Sonntagsblatt 1/2016 | Page 10

te Frau mit Bart ist sie dem Gottmenschen noch ähnlicher als die Mutter Gottes. Das lange Gewand der Gekreuzigten und goldene Schuhe symbolisieren einen vollkommenen Lebensweg. Im Mit- telalter eine erwählte Eigenschaft auch homosexueller Männer.
Auch der spanische Mädchenname Conchita, der sich von concepsion ableitet(,‚ Unbefleckte Empfängnis”), drückt das katholische Dogma der ewigen Jungfräulichkeit aus.
Wenn das nicht merkwürdig ist?
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Traurig aber wahr

Der ungarndeutschen Jugend ist die deutsche Sprache zur Fremd- sprache geworden. In den deutschen Nationalitätenschulen Un- garns finden wir kaum noch Kinder mit deutscher Muttersprache. Wir beweinen diesen Umstand und versuchen vergebens Abhilfe zu schaffen. Dabei hoffen wir stets auf Hilfe aus dem Mutterland. Doch auch diese bleibt wirkungslos. In dieser verzwickten Lage sehen wir uns im donauschwäbischen Lager um. Vielleicht gibt es da gute Beispiele. In den Nachbarländern, in Übersee. Schließlich haben wir doch auch einen Weltdachverband der Donauschwaben. Was unternimmt dieser zur Rettung unserer Muttersprache?
Stolz sind wir auf unsere Landsleute in Amerika – USA und Kanada. Wie reden die miteinander?
Hier die Antwort auf die Frage: zu Weihnachten erreichten uns von dort( von landsmännischen Führungskräften) nachstehende donauschwäbische Grußworte( Wünsche): Merry Christmas and a happy New Year – Tony Thank you Tony! I would like to wish you and Inge and everyone on your list the same, a very Merry Christmas and a Happy and Healthy New Year. I am hoping that we can all get together periodically and catch up with each others news. – All the very best, Erika
To All: We wish all the best to all of you now, and for the next year and beyond.
Also, so schauen wir aus. Merkwürdig? Traurig!
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Merkwürdige Sprache

Man hört und liest gar oft das Wort GUTMENSCH, – man stellt fest, dass es sich um einen neuen Begriff handelt, aber Frage: Was ist ein GUTMENSCH? Antwort: Das Gegenteil von einem guten Menschen. Warum? Nun, wer es wissen will, möge sich melden. Wir ha- ben eine Erklärung dazu. *

Wußten Sie

dass die Hauptfigur der Operette „ Mária fô- hadnagy”(„ Oberleut nant Maria” von Huszka Jenô) eine Deutsche war?
Ja, merkwürdig ist das Schicksal der Maria Lebstück, die 1830 in Agram als Tochter von Michael Lepstück geboren, einem dort ansässigen Kaufmann deutscher Abstammung. Mit etwa 13 Jahren kam sie nach Wien um bei ihrem Onkel aufzuwachsen. Bei Ausbruch der Revolution 1848 schloss sie sich unter dem Namen Karl als Mann verkleidet zunächst als Legionär den Juristen-Corps an. Im März und Oktober 1848 machte sie die Revolution in den Reihen der Wiener Studenten mit. Nach Niederwerfung des Wiener Auf- standes flüchtete sie nach Ungarn, und schloss sich der „ deutschen Legion” an und kämpfte gegen die Kaiserlichen weiter, so bei den Tiroler Jägern, wo sie sich in der Schlacht bei Ká polna einen Streifschuss am Kopf zuzog. Hier, auf dem Schlacht feld bei Ká- poIna wurde sie von dem Heerführer der Honvéd zum Leutnant
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befördert. Dann trat sie in die Österreichisch – Habs bur gische- Kavallerie im 9. Husaren-Regiment ein. Wegen ihrer be son deren Leistungen bei einem Pulvertransport von Scotnok nach Komorn wurde sie zum Oberleutnant befördert. An der Bela gerung Ofens nahm sie schon als Oberleutnant teil. Zwischenzeitlich konnte Maria heimlich heiraten und wurde schwanger. Als man aufgrund der Schwangerschaft merkte, dass Oberleutnant Karl eine Frau war, kam sie mit ihrem Mann in Kriegs gefangenschaft nach Arad, wo sie ihr Kind Paul Jonak im Gefängnis zur Welt brachte. Ihr Mann wurde zu 20 Jahren Fes- tungshaft verurteilt, wo er gestorben ist. Maria wurde nach Kroa- tien ausgewiesen. Nach etwa drei Jahren kehrte sie nach Ungarn zurück, wo sie ihren zweiten Mann, den Leutnant und Freiheits- kämpfer Julius Pasche heiratete.
Maria ist 1892 in Újpest in Armut gestorben. Auf ihrem Ster- bebett erzählte sie ihre Lebensgeschichte, die von Mór Jókai aufgezeichnet wurde. Zuletzt erhielt sie vom Landesverein der Honvéd eine Pension.
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Wie wahr!

Die Aussage von Landsmann Josef Manz aus Baaja, Vorsitzender des Kultur- und Medienausschusses der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen „ Säen müssen wir von oben, und der Samen muss dann auf fruchtbaren Boden fallen, um gut zu gedeihen” machte mich hellhörig. Weise und wahre Worte! Und es fiel mir nachstehendes Gedicht / Lied ein:
DIE SAAT
Durch den Acker ernst und friedlich lenkt ein Mann den schweren Pflug, und er säte unermüdlich edlen Samen wohl genug. Dein sei Sonne, Luft und Regen, ruft er, Same, wert wie Gold! Doch von oben kommt der Segen, Gott nur weiß, was ich gewollt.
Was er pflanzte, war nur Wahrheit, war des Friedens grünes Reis, ja, er wollte Licht und Klarheit, Freiheit in des Rechts Geheiß; Huld und Treue, Bruderliebe, regen Sinn fürs Vaterland, Schutz für edle Geistestriebe als der Zukunft Unterpfand.
Alle Edlen, Weisen, Guten segnen diesen Ackersmann, dessen Arme niemals ruhten, bis er Frucht fürs Volk gewann. Ja, sein Name wird nicht sterben in der treuen Völker Rat, und die Nachwelt wird noch ernten Jakob Bleyers heil’ ge Saat.
( Das Gedicht wurde bei der Kranzniederlegung am Grabe Jakob Bleyers am 7. Dez. 2008 von Sandra Titanilla Fuchs aus Schambek vorgetragen. – Ursprünglich wurde dieses Gedicht mit Noten von Johann Herold aus Máza vor beinah 20 Jahren an die Jakob Bleyer Gemeinschaft eingesandt. Es wurde dann auch vom Chor des Vereins einstudiert und gesungen.)
Das Gedicht muss uns alle doch zum Nachdenken bewegen. Es