid- met sich zum Ende hin den „Gruppen, die zu einer anderen Nation gehören”. Die Überschrift ist dennoch bemerkenswert: „Madjaren (/ Ungarn?) im historischen Ungarn und außerhalb des heutigen Ungarns”, Unterkapiteltitel: „Die historische Entwicklung der Zusammensetzung des Madjarentums/Ungarntums”. Lassen Sie mich aus dem Kapitel zitieren. „Die Madjaren der Landnahme bildeten Gruppen, die sich von- einander unterschieden, sie haben die östlichen Volksteile absor- biert, die sich ihnen während der Wanderung angeschlossen ha - ben, sowie die im Karpatenbecken vorgefundene slawische Bevöl - kerung. Bis zum 10., 11. Jahrhundert entstand eine neue Land - schaft. Die Nation, die sich kontinuerlich