´s Dorfblattl Haiming
Lebensbild - Johann Leitner
Haiminger Meisterjodler präsentiert seine eigene CD
as Jodeln gehörte schon immer
zum Leben in den Alpen, war es
früher ein wichtiges Kommunikati-
onsmittel unter Hirten, Sammlern,
Waldarbeitern und Köhlern, erfreut
es sich heute zur Unterhaltung in
der Volksmusik ungebrochener Be-
liebtheit. In Haiming lebt ein wahrer
Meisterjodler, Johann Leitner kam
mit seinem Talent schon viel in der
Welt herum und perfektionierte sei-
ne Leidenschaft sein Leben lang. Als 14jähriger begann er mit der Ar-
beit im Sägewerk Wammes, der Lohn
wurde daheim abgegeben, aber eine
eigene Ziachorgel hat er sich zusam-
mengespart. Mit dem Radl fuhr er
dann regelmäßig zum Unterricht
nach Telfs und bald konnte er in
Rietz mit einer Volksmusikgruppe
mitspielen. Die flotten Schlager der
50er Jahre hatten es ihm angetan,
er erlernte das Gitarre spielen. Oft
war Johann in der Oetzer Alpenrose
und sang als Gast mit Rudolf Schlat-
ter und Siegfried Raffl Schlager von
Catharina Valente, Peter Alexander
und anderen zur Freude der anwe-
senden Gäste. Er begann mit dem Jo-
deln und ab der Mitte der 50er Jahre
sang und jodelte er in Gasthäusern,
im Fasnachtswagen und bei diversen
Gelegenheiten.
Am 6. Februar 1934 kam Johann Leit-
ner in Haiming zur Welt und wohnte
mit Mutter Katharina vier Jahre lang
im Haus der Hartlers, wo der dortige
Knecht und Silzer Komponist Sepp
Zoller viel auf der Ziachorgel spielte.
Das weckte beim kleinen Johann die
Begeisterung für das Instrument und
für das Singen. „Mit vier Jahren ging Johann war immer ein geselliger
Mensch. 1954 war er Gründungs-
mitglied der Schützen und blieb
48 Jahre als Trommler aktiv bei der
Kompanie. Inzwischen hatte Mutter
Katharina Franz Josef Leitner gehei-
ratet und die Familie wohnte in der
Siedlungsstraße. Johann lernte in der
Oetzer Forellenbar beim Kassl seine
Der vierjährige Johann vor dem
Haus der Hartlers mit seinem
Schaukelpferd.
D
Seine eigene CD ist die Krönung von Johanns Musiklaufbahn.
spätere Frau Christel kennen. Die
gebürtige Berlinerin war auf Urlaub,
aus der Ferne schrieb man sich viele
Briefe bis Christel und Johann 1959
heirateten.
Während Johann früher einfach so
in geselliger Runde Musik machte,
folgten nun erste Anfragen für
Auftritte. Im Gletschertor in Ötztal-
Bahnhof wurde er mit Rudolf Schlat-
ter engagiert und ließ all die Gassen-
hauer erklingen. Beruflich wechselte
Johann in dieser Zeit zur Kraftwerks-
zentrale der Bahn und freute sich pri-
vat über die Geburt von Sohn Andre-
as und Tochter Martina.
Ein gemeinsamer Auftritt mit den Zir-
ler Schuhplattlern in Oetz begeister-
te ihn so, dass er 1964 Mitbegründer
der Haiminger Silberbuam wurde.
Um 1970 entdeckte man Johann als
Aushängeschild für den Tirol-Touris-
mus, er fuhr auf Einladung des Tou-
rismusverbandes mit den Roppener
Schuhplattlern nach Rom und trat
vor 40.000 Gästen auf. Das Jodeln
lockte die Italiener nicht so sehr, aber
als er „Il Silenzio“ erklingen ließ, war
das Publikum restlos begeistert.
Johann arbeitete stets daran, seine
Jodelstimme zu perfektionieren.
Er beherrscht die drei Stimmlagen
perfekt und schrieb selbst die Jodel-
stimmen zu verschiedenen Liedern.
Die lärmenden Maschinen im Säge-
werk kamen ihm zugute, so konnte
er während der Arbeit „ungestört
üben“. Hans Jöchler lud ihn zu ersten
Aufnahmen in seinem Tonstudio ein
und Auftritte führten ihn in viele
Städte wie Berlin, Paris, Marseille
und zu einer Lifesendung mit Lug-
gi Köll nach Cannes. Weiters kam er
nach England, mit Werner Nagele in
die Niederlande und schließlich mit
den „Patscherkofelbuam“ sogar bis
Amerika. Bis zum 80. Geburtstag trat
Johann zehn Jahre lang daheim mit
der Sautner Tanzlmusig wöchentlich
bei Tiroler Abenden auf.
Vom ersten Auftritt im Plonersaal in
Silz als Musikschüler mit der Ziach-
orgel bis heute blickt Johann auf 64
Bühnenjahre zurück. Gejodelt und
gesungen wird noch immer, aber es
ist ruhiger geworden. Johann wid-
met sich jetzt mehr seiner Familie,
Herbst 2017
man sieht ihn bei Spaziergängen und
beim Garteln oder er kocht.
Johann Leitner hätte mit seinem
Jodel- und Gesangstalent viel Geld
verdienen können. Aber er ist immer
beim einfachen geblieben, ist seiner
täglichen Arbeit nachgegangen und
hat in der Freizeit musiziert. Das war
freilich nur möglich, weil seine Chri-
stel ihn darin so unterstützt und sei-
ne Begeisterung geteilt hat.
Der Haiminger Meisterjodler ist be-
reits auf einigen Schallplatten und
CDs zu hören. Die Krönung seiner
Laufbahn ist jedoch seine erste ei-
gene CD „Lieder der Heimat“, die in
diesen Tagen über Hans Jöchlers Stu-
dios „VM Records“ und „MCP Sound
und Media“ auf den Markt kommt.
Auch das Lied „Haiming, ich liebe
dich“ ist darauf zu hören. Es ist eine
„Liebeserklärung“ an sein Heimat-
dorf, wo er trotz Reisen an viele Orte
der Welt immer verwurzelt blieb.
Mitte Jänner bietet der Sender „Me-
lody TV“ mit Hans Jöchler die Mög-
lichkeit, schöne Bilder aus Haiming
und Umgebung, interessante Ge-
schichten und dazu passende Volks-
musik im Fernsehen mitzuerleben.
Dabei darf d