Sonntagsblatt 1/2017 | Page 12

buch , sondern wie ein spannender Roman , weil Tibor Várady selbst bereits seit vielen Jahren literarisch tätig ist ( u . a . Gründer und Redakteur der Zeitschrift Új Symposion sowie Redakteur der Zeitschrift Létünk ) und Erfahrung im Verfassen belletristischer Texte hat . Der Autor stellt die Zusammenhänge zwischen der Ver - gangenheit und Gegenwart wunderbar her und zeigt , wie schnell sich doch die Gesetze unter neuen politischen Umständen ändern können , ohne diese jedoch emotional zu bewerten . Bei den vom Autor aus dem familiären Anwaltsarchiv ausgewählten Fällen werden nicht nur sachliche Fakten dargelegt , sondern teilweise auch auf die persönliche Geschichte der Mandantinnen Bezug genommen und mit menschlicher Einfühlung kommentiert . Zuvor erklärt Tibor Várady den historischen Rahmen jedes Falles und beschreibt die Zustände zu jener Zeit . Die verschiedenen im Buch abgedruckten Original-Schriftstücke geben den juristischen Akten eine authentische Note und zeigen die Entwicklung der im juristischen Bereich verwendeten Medien – von hauptsächlich handgeschriebenen Briefen am Anfang des 20 . Jahrhunderts bis zu später maschinengeschriebenen Briefen in der Mitte desselben Jahrhunderts .
Das Buch eignet sich somit sehr gut für eine Leserschaft , die die Geschichte des 20 . Jahrhunderts des multiethnischen serbischen Banats und insbesondere der Kleinstadt Groß-Betschkerek an - hand interessanter juristischer Fälle kennen lernen sowie auch Einblicke in das Rechtssystem mehrerer Staaten haben möchte .
Živorad Žujović , BA

Wie Banater Schwabenkinder zu Madjaren erzogen werden sollten … ( Lappalien im Alltag )

Aus einem Vortrag von Hans Dama Erlebtes Banat in den Jahren meiner Kindheit und Jugend – die Ungarn-Revolution 1956
In Nagyszentmiklós ( deutsch Großsanktnikolaus , rumänisch Sân - nicolau-Mare , serbisch : Veliki Sent Miklos ) im rumänischen Teil des Banats , nahe der ungarischen Grenze – 45 km von Szeged – geboren und aufgewachsen , wurde ich schon früh mit der ungarische Sprache konfrontiert :
Die Alltagssprache der Banater Schwaben war in der k . u . k . -Zeit , während der das ungeteilte Banat der Ungarischen Reichshälfte angehörte , von der madjarischen Sprache beeinflusst .
Später , nach dem Ersten Weltkrieg , wurden zwei Drittel des Ba - nats an Rumänien angeschlossen , doch dieser madjarische Ein - fluss machte sich noch in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg bemerkbar .
Ich wurde 1944 also in Großsanktnikolaus in einem Städtchen nahe der ungarisch – serbischen Grenze , in dem Geburtsort von Bé la Bartók und Miklós Révay , in dieses Milieu hinein geboren und möchte einige meiner damaligen Erlebnissen festhalten .
Meine Eltern und ihre Generation , die in ihrer Schulzeit in der k . u . k . Monarchie in ungarischer Sprache unterrichtet worden wa - ren , unterhielten sich zuhause – vor allem wenn es um Finanzi - elles ging –, gewöhnlich auf Ungarisch in der Annahme , dass wir Kinder das nicht verstünden .
Mutter erzählte , dass sie in ihrer Kindheit in den Schulpausen bei den Schulschwestern angehalten worden waren , ungarisch zu sprechen : Tessék , csak magyarul beszélni …( Bitte , nur Ungarisch zu sprechen .) Wir Kinder spielten mit gleichartigen Ungarn , Serben , Deut - schen , Rumänen und hatten aus diesen Sprachen jeweils einiges aufgenommen , so dass wir in den ungarischen Gesprächen unserer Eltern mitbekommen hatten , worum es eigentlich ging .
Als es dann soweit war , ging ich nicht in den Kindergarten , sondern in die Óvoda . Unsere Bekannten wurden mit Margit-Néni oder Erzsi-Néni bzw . Józsi-Bácsi oder Ferry-Bácsi angesprochen .
Vater und Bruder wurden von unseren Bekannten stets mit Lajos und nicht mit Ludwig angesprochen . Unser Onkel blieb ein Leben lang der János .
Eine Lieblingsbeschäftigung war der Kino-Besuch , denn Fern - se hen gab es ja noch keines , doch wir gingen NICHT ins Kino , sondern ins MOZI .
Zwecks sparsamen Umgangs mit unserem kargen Taschengeld hatten wir uns an der Kassa keine Eintrittskarten gekauft , sondern die Hälfte des Eintrittsbetrages beim Eingang Palli-Bácsi , der die Karten kontrollierte , unauffällig in die Hand gedrückt : So hatte er eine Aufbesserung seines geringen Gehaltes und wir sparten etwas von unserem Taschengeld .
Besonders die Filme mit Latabár Kálmán gefielen uns sehr , und aus einem ungarischen Film merkte ich mir sehr gut die Melodie : Összecsendül két pohár , muzsikája csengve száll , ( Zwei Gläser an - gestoßen , klingen wie Musik .)
Als Kind hatte mich Vater , solange er noch seine 5 ha behalten durfte , in den Sommerferien zeitig in der Früh mit aufs Feld ge - nommen , erklärte mir die Gemarkungen , die Fluren und erzählte mir Geschichten , wie die des Sándor Rózsa (* 10 . Juli 1813 in Rösz - ke ; † 22 . November 1878 in Szamosújvár , heute Gherla / Siebenbür - gen ), der auch in dem Raum um die Nachbarorte von Großsankt - nikolaus – also in Keglevicsi , Kerestur , Bolgartelek , Nagybesenyő oder Bottalütőbesenyő , Obeba , Nagyősz , Kisösz usw . sein Unwe - sen getrieben hatte .
1956 erlebte ich als 12-Jähriger aus der Ferne den Aufstand in Budapest , als sowjetische Panzer aus der Garnison Temeswar in Richtung Ungarn unterwegs waren und wir , unsere Eltern und Verwandten , in großer Sorge die Entwicklung via Radio Budapest und Radio Wien verfolgten …
DAS höchste Gut des Mannes ist sein Volk . Das höchste Gut des Volkes ist sein Recht . Des Volkes Seele lebt in seiner Sprache . Dem Volk , dem Recht und unsrer Sprache treu fand uns der Tag , wird jeder Tag uns finden .
Spruch von Felix Dahn am Stadttor in Eger / Sudetenland
© Parlamentsdirektion PHOTO SIMONIS
❖ FPÖ-Südtirolsprecher Neubauer :
Botschafter Tichy brüskiert Südtirol – Autonomie ist nicht Selbstbestimmung !
„ Autonomieregelungen haben sich an den Bedürfnissen der geschützten Min der heit – nicht jener des Staates – zu ori en tie ren ” Als die Ausführungen des Botschafters Tichy öffentlich be kannt wurden , reagierten zahlreiche Kritiker aus den Bereichen der Wis - sen schaft und der Politik .
Der Abgeordnete zum Österreichischen Nationalrat und parlamentarische Südtirol-Sprecher der FPÖ , Werner Neubauer , sandte am 21 . November 2016 nachstehende Presseaussendung aus :
Wien ( OTS ) –„ Die Äußerungen des Leiters des Wie ner Völ ker - rechtsbüros anlässlich einer Tagung am 17 . November in Bozen
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