Sonntagsblatt 1/1997 | Page 10

Unsere Muttersprache
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Ist unzufrieden gleich illoyal ?

Wer das Schichksal der Deutschen in Ungarn nur oberflächlich mitverfolgt , gewinnt schnell den Eindruck , es gebe zwei Lager . Auf der einen Seite stünden die ständig Unzufriedenen , die mit ihren Klagen und Einwänden nie zur Ruhe zu kommen scheinen , während auf der anderen Seite eher die Pragmatiker vereint sind , die positive Fortschritte durchaus zu schätzen wissen .
Abgesehen davon , daß dies nicht der Wahrheit entspricht und dieses Bild Dinge sehr vereinfacht , betrachten sich hoffentlich auch die Akteure beider Gruppierungen nicht als Vertreter zweier “ Lager ”.
Konsens in der Nationalitätenpolitik ist begrüßenswert und wir als eine ethnische Minderheit sollten zur Kenntnis nehmen , daß wir uns mit dem Mehrheitsvolk jederzeit verständigen müssen . Das Hauptproblem besteht allerdings gar nicht darin , denn wer die Geschichte unserer Volksgruppe kennt , der weiß , daß Loyalität und Patriotismus im weitesten Sinne in den Reihen unserer Volksgruppe nie zur Debatte standen . Die Übereinkunft mit dem herrschenden politischen System ( das nicht immer unbedingt mit den Interessen des Mehrheitvolkes gleichzusetzen war und ist ) ging gelegentlich bis ins Banale über .
Verständigungswille ist nicht gleich mit Opportunismus gleichzusetzen , doch genau dies verkannten häufig die Vertreter unserer Ungarndeutschen . Die ständige Beteuerung gemeinsamer Interessen muß nach einer Weile als unglaubwürdig erscheinen . Eine ethnische Minderheit , die fähig ist , ihre Interessen zu artikulieren , bildet automatisch eine Interessengruppe , die Durchsetzung ihrer Interessen mit dem Mehrheitsvolk durchaus in Konfrontation geraten kann .
Ähnlich spielt es sich mit anderen Interessengruppierungen wie etwa den Kirchen in einem modernen Staat ab . Eine solche Konfrontation ist konstruktiv , solange sie die andere Seite achtet , gewisse Grenzen nicht sprengt und berücksichtigt , daß wir alle im selben Boot sitzen .
Nimmt die Vertretung der betroffenen Interessengruppe ihre Aufgabe ernst , muß es praktisch mit dem Partner gelegentlich zur Konfrontation kommen . Theoretisch ist es zwar möglich , daß die Lage so günstig ist , daß ein solcher Fall auszuschließen ist . Wer allerdings mit der Gegenwart der deutschen Volksgruppe vertraut ist , kann so etwas nicht ernsthaft sagen . Man kann vieles behaupten , nicht aber , daß die Lage dieser Volksgruppe beneidenswert gut sei . Dies gilt sowohl für eine komparative Untersuchung mit anderen ethnischen Minderheiten der Region , als auch “ isoliert ” betrachtet .
Natürlich gibt es positive Ansätze , so etwa die Massenmobilisierung der Nationalitäten für die Minderheitenwahlen . Viele nutzten die Chance , doch dieser ganze Ansatz kann nur ein Mittel zum Zweck sein . Doch was das Ziel sein soll , wissen offensichtlich nicht einmal Angehörige dieser Volksgruppe . Am meisten stört mich , daß ich nicht erkennen kann , wo diese Volksgruppe hinsteuert , was sie eigentlich erreichen will , wenn überhaupt ?
Das Verpulvern staatlicher Zuschüsse für Folkloreveranstaltungen allein gibt ein schwaches Bild von einer Volksgruppe ab . Dies kann den Begriff “ zukunftsorientierte Strategie ” nicht ausschöpfen , ohne die aber die Ungarndeutschen nicht überleben können .
Der Ombudsmann für Minderheiten sprach seit den verlaufenen Minderheitenwahlen brennende Probleme an : Schulfrage , Auseinanderstzungen örtlicher Minderheitenvertreter mit den Kommunalpolitikern etc . Diese Beschwerden sind nicht neu , auch andere bekannte Persönlichkeiten unserer Volksgruppe sprachen schon diese ungelösten Probleme an .
Vielleicht muß man , um diese Probleme zu bewältigen , mit der aktuellen politischen Elite in Konfrontation gehen . Ein “ Anpacken ” dieser Probleme gebe aber nicht nur ein konstruktives Programm für die Volksgruppe , sondern deren Lösung würde den besten Beweis dafür liefern , daß sie zum Nutzen beider Parteien wäre . Sie würde das Vertrauen in Ungarn vertiefen und die traditionelle Verbundenheit dieser und anderer ethnischer Minderheiten mit ihrem Heimatland stärken .
Norbert Spannnenberger
Unsere Muttersprache
Schon als wir das Licht der Welt erblickten , hörten wir liebevolle Worte von unserer Mutter . Sie sprach mit uns , als sie uns als Säugling in den Armen hielt , als wir kriechen und gehen lernten , als wir mit Löffel und Gabel zu essen versuchten . Ja , sie sprach mit uns täglich , vom Erwachen bis zum Einschlafen . Mutter oder Mama war sicherlich unser erstes Wort . Es ist dann auch ganz natürlich , daß wir unsere deutsche Sprache als Muttersprache bezeichnen . Bedauernd ist es , daß viele Landsleute unsere Muttersprache wie schmutzige Windeln betrachten , die ihren Zweck erfüllt haben . Unsere Mütter lehrten uns nicht nur die Muttersprache , sondern auch eine bedeutende Weltsprache , die wir unser Leben lang sprechen würden .
Deutsch ist eine germanische Sprache , von welcher Englisch , Norwegisch , Schwedisch , Dänisch , Holländisch ,
Die Arbeitsgemeinschatt Donauschwäbischer Lehrer e . V . latit ein zumlO . Donauschwäbischen
Lehrerkongreß .
Er steht unter dem Motto : „ 50 Jahre Arbeitsgemeinschaft Donuschwäbischer Lehrer , 50 Jahre Arbeitskreis für donauschwäbische Heimat- und Volksforschung , 20 Jahre Donauschwäbische Lehrerstiftung “ sowie unter der Schirmherrschaft der bayerischen Staatsministerin Barbara Stamm . Der Kongreß findet statt am Samstag , 19 . April , 9.30 bis 17 Uhr im Haus des Deutschen Ostens , Am Lilienberg 5 , 81669 München . Tel .: 0 89 / 482063 Anmeldung und Informationen bei der Arbeitsgemeinschaft Donauschwäbischer Lehrer e . V ., Postfach 1810 , 63888 Miltenberg , Tel .: 09371 / 2423 .
Flämisch und Jüdisch einen Ursprung haben , und wird von über 100 Millionen gesprochen .
In den Statuten des Rhein-Donau Vereins im Artikel III unter “ Zweck und Ziel ” heißt es “ Förderung und Erhaltung der Muttersprache , der Sitten und Gebräuche der Miglieder .” Leider müssen wir zugeben , daß wir die Muttersprache im Verein nur noch selten hören . Sie ist zu einer Stiefmuttersprache erniedrigt worden . Zweifellos ist es sehr wichtig die Landessprache zu beherrschen , aber es wird nicht verlangt , die Muttersprache aufzugeben ; denn in Kanada hat jeder die Freiheit so zu reden , wie ihm der Schnabel gewachsen ist . Schade , daß nur wenige unserer Kinder und Kindeskinder die Sprache ihrer Eltern und Ureltern beherrschen und das kostbare und einmalige Erbgut erhalten .
R . S ., Kanada ásxmntagsíblatt 9