Die Geschichte unserer Gemeinde- Haiming
´ s Dorfblattl Haiming
Chronik
Der Kultur auf der Spur: Kindsdirn fir‘ s Gfratz
Es gibt nur wenige Themen, in denen die politischen Parteien auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Ein Beispiel hierfür ist die Kinderbetreuung – und so herrscht zu folgender Forderung Übereinstimmung: Um Familien bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen zu können, sind bedarfsgerechte Betreuungsformen und gute Qualität zu gewährleisten. Erfreulich ist, dass Haiming hier gut aufgestellt ist: sechs Kindergärten im gesamten Gemeindegebiet; weiters komplettieren die Kinderkrippe Forest Village und die Kinderkrippe der Waldwuzelen das vielfältige Angebot für die Kleinen. Das war nicht immer so. Bis in die 40er-Jahre des 20. Jahrhunderts sah man in den meisten Tiroler Landgemeinden kaum Bedarf für öffentliche Kindergärten. In Haiming gab es vermutlich schon vor dem Weltkrieg eine Art Kinderbetreuung durch die Barmherzigen Schwestern aus Zams- siehe Artikel von Manfred Wegleiter zur Entwicklung der Schulen. Der erste Kindergarten war im alten Gemeindehaus am Winkelweg untergebracht. Anton Raffl erinnert sich noch gerne an die erste Kindergartentante- an Julie Schöpf( verehelichte Pienz). Für die Generation vor ihm war die Betreuung des Gfratz noch ausschließlich Privatsache. Zumeist war es die alte und oft schon gebrechliche Nale, der die Aufgabe zufiel, auf die Burschn und Madln achtz ´ gebm, während der Rest der Familie auf abgelegenen Feldern beschäftigt war. Wenn auch die Großmutter bei Erntearbeiten gebraucht wurde, holte man für die Beaufsichtigung der Kinder a Kindsdirn – a guats Madle( Dirne = Mädchen), 10 bis 15 Jahre alt, zumeist aus dem Bekanntenkreis. Die älteste Haimingerin – Frau Sabine Eiter – kann dazu noch viel erzählen.( Text: Johann Zauner)
Die Geschichte unserer Gemeinde- Haiming
Das Schulwesen im Rückblick
Im Haus „ Unterruaner“ ist der erste Schulunterricht gehalten worden. Die Lehrerfamilie Etschmann gehörte zu den Pionieren des Schulwesens.
Vor zwanzig Jahren, in der
April-Ausgabe des Jahres 1997, hat der damalige Ortschronist Karl Hofer im Dorfblattl vom „ Werden der Haiminger Schulen“ berichtet. Auf Wunsch der Redaktionsleitung versuche ich nun, den damaligen Bericht zu ergänzen.
Die Schulpflicht wurde von Kaiserin Maria Theresia 1774 eingeführt( die Dauer betrug damals sechs Jahre). Das Unterrichtswesen wurde damals weitgehend von der Kirche getragen und kontrolliert. Zudem war im Vormärz ein Großteil der Bevölkerung von allen Bildungsmöglichkeiten ausgeschlossen. Die allgemeine sechsjährige Schulpflicht existierte angesichts der weit verbreiteten Kinderarbeit nur dem Papier nach. Die Volksschulen, die von den Gemeinden und den Grundherren erhalten wurden, waren oft in baulich desolatem Zustand, die Klassengröße lag oftmals zwischen 80 und 150 Kindern. Die Ausbildung der Lehrkräfte für Volksschulen beschränkte sich auf viertel- bis halbjährige Kurse.
Mit der Revolution des Jahres 1848 gab es auch im Schulwesen nachhaltige Reformen. Vor allem wurde nun das Schulnetz bedeutend ausgebaut, zudem wurde mit der Installierung des Ministeriums für Unterricht auch die staatliche Grundlage für klare Organisationsstrukturen geschaffen und die Kontrolle der Kirche zurückgedrängt.
Seite 20 Herbst 2017
Die erste gesicherte Quelle über einen Lehrer in Haiming verdanken wir dem Kuraten Franz Leopold Sterzinger( er wirkte in Haiming von 1822 bis 1858), der für den Lehrer Matthias Etschmann am 23.10.1847 ein Führungszeugnis ausstellte und anlässlich der Renovierung der Pfarrkirche im Jahre 1852 eine Notiz über das gegenwärtige Leben in Haiming hinterließ( Urkunde im Turmknopf der Kirche) und einen Alois Etschmann als Lehrer und Mesner anführte. Dieser Alois Etschmann taucht auch in einer Bekanntmachung im „ Intelligenz-Blatt Nr. 222“ auf. An dieser Stelle heißt es: „ Für die Schule in Haiming wird ein Schulgehilfe nethig. Ein selcher erhält außer Quartier und ordentliche Verpflegung ein Salarium von 16 fl. R. W. Seine Obliegenheiten sind: während des Winterkurses an Werktagen in der ersten Klasse von 50-60 Schulkindern, und an Sonntagen in der Wiederholungsschule der größeren Knaben zu lehren.“ Haiming, den 18. Oktober 1849, Alois Etschmann, Lehrer.
Unterrichtet sollen die Kinder in einer Stube des Hauses „ Unterruaner“( 1856 im Eigentum des Alois Pirchner, später der Familie Götsch vom Unterrain, heute Kreuzstraße 22) worden sein. Später fand der Unterricht beim „ Ötzer“ statt – das Haus gehörte dem Johann Stigger( heute Standort der Zahnarztordination Heger, Kreuzstraße 17), die Gemeinde nützte einige Räume als Schulzimmer, auch die Musikkapelle probte beim Ötzer, später fanden dort auch die Kassastunden der Raiffeisenkasse statt. Im Jahre 1876 wurde in Haiming eine Filiale der Barmherzigen Schwestern vom Mutterhaus Zams gegründet. Ein wohlgesinnter Bauer, Siegfried Stigger, hat den drei Schwestern auf seine eigenen Kosten Wohnung und zwei Schulzimmer verschafft. Die Schwestern unterrichteten ab sofort in der Mädchenschule in zwei Klassen und erteilten ihren Schülerinnen auch Unterricht in Handarbeiten. Später vermachte Siegfried Scherer sein Bauernhaus in der Steigge der Gemeinde; in diesem Haus fand dann die Schule einen Platz, die Schwestern eine Wohnung und die Dorfarmen eine Unterkunft. Im Volksmund das „ Klösterle“ genannt, zog später auch die Gemeindeverwaltung ein. Heute dient das Haus als Heim für die Familie Georg Glatz und als Vereinslokal für die Krippenbauer und den Jugendverein „ Kanten“. Den älteren Mitbürgern sind die Schulverhältnisse und die Lehrpersonen im Klösterle und beim Ötzer noch gut in Erinnerung, sie erzählen heute noch ab und zu von der Schwester Agnes, der Schwester Tolentina, dem alten Lehrer Rudolf Zobl, dem Lehrer Anton Mayr und der Lehrerin Maria Spiß oder der Hanni Haslwanter.
Erst in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ging es mit dem Schulbau richtig los. Am Tränkeweg wurde in den Jahren 1951 / 52 die Volksschule erbaut. Als dann den Haimingern die Errichtung einer Hauptschule genehmigt wurde, mussten die Volksschüler weichen. Aber schon im Herbst 1955 konnten sie in ihr neues Heim, in das heutige Volksschulgebäude, einziehen. Vor fünf Jahren wurde das Hauptschulgebäude im Tränkeweg generalsaniert und erweitert- kurz darauf wurde die Institution zur Neuen Mittelschule Haiming. Natürlich wurden auch in den Ortsteilen Haimingerberg( Silzer-