Sonntagsblatt 1/2016 | Page 6

Die Auszeichnung überreichten Zoltán Balog , Minister für Hu - manressourcen und Miklós Soltész , Staatssekretär für die Be - ziehungen zu den Kirchen , zu den Volksgruppen und zur Zivil - gesellschaft im Auftrag vom Ministerpräsidenten Viktor Orbán in der Pester Redoute .
„ Die Ausgezeichneten arbeiten tagtäglich unermüdlich , nachhaltig und opferbereit für die Pflege der Nationalitätenkultur . Ihre Tätigkeit verbindet die Gemeinschaft , die Freude , denn die Nationalitätenkultur zu pflegen , die ungarische Kultur zu pflegen ist eine Quelle für die Freude ”, sagte der Minister .
Der Preis kann an solche Personen , Vereinen bzw . Nationalitä - tenselbstverwaltungen verliehen werden , die eine beispielhafte Arbeit im Interesse ihrer Nationalität in den Bereichen öffentliches Leben , Bildung , Kultur , kirchliches Leben , Wissenschaft , Medien oder wirtschaftliche Selbstorganisation leisteten .
18 . Dezember 2015 Quelle : Zentrum

DIE REALITÄT

„ Du solltest von der Realität ausgehen ” wird mir oftmals an den Kopf geschmissen , wenn meine in diesem Blatt veröffentlichten Nörgeleien zur Sprache kommen .
Aber was ist Realität ? – muss ich doch fragen dürfen . Denn ich meine , Realität ist ein gegenwärtiger Zustand , der gesetzlich nicht vorgeschrieben ist , der augenblicklich Wirklichkeit , Tatsache , Ge - gebenheit ist ; der eben auch anders sein könnte und vielleicht morgen schon ein anderer sein wird , – also ein Zustand , der veränderlich veränderbar ist , d . h . auch von uns geformt / bestimmt werden kann .
Besehen wir uns die „ Realität ” der letzten hundert Jahre ( aus ungarndeutschem Gesichtspunkt ): ab 1914 Krieg ab 1918 Frieden – Erscheinung Jakob Bleyers als Politiker , dann als Volkstumskämpfer ab 1933 Mit dem Tod J . Bleyers beginnt die Spaltung im Ve - reins leben des Ungarndeutschtums ab 1938 mit der Zulassung des Volksbundes Beginn einer neuen Ära . Erstarkung des Volksbewußtseins – Bekämpfung des Volks bundes – Erscheinung der HüHa-Bewegung 1944 – 45 Totaler Zusammenbruch / Umbruch ab 1950 neue Lebenszeichen beim Ungarndeutschtum ab 1957 Leises Erwachen im Kreise der heimatverbliebenen Ungarndeutschen , Entwicklung im Schneckengang ab 1989 Neue Hoffnung – politische Umwälzung . Wende ? ab 1994 – 95 „ Wende ” ( eigentlich „ Umwendung ”) bei den Un - garn deutschen . Statt Verband nun LdU und seither ? Im Verlauf von 20 Jahren : Entwicklung im Krebs - gang , einen Schritt vor , zwei Schritte zurück . Frohe Gegenwart , unsichere Zukunft . Das ist die Realität heute .
Die Realität im Leben unserer ungarndeutschen Volksgruppe konn te / musste man bis in die 1980er Jahre nur „ zur Kenntnis nehmen ” – doch seither – sagt man – gestalten wir unsere Gegenwart und Zukunft selber . Einverstanden ! Wir gestalten also die gegenwärtige „ Realität ” selber .
Wenn dem so ist , dann darf ich sagen , wir gestalten sie falsch ! Dann sind meine von manchen Landsleuten beanstandeten Nör - geleien berechtigt !
Worüber rege ich mich denn im Allgemeinen auf ? Über die Lage des Sprachgebrauchs der Ungarndeutschen ! Warum ? Weil ein Volk ohne Sprache keine Zukunft hat ! Die Ungarndeutschen aber sind heute dabei ihre von den Ahnen ererbte Sprache „ freiwillig ” aufzugeben , sie als Muttersprache abzutun .
Wir Deutsche in Ungarn hatten nach dem Kriege wegen unserem Deutschsein , unserer deutschen Muttersprache viel zu leiden . So haben wir verständlicherweise – weil wir eben nur schwache Menschen sind – unsere Sprache notgedrungener weise verdrängt , so „ übergangsweise beiseite gelegt ”. Inzwischen hat sich die Welt geändert , unsere deutsche Sprache ist wieder gerne zugelassen , hochgeschätzt und empfohlen . Doch wie nehmen wir , wir Un - garn deutsche ! – diese Veränderung war ? Überhaupt nicht , muss man sagen . Wir lassen unsere deutsche Muttersprache weiterhin einfach „ beiseite liegen ”! Das schlimmste was eine Volk tun kann , – ein Verbrechen , eine Todsünde !
Nach vielen Jahrzehnten kann man heute erfreulicherweise schon feststellen , dass viele junge Leute deutscher Abstammung wieder recht gut deutsch sprechen können . Doch sie sprechen die - se Sprache als Fremdsprache . Man hat sie so erzogen , dass ihnen das eigentlich fremde , das Ungarische jetzt ihre Muttersprache ist . Ganz formell , sozusagen um sich zu zieren , spricht man noch von „ Rückgewinnung der Muttersprache ”, von „ muttersprachlichem Unterricht ”, doch praktisch unternimmt man nichts in dieser Richtung , – ja , selbst das Wort deutsche Muttersprache erscheint immer seltener in amtlichen Schriften und Reden , in den ungarndeutschen Medien . Soll dies nur ein Zufall sein ?
Nein , es ist kein Zufall ! Ganz absichtlich , der „ Realität ” wegen meidet man den Gebrauch der deutschen Muttersprache . Ver - wendet man sie dennoch , dann eben nur an zweiter Stelle – das Ungarische steht immer voran ! So z . B . im Namen der Selbst - verwaltungen , der Vereine , bei Mitteilungen und Einladungen u . a . m . Die Korrespondenz unserer Institutionen und Orga ni sationen , angefangen bei der Deutschen Selbstverwaltung von oben bis unten , dann über Vereine und Gruppen bis hin zu sogenannten deutschen Schulen geschieht überwiegend in ungarischer Sprache ; gesprochen wird bei Veranstaltungen und Vorträgen mehr ungarisch als deutsch ; Bei Sitzungen der Selbstverwaltungen und Organisationen , aber auch bei kulturellen Veranstaltungen , sogar Schwabenbällen dominiert das Ungarische . Deutsche Tänze und deutsche Lieder werden den Kulturgruppen ungarisch erklärt und einstudiert . Usw .! Da ist es dann kein Wunder mehr , wenn unsere „ ungrischen Schwaben ” so ganz selbstverständlich nur noch ungarisch untereinander reden . Es ist doch ein Nonsens , wenn in einem ungarndeutschen Amt , wo die 3 – 4 Angestellten alle perfekt deutsch können , doch ungarisch miteinander reden und dann freilich auch ihre schwäbischen Besucher ( die möglicherweise auch noch deutsch können ) auf ungarisch ansprechen . Soll das ein gutes Beispiel sein ?
Protestiert jemand gegen obige Ungereimtheiten , dann ist die Antwort : ja , das ist die Realität , die heutige Zeit … Wer sich mit dieser Realität nicht zufrieden gibt , der ist eben rückständig , ein „ Ewiggestriger ”, vielleicht gar ein „ Rechtsextremer ”.
Stellt man sich die Frage warum dies so ist bei den Ungarn - deutschen , dann kommt man zur Überzeugung : Etwas stimmt nicht in diesem Werkel ! Aber was ? Darüber vielleicht mehr ein anderesmal .
Georg Krix
Edit Gebhardt

„ In ein jedes christliches Haus gehört ein christliches Blatt ”

Zur Thematisierung des Sonntagsblattes , 1921 – 1924 ( Vortrag bei der Tagung „ Deutsche in Ungarn ”, organisiert vom Stiftungslehr - stuhl für Deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa der Universität Pécs und dem Lenau Haus ) – 1 . Fortsetzung
Die Wallfahrt nach Mariazell wurde jedes Jahr am 20 . August ar - rangiert . Solche Verknüpfungen der religiösen Referenzproben
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