Sonntagsblatt 1/2016 | Page 19

Selbst den Ungarn ist bewußt, dass das was von Regierungsseite nach außen kommuniziert wird, nicht immer glücklich formuliert ist. Das hindert westliche Medien aber nicht daran, daraus Profit für lukrative Schlagzeilen zu ziehen und ihren Lesern ein verzerr- tes Bild der Realität zu präsentieren. Zu diesem Fazit kommt sogar die Deutsche Arbeitsgruppe für Auswärtige Politik in im Mai 2015 veröffentlichten Bericht. Jeder persönlich ist gefragt, sich nicht nur einer Informationsquelle zu bedienen. In der anschließenden Diskussion stand die derzeitige Flücht - lingskrise im Vordergrund. Kontroversen zeichneten sich hier ab. Bradean-Ebinger erläuterte, dass Ungarn bereits schon seit zwei Jahren christliche Flüchtlinge aufnimmt, noch bevor die große Flüchtlingswelle einsetzte. Als dann die Registrierung der Flücht - linge gefordert wurde, stellten sich die Flüchtlinge dagegen, denn sie seien nur auf der Durchreise nach Schweden und Deutschland. Vor allem in Deutschland, so hatten sie dank neuer Medien erfah- ren, gebe es ein großherziges Asylgesetz. Wer würde sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlen und dementsprechend reagieren? Das deutsche Asylgesetz wurde aus der Geschichte heraus entwickelt und geht über die Genfer Konvention hinaus. Es wird um Ver - ständnis dafür gerungen, das dieses Asylgesetz nicht für alle euro- päischen Staaten gelten möchte und kann. Ob Frauen, Kinder oder junge Männer: sie sind, gleich aus wel- chem Grund, geflohen und nun bei uns da. Wie gehen wir mit Men schen um, wenn sie vor unserer Türe stehen. Was ist unsere Aufgabe als Christen? Sind wir nicht verpflichtet sie aufzuneh- men? Eine Anfrage an die deutsche Politik, warum vereinbarte Re - gelungen wie das Schengen-Abkommen einfach ausgesetzt wird, kam ebenfalls zur Sprache. Wenn es allerdings Europa nicht schafft – und dies wird nicht der Fall sein, die Konflikte der Welt vor Ort zu lösen, dort wo sie entstehen – gibt es dann keinen anderen Ansatz? Wäre es nicht möglich, die Frage des Ge mein - wohls für alle im Zuge der Globalisierung auch global zu denken und den Lebensstil eines sozialen Systems in die Welt zu exportie- ren. Diese und viele weitere Fragen zu aktuellen Themen wird das Kolpingwerk als Sozialverband auch weiterhin beschäftigen. Auch Diskussionen mit und über das Partnerland Ungarn, getra- gen von vielen Kolpingsfamilien, die seit über 20 Jahren Part ner