's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Herbst 2018 - 04/18 | Page 20

´s Dorfblattl Haiming Der Kultur auf der Spur: Geschichtliche Entwicklung von Haiming Haiminger Gasthauskultur Ibarn Tirggn ... Die Tirggn-Ernte verlief so: Man schnitt die Stangen knapp über dem Boden mit Sicheln ab, de- ren Griff an einem ca. 50 cm langem Eisen-Stiel angesetzt war. Von den abgeschnittenen Maisstangen wurden die Kolben abgerissen und – wenn a Fua- der beinander wår, in den Stadl oder in eine Schupfe gebracht. Zum Trocknen der Körner wur- den beim Tirrgn-Ausmåchn die Flietschn (Deckblätter) entfernt, nur mehr zwei oder drei blieben am Kolben. An diesen Blättern wurden acht oder zehn Kolben zu an G´häng zusammengebun- den und am Tirggng´khäng an der Stadlwand oder Hausfassa- de abgehängt. Dabei war man bemüht, mit färbigen Kolben christliche Symbole (Kreuz, IHS, Herz-Jesu usw.) als Dank an den Schöpfer an der Wand prangen zu lassen. Die schönsten Kolben kamen in kloanern G´khängern (2 – 4 Stück) in den Herrgottswinkel, an Feldkreuze oder in Bildstöckln. Zum Ausmachen versammelten sich gånze Nachbarschaften; man half sich gegenseitig. Dabei wur- de eifrig gearbeitet, viel erzählt und herzlich gelacht. Nachher gab es meist a Schnapsl, Tee (mit Rum) und eine zünftige Jause. Den Samtirrgn (die für Samen ausgewählte Kolben) trocknete man über dem Stubenofen, die für die Mehlerzeugung und zur Tierfütterung vorgesehenen Ern- te am G´khäng. Nach der Trock- nung auf den Latten wurden die Tirggnkolbm händisch abgeriebelt und sodann die Maiskörner in der Mühle zu Tirggnmeahl ver- mahlen oder am Bauernhof zu Tirggnbruch gebrochen und dem Tierfutter beigemischt. Das Tirggnstroah (Stangen der Maispflanze) wurde zu Bocker (wie beim Getreide) zusammen- gestellt und im Winter nach und nach auf den Hof geholt und zu Streu geschnitten. Truckne Flietschn dienten als Bett- und Matratzenfüllung. (Text: Johann Zauner) H erbergen und Gasthöfe er- füllen seit jeher nicht nur den Zweck für Bewirtung und Unterbringung, sondern stellen einen wesentlichen Bestandteil des Dorflebens dar. In Gasthäu- sern wird gezecht, gelacht und gestritten, es werden Neuig- keiten diskutiert, alte Geschich- ten aufgewärmt und so manches Geschäft abgeschlossen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Gasthauskultur al- lerorts entscheidend verändert. Viele Gasthaustüren bleiben zu – Hauptgründe dafür sind recht- liche Hürden und das geänderte Freizeitverhalten. Strenge Alko- holkontrollen, Rauchverbote, Internet, das Desinteresse der Jugend am Kartenspiel, knappes Budget – einige der Faktoren, die das Gasthaussterben vorantrei- ben. Ganz schwierig wird es für Übernehmer – die Auflagen der Behörden sind nur mit großen In- vestitionen zu bewerkstelligen, was junge Menschen von einer Übernahme des elterlichen Be- triebes abschreckt. der Gasthof Löwen, steht im Ortsteil Magerbach. Mitte des 17. Jahrhunderts kommt der Zir- ler Brückenzöllner-Sohn Gregor Neuner nach Magerbach und betreibt mit seiner Gattin Maria Tasch den Gasthof Löwen samt Ökonomie. Heute ist Günter Re- fle aus München Eigentümer und Betreiber. Der Münchener ist seit 2005 der Löwen Wirt in Mager- bach. Ebenfalls in Magerbach ist die Rafting-Alm angesiedelt. Erbaut von der Familie Fankhauser aus dem Unterinntal befindet sich der Gastronomie- und Beherber- gungsbetrieb heute im Eigentum der Lance Hotels GmbH. Ich möchte nun einen Streifzug durch bestehende und ehema- lige Haiminger Gasthöfe ma- chen – eigene Erinnerungen und Erzählungen von älteren Haimingern dienen mir dabei als Grundlage (kein Anspruch auf Vollständigkeit). Angeführt wer- den diesmal nur die Gasthäuser in Haiming Ort. Nicht mehr in Betrieb ist der Gast- hof Traube bei der Kreuzung Alte Bundesstraße – Ötztalerstraße. Über mehrere Generationen be- fand sich der Gasthof im Eigen- tum der Familie Sterzinger, die ihre Wurzeln in Nassereith hat. Beim „Sterzinger“ wurde früher viel Karten gespielt, im ange- bauten Saal fanden legendäre Veranstaltungen statt. Vor allem der Sportball erfreute sich großer Beliebtheit, der Sterzinger Saal war aber auch Schauplatz von Aufführungen der Heimatbühne Haiming. Ein Stammgast war der Tischlermeister Rudolf Stigger „Rudolfen“ (1873-1970), der Va- ter der Sterzinger Wirtin Antonia Ripfl, Witwe Sterzinger. Das älteste Haiminger Gasthaus, Auf eine lange Tradition kann der Magerbach um 1950. Im Zentrum steht der Gasthof Löwen. Seite 20 Herbst 2018 Gasthof Stern „Zickeler“ verwei- sen. Als Inbegriff eines gemüt- lichen Dorfgasthauses wurde von den Wirtsleuten Stigger, später von den Familien Zoller und Kapeller, echte Gastfreund- schaft geboten. Beim „Zickeler“ kehrten auch viele Auswärtige ein, die sich vor allem die le- gendären Wiener Schnitzeln und das herrliche Rindsgulasch von Hilde Zoller munden ließen. Am Stammtisch fanden sich vor allem an Sonntagen viele Hai- minger Originale ein. Im ange- bauten Saal fanden Filmvorfüh- rungen, Feiern, Versammlungen und Hochzeiten statt. Auch bei Theateraufführungen konnte man sich im Zickeler-Saal unter- halten. Heute wird das Gasthaus von Silvio und Sabine Kapeller geführt. In unmittelbarer Nähe zum „Zickeler“ eröffnete in den 80er Jahren Siegfried Raffl das Cafe- Restaurant „Alt Haiming“. Heute ist der Gastbetrieb geschlossen, das Gebäude dient nun als Camp des Raftingunternehmers Viktor Zoller („Wiggi Rafting“). 1976 wurde der Föhrenhof in un- mittelbarer Nachbarschaft zum Gemeindehaus errichtet. Die gute Küche und das angenehme Ambiente bescherten diesem von Helene und Anton Raffl ge- führten Haus viele Gäste. Im Föh- renhof fanden auch viele Feiern und Versammlungen statt. Nach dem Verkauf des Betriebes an