sundheit( Juli 1918). Am 30. Mai 1917 berief er den Reichsrat wieder ein. Das Parlament hatte seit Mai 1914 nicht mehr getagt, nun war es Ziel, eine Reichsregierung, die möglichst schnell innenpolitische Reformen durchführen sollte, zu bilden. Kaiser Karls Wille zur Reform wurde letztlich aber durch die deutschnationalen Majoritäten im Reichsrat Österreichs sowie durch die Feudal her- ren Ungarns verhindert. Die Einführung des allgemeinen Wahl- rechts in Ungarn scheiterte ebenfalls an den konservativ-antidemokratischen Kräften im dortigen Parlament. Am 2. Juli verkündete der Kaiser eine Amnestie für politische Verbrechen. Karl versuchte, das Leben der Zivilbevölkerung zu normalisieren. Er setzte die Akzente auf Versöhnung und Hoffnung.
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Die Geschichte des Liedes Lili Marleen
Entstehungsgeschichte Der Schriftsteller und Dichter Hans Leip schrieb die ersten drei Strophen des Textes – zusammen mit einer danach weitgehend in Vergessenheit geratenen Melodie – im Ersten Weltkrieg, vor seiner Abfahrt an die russische Front in der Nacht vom 3. zum 4. April 1915, während einer Wache vor der Gardefüsilierkaserne in der Chausseestraße in Berlin. Zwei weitere Strophen fügte er später für die Veröffentlichung unter dem Titel Lied eines jungen Wachpos- tens in der Gedichtsammlung Die kleine Hafenorgel( 1937) hinzu.
Wie die Idee zum Titel „ Lili Marleen” entstanden war, ist in der Literatur umstritten, wie auch viele Einzelheiten seiner späteren Verbreitung. Heimatfotograf Johann Holzem zufolge bestand er aus zwei verschiedenen, nicht einer Person gehörenden Vorna- men. Bei Lilli soll es sich um den Kosenamen der Freundin eines Freundes von Dichter Leip gehandelt haben, während Marleen der Vorname einer Hilfsschwester aus einem Reservelazarett gewesen sei. Leip hatte zunächst nur die ersten drei Strophen veröffentlicht. Erst für die Gedichtsammlung Die kleine Hafenorgel, die bei Wegner 1937 in Hamburg erschien, fügte Leip die letzten beiden Strophen hinzu.
Ende 1938 erhielt die Sängerin Lale Andersen Kenntnis von der Fassung mit der Melodie von Schultze.
Lale Andersen hatte das Lied in der melancholischeren Fassung von Rudolf Zink schon seit einiger Zeit in ihren Bühnenprog- rammen gesungen, als Norbert Schultze ihr seine Version zur Auf- nahme anbot. Obwohl Andersen selbst sich ihr Leben lang wenig für die damals neue Fassung erwärmen konnte, war Schultze von der Neuaufnahme angetan. Andersen konnte keinen rechten Ge- fallen an der für sie ungewohnten und ihrer Meinung nach unpassenden Melodie finden, während Schultze nie wirklich zufrieden mit ihren Betonungen, dem marschartigen Rhythmus und dem Männerchor im Hintergrund war, der sich nach seiner Ansicht „ wie ein Kastratenchor” anhörte. Trotz dieser Unstimmig keiten, für die zeitlebens kein Konsens gefunden werden konnte, wurde diese Version, die 1938 in den Berliner Electrola-Studios aufgenommen worden war, schließlich auf Schallplatte veröffentlicht. Inhalt Das Lied handelt davon, dass ein Soldat sich an früher erinnert, als er mit seiner Freundin Lili Marleen an der Laterne vor der Kaserne gestanden hat und sie auffordert, sich da wieder zu treffen. Historisches Umfeld
Am 6. April 1941 begann der Krieg gegen Jugoslawien und Grie- chenland, bereits am 12. April 1941 wurde Belgrad von der deutschen 12. Armee eingenommen. Am 17. April folgte Jugoslawiens Kapitulation, bereits davor wurde der Mittelwellensender Radio
Belgrad( serbisch: Радио Беоrрад / Radio Beograd) von deutschen Truppen besetzt und strahlte fortan als „ Besatzungssender Bel- grad” aus. Die Sendeleistung war so hoch, dass er alle Frontab- schnit te in Europa und Nordafrika zwischen Narvik und Kairo erreichte, was einem Sendegebiet von sechs Millionen Zuhörern entsprach.
Das Lied wurde ab 18. August 1941 allabendlich um 21.57 Uhr vor den letzten Nachrichten des Tages um 22 Uhr und vor Sen- deschluss ausgestrahlt. Für diese neue Sendung sind unterschiedliche Titel überliefert: Wir grüßen unsere Hörer, Wir schlagen das Wachtbuch auf oder Brücke zwischen Front und Heimat.
Der vom Militärsignal „ Zapfenstreich” eingeleitete, im Marsch takt vorgetragene sentimentale Text über Abschied, Befehlszwang und Heimweh traf die innere Stimmung von Millionen Soldaten aller damals kämpfenden Armeen auf beiden Seiten der Fronten und wurde zu einem weltweiten kulturellen „ Leitmotiv” des Zwei ten Weltkrieges. 1941 nahm Anita Spada, begleitet vom Orchester Heinz Munsonius, eine Coverversion unter dem Titel Lied eines jungen Wachtpostens auf. Ab Januar 1942 verbreitete der Reichs- rundfunk auch eine englischsprachige Fassung, für deren Text der für den deutschen Auslandssendedienst tätige Brite Norman Baillie- Stewart( Lord Haw-Haw) verantwortlich zeichnete. Die Britin Anne Shelton präsentierte den Song mit englischem Text ab Herbst 1942 in ihrer eigenen Radioshow. Im Mai 1943 erschien dann in den USA beim Musikverlag Chappell die Textversion unter dem Titel My Lilli of the Lamplight. Ab 1944 gab es bereits diverse englischsprachige Aufnahmen, unter anderem von Großbritanniens „ sweetheart of the forces” Vera Lynn und dem Star der amerikanischen Truppen Marlene Dietrich. Eine RCA-Auf nahme von Perry Como brachte „ Lilli Marlene( My Lilli of the Lamplight)” im Juni 1944 auf Platz 13 der amerikanischen Schla gerparade. Erfolgsgeschichte Der Wehrmachtsender Belgrad erhielt in der Hochphase täglich über 12 000 Soldatenzuschriften, meistens das Lied Lili Marleen be treffend. Bald breitete sich das Lied über alle anderen Wehr- machtssender aus. So wurde Lili Marleen, obwohl das NS-Regime das Lied wegen seines „ morbiden und depressiven” Textes vorübergehend verbot, zu einem „ Schicksalslied” des Zweiten Welt- kriegs.
Auch unter den alliierten Soldaten wurde Lili Marleen gesungen. Bereits 1941 wurde es durch britische Truppen in Nordafrika so oft mitgesungen, dass die Generalität einschreiten musste. „ Überall in der Wüste”, so hielt ein britischer Kriegsberichterstatter fest, „ pfiffen englische Soldaten das Lied”. Als Marlene Dietrich ab 1943 das Lied vor amerikanischen Soldaten sang und es damit bei den Truppen der Alliierten richtig populär machte, störte es niemanden, dass derselbe Komponist die Musik für Propagan da- märsche wie Bomben auf England oder das U-Boot-Lied ge- schrieben hatte.
Im August 1944 kam in Großbritannien ein Film mit dem Titel The True Story of Lilli Marlene in die Kinos – das Lied ging in mindestens 50 Übersetzungen um die Welt. Des Weiteren gibt es etliche Parodien und Propagandaversionen von meist unbekannten Autoren. Die bekannteste Persiflage wurde von Lucie Mann- heim für die BBC gesungen. Vier Jahre nach dem Krieg erbat sich Winston Churchill das Lied von einer Tanzkapelle an der Riviera. Und General Eisenhower sagte, Leip sei der einzige Deutsche gewesen, der während des Krieges der ganzen Welt Freude gemacht habe. In den Jahren nach seiner Veröffentlichung wurde alleine die deutsche Fassung von Lili Marleen zwei Millionen Mal verkauft und avancierte damit zum ersten Millionenseller der deutschen Schallplattengeschichte. Der Stern bestätigte, dass Lili Marleen die erste rein deutsche Platte gewesen sei, die über die Millionengrenze kam. Will Glahés Stimmungslied Rosamunde
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