´s Dorfblattl Haiming
Neues Theaterprojekt gestartet!
Peter Schaber hat mit „Quartier B2“
viel vor.
F
ast zehn Jahre nach der letzten
Inszenierung kehrt der Regis-
seur Peter Schaber in seinen Hei-
matort zurück. Das Dorfblattl traf
sich mit ihm zum Gespräch:
Dein Name wird in unserer Region
sehr schnell mit dem Theater in
Verbindung gebracht – wie bist du
überhaupt selbst zum Theater ge-
kommen?
Ich habe in meiner Hauptschulzeit
bei Helmut Klauser in der Theater-
gruppe mitgemacht. Damals wur-
de erstmals die Begeisterung für´s
Theater bei mir geweckt. Während
der Kochlehre war dann allerdings
keine Zeit dafür und ich bin dann
nur durch einen Zufall wieder zum
Theater gekommen. Ich arbeitete
als Busfahrer und war in dieser
Funktion beim Vereinsausflug der
Heimatbühne mit dabei. Da wurde
ich gefragt, ob ich nicht auch einmal
mitspielen möchte, worauf ich so-
fort begeistert zusagte und als Niko-
laus im Weihnachtsstück meinen er-
sten Auftritt hatte. Das war Anfang
der 90er-Jahre. Schon bald wurde
mir bewusst, dass mir das Regie füh-
ren noch mehr im Blut liegt und mit
„Honigmond“ inszenierte ich dann
mein erstes abendfüllendes Stück.
Die Besetzungscouch stand viele
Jahre für mutiges neues Theater
und ihr habt auch den einen oder
anderen „Theaterskandal“ provo-
ziert? Wie siehst du im Nachhinein
diese Zeit?
Das war in jedem Fall eine sehr
spannende Zeit, die ich schon
damals für mich als sehr positiv
empfunden habe, was sich in der
Nachbetrachtung sogar noch ver-
stärkt. Ich glaube, wir haben das im
Oberland etwas in Bewegung ge-
bracht und Kontroverse ist ja an und
für sich nichts Negatives. Ich habe
sehr viel in diesen Jahren gelernt,
wenngleich es natürlich schon eini-
ge Begegnungen und Situationen
gegeben hat, die nicht angenehm
waren.
Ich habe die Theaterbühne immer
als Spiegelbild der Gesellschaft ge-
sehen und meiner Meinung nach
haben Kulturschaffende schon auch
den Auftrag, Entwicklungen in un-
serer Gesellschaft aufzuzeigen und
kritisch zu hinterfragen. Das haben
wir mit der Besetzungscouch immer
wieder versucht und wurden dafür
natürlich nicht von allen geliebt, was
aber auch nicht unser Anspruch war.
chen werden und haben deswegen
auch unsere Ersparnisse „gebun-
kert“. Das war jetzt unser Startkapi-
tal. Das Wort „Quartier“ rührt daher,
dass wir bei unserer Gründung noch
keinen Spielort hatten und quasi auf
Suche nach einer Spielstätte waren,
die wir nun gefunden haben.
Ich möchte mich an dieser Stelle
ganz besonders bei Sabine und Sil-
vio vom Gasthof „Zickeler“ für die
tolle und uneingeschränkte Unter-
stützung bedanken. Das ist nicht
selbstverständlich und bietet uns
ein perfektes Umfeld.
Viele Jahre hast du das Theaterge-
schehen im Oberland entscheidend
mitgeprägt. In letzter Zeit hat man
etwas weniger von dir als Theater-
macher gehört? Was war denn los?
Wir haben viele Jahre mit sehr ho-
hem finanziellen und zeitlichem
Aufwand gearbeitet und alle im
Verein haben gemerkt, dass wir
ausgepowert waren. Unsere letz-
te große Inszenierung in Haiming
waren „Die Physiker“ von Friedrich
Dürrenmatt im Jahr 2009. Danach
folgten noch einige kleinere Pro-
duktionen, die auf kleineren Bühnen
gezeigt wurden, aber ich habe mir
dann eine zweijährige totale Auszeit
vom Theater genommen. Danach
übernahm ich die Regiearbeit bei
verschiedenen Bühnen landauf und
landab. Aber in den letzten zwei
Jahren wurde immer klarer, dass
wir hier in Haiming wieder etwas
Eigenständiges auf die Bühne brin-
gen wollen. Das bedeutet also, dass ihr zwar zu
den Haiminger Theaterwurzeln vom
Aufführungsort her zurückkehrt,
aber trotzdem Neues auf der altehr-
würdigen Bühne bieten wollt, wenn-
gleich diese platzmäßig sehr beengt
ist. Das erste Stück „Frau sucht im-
potenten Mann“ wurde vom Pu-
blikum sehr gut angenommen. Ihr
habt aber auch sehr detailversessen
fast ein halbes Jahr dafür geprobt.
Warum dieser lange Zeitraum und
immense Aufwand?
Wenn man auf die Bühne zurück-
kommt, will man natürlich das
„perfekte“ Stück haben. Deshalb
haben wir so lange gesucht und
unglaublich viele Stücke gelesen
wie nie zuvor. Wir haben heuer im
April mit der Textarbeit begonnen
und sehr lange an der Betonung
und Aussprache gearbeitet, bevor
wir überhaupt das erste Mal auf die
Bühne gegangen sind. Wir haben
dann aber schon eine Sommerpau-
se gemacht, die für die spätere Lo-
ckerheit der Schauspieler sehr wich-
tig war. Ich war am Ende in jedem
Fall mit der Leistung meiner Truppe
auf der Bühne sehr zufrieden und
wir sind voll motiviert, regelmäßig
beim Zickeler Theater zu machen.
Nun gibt es einen persönlichen Neu-
start mit dem neuen Theaterverein
„Theater Quartier B2“. Kannst du
uns Genaueres dazu erzählen?
Das B2 ist natürlich schon eine Re-
miniszenz an unsere Wurzeln – die
Besetzungscouch. Es war uns beim
Ende der letzten Couch-Inszenie-
rung trotz fehlender Energie klar,
dass wir wieder einmal etwas ma- Komödien sind zwar alles andere
als einfach zu spielen und du be-
zeichnest sie als die Meisterstufe,
trotzdem gelten tragische Stücke
als „niveauvoller“. Wie erklärst du
dir diese Diskrepanz?
Da sind unsere Lokalmedien nicht
ganz unschuldig. Komödien wer-
den zwar auch positiv beschrieben,
zu Superlativen greifen die Redak-
Herbst 2018
teure aber fast ausschließlich bei
Tragödien. Abgesehen davon, ist es
einfacher, Menschen nachdenklich
oder traurig zu stimmen, als sie zu
einem ehrlichen Lachen zu bringen.
Die Spannung am Theater lebt aber
gerade von der ganzen Bandbreite
zwischen den Tränen des Mitgefühls
und der Betroffenheit und den Trä-
nen eines Lachanfalls. Das war einer
der Gründe, beim aktuellen Stück
diesen bedrückenden Kontrapunkt
vor der Pause zu setzen.
Auf was dürfen sich die Haiminge-
rinnen und Haiminger nach dieser
ersten Komödie inhaltlich freuen?
Wir wollen möglichst alle Genres
abdecken und viel Neues auspro-
bieren. Wir werden aber hier beim
Zickeler schon platzbedingt immer
mit kleinen Ensembles und wech-
selnden Besetzungen spielen. Unser
Ziel wäre es, zwei bis drei Stücke pro
Jahr zu inszenieren und auch andere
Spielformen des Theaters wie etwa
inszenierte Lesungen oder Ähn-
liches anzubieten.
Vor vielen Jahren hast du mehre-
re Kinderstücke geschrieben und
mit der „Theaterbande“ inszeniert.
Man hat das Gefühl, dass dir junge
Talente ganz besonders am Herzen
liegen. Gibt es in Richtung Nach-
wuchsarbeit bzw. Kindertheater
auch Ideen von euch?
In jedem Fall möchten wir Kinder
und Jugendlichen eine Plattform
bieten. Auch eine Zusammenarbeit
mit den Schulen wäre für uns sehr
interessant und wünschenswert.
Jeder Bergsteiger will irgendwann
auf einen Achttausender – welches
Theaterstück wäre dein persön-
licher Achttausender, den du viel-
leicht irgendwann noch umsetzen
möchtest?
Mir geistert tatsächlich schon seit
mehr als zehn Jahren ein Stück im
Kopf herum, das in der Umsetzung
aber immens aufwändig wäre. Die-
ses Werk könnte man aber nur auf
einer größeren Bühne oder etwa
unserem Gemeindeplatz auffüh-
ren. Wer weiß, ob und wann mir
das gelingt.
(Text und Foto: mams)
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Das aktuelle Interview - Peter Schaber