Sonntagsblatt 1/2016 | Page 9

• MERKWÜRDIGkeiten • von Georg Krix
Übergabe des Gebiets an Österreich – wofür ein anderer Donau - schwabe , Adam Müller-Guttenbrunn , sich einsetzte – entscheidend geschwächt und der endgültigen Madjarisierung schnell anheimfallen , überzeugt nur auf den ersten Blick , denn dieselben Madjaren , die vorher zwei Generationen lang als ethnische Min - derheit die Mehrheit der Nichtmadjaren bedrängten und gerade die deutsche Bevölkerung weitgehend madjarisieren konnten , hätten vor den Deutschen Westungarns nicht halt gemacht . Zweifellos irrte er sich bei der Einschätzung des „ historischen Madjarentums ”; er meinte offenbar , man könne durch Nachgie - bigkeit das Wohlwollen der Regierung und der Öffentlichkeit ge - winnen . Er gab sich sogar weithin zufrieden mit der Bethlen ’ schen Schulverordnung , die praktisch bloß die deutschsprachige Volks - schule gewährte – und auch diese lediglich mit Einschränkungen ( C-Typ ); er ließ es zu ‚ dass in der höchsten Leitung des deutschen Volksbildungsvereins die von der Regierung bestimmten Vertreter die Mehrheit hatten und dass die Regierung auch die Hälfte der Mitglieder des Vollzugsausschusses ernannte . Er sah nicht , dass nicht nur die Tätigkeit des Vereins ständig kontrolliert wurde , sondern dass man damit dessen völlige Übernahme durch Leute der Regierung vorbereitete . Sie erfolgte dann auch kurz nach seinem Tode .
Fortsetzung folgt in der nächsten Nummer des Sonntagsblattes
„ Schulbibliotheken sollen als Zentren für den Unterricht dienen !”
Das Fünfkirchner Valeria-Koch-Bildungs - zentrum erhielt österreichische Bücher - sammlung als Spende
„ Wenn Schüler nicht zu den Büchern kommen , sollen eben die Bücher zu den Schülern gehen ” – diese Meinung vertritt der Ös - terreicher Heinz Bernart , dem das Fünfkirchner Valeria-Koch- Bildungszentrum und das im Rahmen des Bildungszentrums fungierende Ungarndeutsche Pädagogische Institut ( UdPI ) neuerdings eine Österreichbibliothek zu verdanken haben . Die Samm - lung enthält beinahe 250 Werke der österreichischen Kinder- und Jugendliteratur – unter anderem nagelneue Bücher , deren Inhalt und Aussehen dazu geeignet sind , Kinder und Jugendliche anzusprechen . Anfang Dezember wurde die Bibliothek feierlich übergeben .
„ Mein wichtigstes Anliegen ist , mich dafür einzusetzen , dass die deutschsprachige Literatur nicht untergeht ”, sprach sich der pensionierte Lehrer , Spender der Österreichbibliothek über seine Motivation aus . „ In diesem Sinne waren wir mit meinem Verein seit den 80ern in ganz Österreich unterwegs und haben in zahlreichen Schulen moderne Bibliotheken und multimediale Zentren eingerichtet . Diese unsere Initiative basiert auf meinem Eindruck , dass sich die Jugend immer weniger für Bücher interessiert . Schulbibliotheken sollten aber meines Erachtens als Zentren für den Unterricht dienen !”
Nachdem Heinz Bernart in seinem Heimatland vieles bewirkt hat , hat er sich zum Ziel gesetzt , sein Projekt auch über die Lan des - grenzen hinaus auszubreiten . Mittlerweile gibt es in Tsche chien 6 , in der Slowakei 2 und in Ungarn 10 bilinguale Schu len , die er mit einer Österreichbibliothek ausgestattet hat . Den Kontakt mit Spender Bernart nahm bereits vor Jahren der mittlerweile in den Ruhestand getretene Direktor des UdPI , Dr . Gábor Frank auf . An der Feierstunde betonte er die Wichtigkeit des Lesens : „ An unserem Bildungszentrum haben Initiativen , wie zum Bei spiel Le - senächte , bereits eine Tradition . Wir sind seit den Anfän gen be - strebt , den Schülern in spielerischer Form beizubringen , wie wichtig es ist , mit Lesen zu leben und täglich damit einzuschlafen .”
Übernommen hat die Bibliothek der derzeitige Institutsleiter , Josef Weigert . „ Diese Sammlung bildet einen wichtigen Teil unserer Schulbibliothek , die nicht nur unseren Schülern , sondern auch Schülern und Lehrkräften anderer Schulen zugänglich ist ”, so Direktor Weigert . „ Damit kann die Sprachförderung erzielt werden . Dazu trägt auch die Tatsache bei , dass ein jeder ein Buch dem Alter und Interesse entsprechend , und so auch Spaß am Lesen finden kann .”
Davon , dass diese Bibliothek auf dem richtigen Platz ist , konnte sich auch Heinz Bernart überzeugen . Zu seiner Ehren gaben nämlich Schülerinnen und Schüler des Bildungszentrums ein kleines , musikalisch umrahmtes Programm , in welchem die deutsche Sprache einen würdigen Platz erhielt . Weitere Informationen : www . udpi . hu ; info @ udpi . hu ; + 36 72 514 071

• MERKWÜRDIGkeiten • von Georg Krix

Auch Deutsche aus Ungarn

sind unter den 13 Arader Märtyrer ! In der Geschichte spricht man ja allgemein nur von „ Deutschen ”, da einige der Märtyrern wirklich aus dem deutschen Ausland kamen und in der ungarischen nationalen Armee dienten , d . h . im Freiheitkampf 1848 / 49 gegen Österreich kämpften . So wurde auch der vor 220 Jahren geborene Honvédgeneral Josef Schweidel , ( geb . 1796 in Sombor ), am 6 . Oktober 1849 in Arad hingerichtet . Seine militärische Laufbahn begann in den napoleonischen Kriegen , und auch er schloss sich 1848 den aufständischen Madjaren an und nahm an der Schlacht bei Schwe - chat teil , doch spielte er niemals eine führende Rolle . Zur Zeit der Zurückeroberung Ofens durch die Österreicher war er Fes tungs - kommandant . Das Kriegsgericht verurteilte auch ihn zum Tode durch den Strang , doch wurde er auf Fürbitte seiner Gemahlin zu Pulver und Blei begnadigt . Sein Denkmal wurde 1905 in Sombor enthüllt , 1918 von den Jugoslawen jedoch entfernt . Sein Sohn Béla kämpfte 1848 / 49 als Hauptmann auch auf ungarischer Seite .
Unter den DREIZEHN finden wir noch Honvédgeneral Lud - wig Aulich , geb . 1792 in Pressburg / Pozsony und auch Honvéd - general Georg Lahner , geb . 1795 in Necpál ( Kom . Túróc ).
Wir reden hier von Deutschen aus dem damaligen historischen Großungarn . – Immerhin ist es merkwürdig , dass in der ungarischen Geschichte niemals und nirgends erwähnt wird , dass es sich hierbei um Menschen der deutschen Minderheit Ungarns handelt , die für ihre neue Heimat , ihr ungarisches Vaterland gestorben sind .
* Conchita und die Heilige Kümmernis –
Thomas Neuwirth alias Conchita Wurst ist nicht so neu , wie manche glauben . Er trägt nur die Maske einer europäischen Hei - ligen mit Verehrung in Österreich , Bayern und der Innerschweiz : der St . Cumera oder Heilige Kümmernis , der Stadtpatronin von Madrid , einer portugiesischen Königstochter .
Um nicht gegen ihren Willen verheiratet zu werden , bat sie Gott , ihr einen Bart wachsen zu lassen . So wurde Sankt Küm mer - nis zur Symbolfigur der Jungfräulichkeit , der Keuschheit , in vielen Klöstern verehrt . Zu ihrer Geschichte passt die Legende vom Spielmann , der vor ihrer Statue spielte . So wurde St . Kümmernis Patronin der Spielleute – für den Eurovision Song Contest nicht unpassend .
Die heilige Kümmernis ist eine mystische Figur : Als gekreuzig-
( Fortsetzung auf Seite 10 )
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