PRESSEMITTEILUNG • 7 . Dezember 2016
„ Das Vergessen ist Exil , die Erinnerung ist Befreiung ...”
Geschichtstagung für Pädagogen über Verschleppung und der Ungarndeutschen
Schnürstiefel hat sie an den Füßen . In der Linken trägt sie einen mittelgroßen Koffer und auf dem Rücken eine kleinen Rucksack . Auf das Bündel ( batyu ) hat der Künstler hier verzichtet !? Die Frau blickt entschlossen nach vorne ins Ungewisse .
Der etwa 8-jährige Sohn trägt eine Ballon-Schirmmütze , dazu einen kurzen geknöpften Janker und eine lange Hose . An den Füßen hohe Schürstiefel . Ein kleiner , geteilter Sack mit Inhalt hängt über Brust und Rücken . Er hat Blickkontakt zu seinem Hund , der brav dasitzt und mit hechelnder Zunge ( traurig ) seinem Herrn nachsieht .
Wenn die Anlage um das Denkmal fertig sein wird , hat sich Schorokschar einen schönen , kleinen Erinnerungspark von ho - hem Niveau geschaffen .
Den Verantwortlichen , Herrn Bürgermeister Franz Geiger , dem Vizebürgermeister Herrn Anton Weinmann , der Vorsitzenden der Deutschen Selbstverwaltung , Frau Anna Drexler-Schirling , und dem Künstler , Herrn Sándor Kligl , möchten wir auch von hier aus gratulieren und „ dankeschön ” sagen .
Eine Enttabuisierung des historischen Ereignisses „ Malenkij Robot ” – das war das Ziel der Geschichtstagung und Lehrer - fortbildung und des Museumstags , einer dreitägigen Veran - staltungsreihe vom 10-12 . November im Fünfkirchner Valeria- Koch-Bildungszentrum über den Leidensweg der Ungarn - deutschen zwischen 1944 – 1948 . Zur vom Bildungszentrum , vom Stiftungslehrstuhl für Deutsche Geschichte und Kultur im Südlichen Mitteleuropa der Universität Fünfkirchen , von der ZfA ( Zentralstelle für das Auslandsschulwesen ) und vom Janus-Pannonius-Museum gemeinsam ausgetragenen Konfe - renz kamen vor allem Geschichtslehrer der Schulen der deutschen Nationalität . Ihre gemeinsame Angelegenheit ist es nämlich zu erreichen , dass das Thema der Verschleppung und Ver - treibung der Ungarndeutschen im Geschichtslehrstoff korrekt und würdig behandelt wird .
Anlässlich der Feierlichkeiten zu „ 70 Jahre Vertreibung ” hat der Schorokscharer Dichter , Stefan Valentin , eine Elegie ( Klage ge - dicht ) vorgetragen .
Elegie
Topf auf dem Herd Dampfende Suppe Volle Kammer Pferde , Schweine Kühe im Stall Offenes Tor Fremde Schritte Fremde Laute Fremde Düfte Fremde Schmerzen Fremdes Lächeln Fremder Kuss Stillende Mutter Oma , Opa , Uroma Wir Enkelkinder Onkel , Tante Patin , Schwager Bahnstation , Viehwaggon
Rachsucht Geldgier Neid , Hass Schimpfen Flehen , Tränen Vereint in der Not Weinender Gabriel Zerschossene Krone Geschändetes Land , wütende Sieger Gottlose Mörder Räuber an der Macht Rosenkranz Im Jammertal Erbitterte Bitten Stille Hymne Fester Glaube An das Kreuz
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„ Dieses Jahr widmeten wir dem Leidensweg der Ungarndeut - schen zwischen 1944 – 1948 , der sich vor 7 Jahrzehnten ereigneten Verschleppung und Vertreibung . Wir haben uns vorgenommen , dieses Thema unseren etwa dreihundert Schülerinnen und Schü - lern auf diverse Weisen näherbringen . Auf unsere größte Überraschung haben sie mit Bewegtheit , Tränen und Trauer reagiert . Wir sind uns sicher , den richtigen Weg eingeschlagen zu haben ” – mit diesem Einleitungsgedanken betonte Ibolya Hock-Englender , Direktorin des Valeria-Koch-Bildungszentrums die Wichtigkeit der Thematisierung dieser tragischen Ereignisse an Schulen .
Die deutsche Nationalität in Ungarn musste nach dem Zweiten Weltkrieg tragische Schicksalsschläge erleiden : Deportation zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion , Enteignung , Internierung und schließlich Vertreibung . Die Volksgruppe hat diese Ereignisse bis auf heute nicht gänzlich bewältigen können . Bestimmte Momente sind immer noch von Tabus und falscher Interpretation belagert . Zur Schaffung einer korrekten geschichtlichen Narrative gab es das ganze Jahr hindurch landesweit Veranstaltungen . Auch die Tagung in Fünfkirchen – die vor allem die jüngsten Forschungs - ergebnisse bezüglich der Deportation schilderte – diente dieser Bestrebung . Historikerin Beáta Márkus fasste anhand von anschaulichen
Bei spielen und der Schilderung der regionalen Unterschiede und
( Fortsetzung auf Seite 20 )
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