´s Dorfblattl Haiming
Der Kultur auf der Spur:
Geschichtliche Entwicklung von Haiming
Haiminger Gasthauskultur
Ibarn Tirggn ...
Die Tirggn-Ernte verlief so: Man
schnitt die Stangen knapp über
dem Boden mit Sicheln ab, de-
ren Griff an einem ca. 50 cm
langem Eisen-Stiel angesetzt
war. Von den abgeschnittenen
Maisstangen wurden die Kolben
abgerissen und – wenn a Fua-
der beinander wår, in den Stadl
oder in eine Schupfe gebracht.
Zum Trocknen der Körner wur-
den beim Tirrgn-Ausmåchn die
Flietschn (Deckblätter) entfernt,
nur mehr zwei oder drei blieben
am Kolben. An diesen Blättern
wurden acht oder zehn Kolben
zu an G´häng zusammengebun-
den und am Tirggng´khäng an
der Stadlwand oder Hausfassa-
de abgehängt. Dabei war man
bemüht, mit färbigen Kolben
christliche Symbole (Kreuz, IHS,
Herz-Jesu usw.) als Dank an den
Schöpfer an der Wand prangen
zu lassen. Die schönsten Kolben
kamen in kloanern G´khängern (2
– 4 Stück) in den Herrgottswinkel,
an Feldkreuze oder in Bildstöckln.
Zum Ausmachen versammelten
sich gånze Nachbarschaften; man
half sich gegenseitig. Dabei wur-
de eifrig gearbeitet, viel erzählt
und herzlich gelacht. Nachher
gab es meist a Schnapsl, Tee (mit
Rum) und eine zünftige Jause.
Den Samtirrgn (die für Samen
ausgewählte Kolben) trocknete
man über dem Stubenofen, die
für die Mehlerzeugung und zur
Tierfütterung vorgesehenen Ern-
te am G´khäng. Nach der Trock-
nung auf den Latten wurden die
Tirggnkolbm händisch abgeriebelt
und sodann die Maiskörner in
der Mühle zu Tirggnmeahl ver-
mahlen oder am Bauernhof zu
Tirggnbruch gebrochen und dem
Tierfutter beigemischt.
Das Tirggnstroah (Stangen der
Maispflanze) wurde zu Bocker
(wie beim Getreide) zusammen-
gestellt und im Winter nach und
nach auf den Hof geholt und zu
Streu geschnitten.
Truckne Flietschn dienten als Bett-
und Matratzenfüllung.
(Text: Johann Zauner)
H
erbergen und Gasthöfe er-
füllen seit jeher nicht nur
den Zweck für Bewirtung und
Unterbringung, sondern stellen
einen wesentlichen Bestandteil
des Dorflebens dar. In Gasthäu-
sern wird gezecht, gelacht und
gestritten, es werden Neuig-
keiten diskutiert, alte Geschich-
ten aufgewärmt und so manches
Geschäft abgeschlossen. In den
vergangenen zwei Jahrzehnten
hat sich die Gasthauskultur al-
lerorts entscheidend verändert.
Viele Gasthaustüren bleiben zu
– Hauptgründe dafür sind recht-
liche Hürden und das geänderte
Freizeitverhalten. Strenge Alko-
holkontrollen, Rauchverbote,
Internet, das Desinteresse der
Jugend am Kartenspiel, knappes
Budget – einige der Faktoren, die
das Gasthaussterben vorantrei-
ben. Ganz schwierig wird es für
Übernehmer – die Auflagen der
Behörden sind nur mit großen In-
vestitionen zu bewerkstelligen,
was junge Menschen von einer
Übernahme des elterlichen Be-
triebes abschreckt.
der Gasthof Löwen, steht im
Ortsteil Magerbach. Mitte des
17. Jahrhunderts kommt der Zir-
ler Brückenzöllner-Sohn Gregor
Neuner nach Magerbach und
betreibt mit seiner Gattin Maria
Tasch den Gasthof Löwen samt
Ökonomie. Heute ist Günter Re-
fle aus München Eigentümer und
Betreiber. Der Münchener ist seit
2005 der Löwen Wirt in Mager-
bach.
Ebenfalls in Magerbach ist die
Rafting-Alm angesiedelt. Erbaut
von der Familie Fankhauser aus
dem Unterinntal befindet sich
der Gastronomie- und Beherber-
gungsbetrieb heute im Eigentum
der Lance Hotels GmbH.
Ich möchte nun einen Streifzug
durch bestehende und ehema-
lige Haiminger Gasthöfe ma-
chen – eigene Erinnerungen
und Erzählungen von älteren
Haimingern dienen mir dabei als
Grundlage (kein Anspruch auf
Vollständigkeit). Angeführt wer-
den diesmal nur die Gasthäuser
in Haiming Ort. Nicht mehr in Betrieb ist der Gast-
hof Traube bei der Kreuzung Alte
Bundesstraße – Ötztalerstraße.
Über mehrere Generationen be-
fand sich der Gasthof im Eigen-
tum der Familie Sterzinger, die
ihre Wurzeln in Nassereith hat.
Beim „Sterzinger“ wurde früher
viel Karten gespielt, im ange-
bauten Saal fanden legendäre
Veranstaltungen statt. Vor allem
der Sportball erfreute sich großer
Beliebtheit, der Sterzinger Saal
war aber auch Schauplatz von
Aufführungen der Heimatbühne
Haiming. Ein Stammgast war der
Tischlermeister Rudolf Stigger
„Rudolfen“ (1873-1970), der Va-
ter der Sterzinger Wirtin Antonia
Ripfl, Witwe Sterzinger.
Das älteste Haiminger Gasthaus, Auf eine lange Tradition kann der
Magerbach um 1950. Im Zentrum steht der Gasthof Löwen.
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Herbst 2018
Gasthof Stern „Zickeler“ verwei-
sen. Als Inbegriff eines gemüt-
lichen Dorfgasthauses wurde
von den Wirtsleuten Stigger,
später von den Familien Zoller
und Kapeller, echte Gastfreund-
schaft geboten. Beim „Zickeler“
kehrten auch viele Auswärtige
ein, die sich vor allem die le-
gendären Wiener Schnitzeln
und das herrliche Rindsgulasch
von Hilde Zoller munden ließen.
Am Stammtisch fanden sich vor
allem an Sonntagen viele Hai-
minger Originale ein. Im ange-
bauten Saal fanden Filmvorfüh-
rungen, Feiern, Versammlungen
und Hochzeiten statt. Auch bei
Theateraufführungen konnte
man sich im Zickeler-Saal unter-
halten. Heute wird das Gasthaus
von Silvio und Sabine Kapeller
geführt.
In unmittelbarer Nähe zum
„Zickeler“ eröffnete in den 80er
Jahren Siegfried Raffl das Cafe-
Restaurant „Alt Haiming“. Heute
ist der Gastbetrieb geschlossen,
das Gebäude dient nun als Camp
des Raftingunternehmers Viktor
Zoller („Wiggi Rafting“).
1976 wurde der Föhrenhof in un-
mittelbarer Nachbarschaft zum
Gemeindehaus errichtet. Die
gute Küche und das angenehme
Ambiente bescherten diesem
von Helene und Anton Raffl ge-
führten Haus viele Gäste. Im Föh-
renhof fanden auch viele Feiern
und Versammlungen statt. Nach
dem Verkauf des Betriebes an