's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Herbst 2018 - 04/18 | Page 7

´s Dorfblattl Haiming Neues Theaterprojekt gestartet! Peter Schaber hat mit „Quartier B2“ viel vor. F ast zehn Jahre nach der letzten Inszenierung kehrt der Regis- seur Peter Schaber in seinen Hei- matort zurück. Das Dorfblattl traf sich mit ihm zum Gespräch: Dein Name wird in unserer Region sehr schnell mit dem Theater in Verbindung gebracht – wie bist du überhaupt selbst zum Theater ge- kommen? Ich habe in meiner Hauptschulzeit bei Helmut Klauser in der Theater- gruppe mitgemacht. Damals wur- de erstmals die Begeisterung für´s Theater bei mir geweckt. Während der Kochlehre war dann allerdings keine Zeit dafür und ich bin dann nur durch einen Zufall wieder zum Theater gekommen. Ich arbeitete als Busfahrer und war in dieser Funktion beim Vereinsausflug der Heimatbühne mit dabei. Da wurde ich gefragt, ob ich nicht auch einmal mitspielen möchte, worauf ich so- fort begeistert zusagte und als Niko- laus im Weihnachtsstück meinen er- sten Auftritt hatte. Das war Anfang der 90er-Jahre. Schon bald wurde mir bewusst, dass mir das Regie füh- ren noch mehr im Blut liegt und mit „Honigmond“ inszenierte ich dann mein erstes abendfüllendes Stück. Die Besetzungscouch stand viele Jahre für mutiges neues Theater und ihr habt auch den einen oder anderen „Theaterskandal“ provo- ziert? Wie siehst du im Nachhinein diese Zeit? Das war in jedem Fall eine sehr spannende Zeit, die ich schon damals für mich als sehr positiv empfunden habe, was sich in der Nachbetrachtung sogar noch ver- stärkt. Ich glaube, wir haben das im Oberland etwas in Bewegung ge- bracht und Kontroverse ist ja an und für sich nichts Negatives. Ich habe sehr viel in diesen Jahren gelernt, wenngleich es natürlich schon eini- ge Begegnungen und Situationen gegeben hat, die nicht angenehm waren. Ich habe die Theaterbühne immer als Spiegelbild der Gesellschaft ge- sehen und meiner Meinung nach haben Kulturschaffende schon auch den Auftrag, Entwicklungen in un- serer Gesellschaft aufzuzeigen und kritisch zu hinterfragen. Das haben wir mit der Besetzungscouch immer wieder versucht und wurden dafür natürlich nicht von allen geliebt, was aber auch nicht unser Anspruch war. chen werden und haben deswegen auch unsere Ersparnisse „gebun- kert“. Das war jetzt unser Startkapi- tal. Das Wort „Quartier“ rührt daher, dass wir bei unserer Gründung noch keinen Spielort hatten und quasi auf Suche nach einer Spielstätte waren, die wir nun gefunden haben. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz besonders bei Sabine und Sil- vio vom Gasthof „Zickeler“ für die tolle und uneingeschränkte Unter- stützung bedanken. Das ist nicht selbstverständlich und bietet uns ein perfektes Umfeld. Viele Jahre hast du das Theaterge- schehen im Oberland entscheidend mitgeprägt. In letzter Zeit hat man etwas weniger von dir als Theater- macher gehört? Was war denn los? Wir haben viele Jahre mit sehr ho- hem finanziellen und zeitlichem Aufwand gearbeitet und alle im Verein haben gemerkt, dass wir ausgepowert waren. Unsere letz- te große Inszenierung in Haiming waren „Die Physiker“ von Friedrich Dürrenmatt im Jahr 2009. Danach folgten noch einige kleinere Pro- duktionen, die auf kleineren Bühnen gezeigt wurden, aber ich habe mir dann eine zweijährige totale Auszeit vom Theater genommen. Danach übernahm ich die Regiearbeit bei verschiedenen Bühnen landauf und landab. Aber in den letzten zwei Jahren wurde immer klarer, dass wir hier in Haiming wieder etwas Eigenständiges auf die Bühne brin- gen wollen. Das bedeutet also, dass ihr zwar zu den Haiminger Theaterwurzeln vom Aufführungsort her zurückkehrt, aber trotzdem Neues auf der altehr- würdigen Bühne bieten wollt, wenn- gleich diese platzmäßig sehr beengt ist. Das erste Stück „Frau sucht im- potenten Mann“ wurde vom Pu- blikum sehr gut angenommen. Ihr habt aber auch sehr detailversessen fast ein halbes Jahr dafür geprobt. Warum dieser lange Zeitraum und immense Aufwand? Wenn man auf die Bühne zurück- kommt, will man natürlich das „perfekte“ Stück haben. Deshalb haben wir so lange gesucht und unglaublich viele Stücke gelesen wie nie zuvor. Wir haben heuer im April mit der Textarbeit begonnen und sehr lange an der Betonung und Aussprache gearbeitet, bevor wir überhaupt das erste Mal auf die Bühne gegangen sind. Wir haben dann aber schon eine Sommerpau- se gemacht, die für die spätere Lo- ckerheit der Schauspieler sehr wich- tig war. Ich war am Ende in jedem Fall mit der Leistung meiner Truppe auf der Bühne sehr zufrieden und wir sind voll motiviert, regelmäßig beim Zickeler Theater zu machen. Nun gibt es einen persönlichen Neu- start mit dem neuen Theaterverein „Theater Quartier B2“. Kannst du uns Genaueres dazu erzählen? Das B2 ist natürlich schon eine Re- miniszenz an unsere Wurzeln – die Besetzungscouch. Es war uns beim Ende der letzten Couch-Inszenie- rung trotz fehlender Energie klar, dass wir wieder einmal etwas ma- Komödien sind zwar alles andere als einfach zu spielen und du be- zeichnest sie als die Meisterstufe, trotzdem gelten tragische Stücke als „niveauvoller“. Wie erklärst du dir diese Diskrepanz? Da sind unsere Lokalmedien nicht ganz unschuldig. Komödien wer- den zwar auch positiv beschrieben, zu Superlativen greifen die Redak- Herbst 2018 teure aber fast ausschließlich bei Tragödien. Abgesehen davon, ist es einfacher, Menschen nachdenklich oder traurig zu stimmen, als sie zu einem ehrlichen Lachen zu bringen. Die Spannung am Theater lebt aber gerade von der ganzen Bandbreite zwischen den Tränen des Mitgefühls und der Betroffenheit und den Trä- nen eines Lachanfalls. Das war einer der Gründe, beim aktuellen Stück diesen bedrückenden Kontrapunkt vor der Pause zu setzen. Auf was dürfen sich die Haiminge- rinnen und Haiminger nach dieser ersten Komödie inhaltlich freuen? Wir wollen möglichst alle Genres abdecken und viel Neues auspro- bieren. Wir werden aber hier beim Zickeler schon platzbedingt immer mit kleinen Ensembles und wech- selnden Besetzungen spielen. Unser Ziel wäre es, zwei bis drei Stücke pro Jahr zu inszenieren und auch andere Spielformen des Theaters wie etwa inszenierte Lesungen oder Ähn- liches anzubieten. Vor vielen Jahren hast du mehre- re Kinderstücke geschrieben und mit der „Theaterbande“ inszeniert. Man hat das Gefühl, dass dir junge Talente ganz besonders am Herzen liegen. Gibt es in Richtung Nach- wuchsarbeit bzw. Kindertheater auch Ideen von euch? In jedem Fall möchten wir Kinder und Jugendlichen eine Plattform bieten. Auch eine Zusammenarbeit mit den Schulen wäre für uns sehr interessant und wünschenswert. Jeder Bergsteiger will irgendwann auf einen Achttausender – welches Theaterstück wäre dein persön- licher Achttausender, den du viel- leicht irgendwann noch umsetzen möchtest? Mir geistert tatsächlich schon seit mehr als zehn Jahren ein Stück im Kopf herum, das in der Umsetzung aber immens aufwändig wäre. Die- ses Werk könnte man aber nur auf einer größeren Bühne oder etwa unserem Gemeindeplatz auffüh- ren. Wer weiß, ob und wann mir das gelingt. (Text und Foto: mams) Seite 7 Das aktuelle Interview - Peter Schaber