's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Herbst 2015 - 04/15 | Page 25

´s Dorfblattl Haiming Warum vor 70 Jahren die Bewässerung Haiming-Silz ausgebaut wurde Lehrt Not denken? I D i e se Ch ri sto p h o ru s-Sta tu e auf der Magerbacher Brücker erinnert an die Einweihung des Bewässerungsnetzes 1949. Leider fehlt die Widmungsplakette. Die Statue wurde von Ministerialrat Dr. Ramsauer als Dank für die Ernennung zum Ehrenbürger von Haiming und Silz gestiftet. Die Wasserfassung in Brunau, wo das Wasser in einem 900 Meter langen Stollen verschwindet. Um dies plausibel erklären zu können, sei das Jahr 1945 in Erinnerung gerufen. Der Schrecken des Krieges war zwar bereits im Mai zu Ende, die existenzbedrohende Not der Menschen konnte aber erst nach großen Anstrengungen seitens der Besatzungsmächte, des Bundes, des Landes und der Gemeinden im Laufe der nächsten Jahre gelindert werden. Die Bauern hatten damals ein gewisses Kontingent ihrer Produkte abzuliefern, um das Überleben der Städter zu sichern. 1945 und 1946 waren die Sommer zudem extrem trocken. In der Region mussten neben der einheimischen Bevölkerung auch hunderte Flüchtlinge versorgt werden. Aus dieser Notlage heraus entschlossen sich die Gemeinden Haiming und Silz, das bereits seit Jahrhunderten bestehende Waalsystem auszubauen und zu verbessern. Ministerialrat DI Dr. Bernhard Ramsauer und Landesrat Josef Muigg unterstützten dieses Projekt wirksam und großzügig. Die Inbetriebnahme der Wasserableitung aus der Ache in Brunau wurde im Mai 1949 gefeiert. Nach der Feldmesse an der Baustelle, der Erläuterung des Projektes und dem Öffnen der Schleusen durch Landeshauptmann Hofrat Dr. Ing. Alfons Weißgatterer versammelten sich die Ehrengäste im Haiminger Gast- hof Sterzinger. Die Tiroler Nachrichten berichteten über diesen erfreulichen Anlass: „Ministerialrat Ingenieur Ramsauer sagte, in Österreich gäbe es ein zehntes Bundesland, könnte man all die ungenutzten, unfruchtbaren und unkultivierten Landstriche verbessern, bewässern und bepflanzen. In Tirol ist besonders das Oberinntal arm an Acker- und Wiesengrund. So sind die Bauern gezwungen, sich auf die Viehzucht zu verlegen. Und erst in den letzten Jahrzehnten hat man begonnen, in besonders sonnigen Gegenden in größerem Umfang zu pflanzen. Doch ausgedehnte Flächen bringen gerade deshalb keinen Ertrag, weil das nötige Wasser fehlt. So kann man begreifen dass die Bauern von Haiming und Silz ein wahres Volksfest veranstalteten, als dieser Tage die große Bewässerungsanlage eingeweiht und eröffnet wurde. Wenn auch das ganze Grabennetz zur Bewässerung auszuheben ist, so hat man doch bereits den größten und schwersten Teil der Arbeit hinter sich. Deshalb waren neben dem Obmann der Bewässerungsgenossenschaft Silz-Haiming, Johann Raffl, auch die Bürgermeister beider Gemeinden, die Musikkapelle und zahlreiche Bauern erschienen. Nach der Feldmesse Herbst 2015 wurde die feierliche Einweihung der Anlage vorgenommen. Der Präsident der Landeslandwirtschaftskammer, Landesrat Muigg, begrüßte in einer kurzen Ansprache Ministerialrat Ing. Ramsauer als Vertreter des Landund Forstwirtschaftsministeriums; den Bezirkshauptmann von Imst, Dr. Petzer; die Hofräte Ing. Erler, Ing. Kofler und Dr. Müller und vor allem auch den Seniorchef der Firma Innerebner&Mayr, die die Bauarbeiten ausgeführt hatte. Landesrat Muigg schilderte kurz den Verlauf der Arbeiten von der Errichtung der Stauanlage in Brunau, wo die Ötztaler Ache eingefangen wird, zum Durchstich des harten Granitbergs (das Wasser wird durch einen 900 m langen Bergstollen geleitet) bis zur großangelegten Leitung über Ötztal Bahnhof nach Haiming und Silz. Er betonte, wie wichtig es sei, neuen fruchtbaren Boden für die Tiroler Bauern zu gewinnen, die durch neue Steuerbelastungen ohne entsprechende Erhöhung der Agrarpreise vor einen schweren Existenzkampf gestellt werden. Durch diese Anlage werde es möglich sein, zwischen Silz und Haiming gut 600 Hektar bisher wenig oder kaum genützten Grund zu vortrefflichem Ackerboden umzugestalten“. (Text und Fotos: Johann Zauner) Seite 25 Chronik n allen Diskussionen, die im Vorjahr zu Großprojekten geführt wurden, kristallisierte sich klar heraus, dass in den nächsten Jahrzehnten das Wasser im Wert höher bemessen werden wird, als dies in der jüngsten Vergangenheit der Fall war. Neben der von großen Konzernen europaweit angestrebten „Wasserliberalisierung“ bewegt im Westen Tirols vor allem die Frage die Gemüter, ob bei der Nutzung der Bäche der Elektrizitätswirtschaft oder dem Tourismus der Vorzug zu geben ist. Dabei wird, so scheint es, der Landwirtschaft nicht der Stellenwert beigemessen, der ihr zusteht. Neben den Angeboten der Rafting-Unternehmen und der angestrebten Energie-Autarkie müsste die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln aus der Region als vorrangiges Ziel gelten.