´s Dorfblattl Haiming
Lebensbild - Siegfried Stigger
Ein Mann mit Taktgefühl
S
iegfried Stigger ist weder Kapellmeister, noch Komponist
oder Dirigent. Trotzdem wird es
kaum einen anderen Haiminger
Musikanten geben, der bei so vielen Musikern den Takt angegeben
hat. Siegfried Stigger war nicht
nur fast dreißig Jahre lang Stabführer der Musikkapelle Haiming,
als Bezirks- und Landesstabführer
marschierte er mit unzähligen Kapellen im In- und Ausland.
Als der 1952 geborene Haiminger
mit elf Jahren das erste Mal ein
Tenorhorn in die Hände bekam,
gab es noch keine Musikschule in
Haiming. So lernte er die ersten
Töne durch ältere Musikanten
der Musikkapelle, der auch schon
Vater Gottfried angehörte. Ansonsten war die Kindheit von Siegfried vor allem von Arbeit in der
elterlichen Landwirtschaft, die gegenüber dem Gasthof Stern war,
geprägt. „Oft wäre ich schon gerne
ins Schwimmbad gegangen, wie
viele meiner Kollegen, aber das ist
sich damals einfach nicht ausgegangen“, erzählt der inzwischen
63-Jährige. Nachdem das musikalische Talent augenscheinlich wurde, schickte ihn sein Vater in die
dem Konservatorium angeschlossene Musikschule nach Innsbruck,
wo Siegfried drei Jahre ausgebildet
wurde.
Nach der mit Auszeichnung abgeschlossenen Metzgerlehre bei
Ewald Höpperger wechselte der
junge Musikant beruflich zur
Bundesbahn. Dort absolvierte er
Siegfried Stigger, Reinhard Stigger und Walter Pfausler auf ihren „heißen
Öfen“ vor dem alten Schulhaus am Haimingerberg.
schige ab“, erklärt Stigger seine
Philosophie als Stabführer. Diese
gibt er auch heute noch gerne bei
Schulungen und Ausbildungen
junger Stabführer weiter. Oft ist
er auch als Bewerter im gesamten Bundesgebiet im Einsatz und
beurteilt dabei die Darbietungen
von Stabführern und Musikanten
sehr leidenschaftlich und genau.
Die Leidenschaft für die Blasmusik
haben Siegfried und seine Frau
Hanni, die er, wie sollte es auch
anders sein, beim Bezirksmusikfest
1980 kennen- und lieben lernte,
auch an die drei Kinder Bernhard,
Birgit und Harald, weitergegeben.
Alle drei haben ein Instrument gelernt und die beiden Söhne Bernhard und Harald sind wie Papa
Siegfried begeisterte Mitglieder
der Musikkapelle Haiming. Bernhard hat vor vier Jahren auch das
Amt des Stabführers von seinem
Vater, der ihn selbst ausgebildet
hat, übernommen. Ehrungen
hat der engagierte Musikant in
Manchmal muss der Marschierstab fliegen - und wenn er flog, dann war
Siegfried voll in seinem Element.
Herbst 2015
seiner langjährigen Laufbahn,
die mit unzähligen unterschiedlichen Funktionen gespickt war,
viele erfahren, unter anderem die
Ehrenmitgliedschaft der Musikkapelle Haiming, deren Mitglied
er bereits seit 51 Jahren ist. Auch
bei der Bundesbahnmusikkapelle
Innsbruck ist er seit 1970 als aktives Mitglied und war viele Jahre
auch im Vorstand tätig, was mit
einer Ehrenmitgliedschaft dem
Ehrenring belohnt wurde. Dieser
Arbeits- und Leistungsumfang ist
alles andere als selbstverständlich,
zumal Siggl 1995 eine beidseitige
Lungenembolie erlitten hat, die
zu einer vierzigprozentigen Einschränkung führte, was für einen
Hornisten eine fast unüberbrückbare Beeinträchtigung darstellt.
„Ich musste einsehen, dass ich es
als Musikant bei meiner geliebten
Musik in Bewegung aufgrund von
Atemprobleme kaum noch schaffe
mitzumarschieren, und mich mehr
auf das konzertante Musizieren
konzentrieren muss – beides zugleich geht leider nicht mehr“, sagt
der Pensionist etwas wehmütig.
Neben vielen anderen Auszeichnungen war die Überreichung der
Verdienstmedaille des Landes Tirol
im Jahr 2007 ein ganz besonderer Moment für Siegfried, den in
Haiming alle für seine noble und
freundliche Art schätzen. So hat
der „Gentleman alter Schule“ für
jeden immer ein freundliches Wort
und wird hoffentlich noch viele
Jahre taktvoll musizieren können.
(Text: mams; Fotos oben: privat,
Foto unten: mams)
Seite 21
Chronik
Der kleine Siegfried vor seinem
Elternhaus (stand schräg gegenüber
vom Gasthof Stern).
in Eigeninitiative viele Kurse und
Ausbildungen, außerdem trat er
schon vor seinem ersten Arbeitstag der Bundesbahnmusikkapelle
Innsbruck bei, deren Ehrenmitglied er heute ist. Eineinhalb Jahre
war Siegfried Stigger Mitglied der
Militärmusik Tirol, wo er auch als
erster Tiroler am Tenorhorn das
Leistungsabzeichen in Gold absolvierte. Dort lernte er auch das
Marschieren zur Musik von der
Pieke auf und als 1984 in Haiming
kein Stabführer zur Verfügung
stand, drückte man dem „Siggl“
den Marschierstab in die Hand.
Dieser kniete sich mit vollem Elan
in die neue Aufgabe. Heute gibt
es im Land wohl niemandem, der
in diesem Bereich kompetenter
ist als der Siegfried, der sogar bei
der Erstellung eines Lehrwerkes
für „Musik in Bewegung“ mitgearbeitet hat. So ist es auch nicht
verwunderlich, dass Siegfried
zwanzig Jahre Bezirksstabführer
war und den Titel Ehrenstabführer
führen darf. Zehn Jahre arbeitete
er im Vorstand des Tiroler Blasmusikverbandes, davon mehrere
Jahre als Landesstabsführerstellvertreter und Landesstabführer.
Als leidenschaftlicher Verfechter
von „Musik in Bewegung“ erhob er
die Marschmusik im Oberland auf
eine neue Stufe. „Das Wichtigste ist
eine schwungvolle Choreographie
mit kontrastvollen Musikstücken
- aber Identität und Tradition müssen meiner Meinung nach gewahrt
bleiben. Die Amerikaner gleiten da
bei ihren Paraden meiner Meinung
nach oftmals ein bisschen ins Kit-