An die Teilnahme am Panflöten-Se-
minar in Arosa und an ein Konzert
im Stamser Bernardi-Saal erinnert
er sich besonders gerne.
Feingefühl brachte er auch als
Bildhauer und Krippenbauer zur
Entfaltung. Albin schnitzte viele
Madonnen- und Heiligenstatuen
und Hunderte von Krippenfiguren.
Kopp-Krippen fanden weitum Ab-
nehmer, sie stehen beispielsweise
in Wörgl, Vösendorf, Augsburg und
Ingolstadt. Im Kreis der „Krippe-
ler“ entpuppte er sich als perfekter
Teamworker; besonders gut ist im
dies mit Marianne Kapeller, Theo
Köll und Hermann Föger beim Bau
der Kirchenkrippe von Haiming ge-
lungen.
Ein Erlebnis wird ihm immer in
Erinnerung bleiben. Als einmal
über den Silzer Verein eine Kopp-
Krippe in der Landeshauptstadt
ausgestellt wurde, bot ihm ein an-
gesehener Innsbrucker Kaufmann
S 200.000,-- für sein Werk. Und ob-
wohl dieser Krippenfreund sein An-
gebot auf S 250.000, – erhöhte, war
Albin nicht zu biegen. Und: Noch
mehr als das großartige Angebot
berührte ihn, dass eine Frau, nach-
dem diese lange und fasziniert sein
Kunstwerk betrachtet hatte, ihn
unbedingt kennenlernen wollte.
Als er vor ihr stand, überraschte sie
ihn - Tränen in den Augen – mit
dem beseligenden Wunsch: „Gott
schütze ihre Hände!“
Seine Heimatgemeinde verdankt
ihm und Herta Janisch großartige
Wegkreuze; sie finden sich an der
Westeinfahrt (Abzweigung zur
Kreuzstraße), an der Straße nach
Unterriedern und – auf eine Bit-
te seiner Base Rosa Wohlfarter
hin – am Weg nach Schlierenzau.
Weitere „Koppkreuze“ sind in der
Magerbacher Kapelle und an der
Einfahrt zu seinem Eigenheim in
der Schulstraße zu finden.
Bei diesen Kruzifixen schnitzte
jeweils Albin den Corpus Christi,
Herta fasste ihn künstlerisch an-
spruchsvoll und handwerklich
perfekt. Das Wissen und Können
haben sich Herta und Albin auf
Kursen der Volkshochschule und
des BFI angeeignet. Die wertvolls-
ten Impulse verdanken sie dem
Holzbildhauer Johann Planer aus
St. Veit im Defreggental, mit dem
sie in dankbarer Freundschaft ver-
bunden sind.
Was auch noch zu erwähnen ist:
Herta Janisch wurde im Oktober
1963 vom Tiroler Gastwirt und Seil-
bahnpionier Franz Dengg als Kö-
chin aus Gleisdorf (Steiermark) ins
Zillertal abgeworben. Kurz darauf
wechselte sie ins Stieglbräu nach
Innsbruck, wo bekanntermaßen
Tirols Hautevolee regelmäßig ein-
kehrte. Obwohl sich dort Arbeits-
tage bisweilen über 12 Stunden
hinzogen, denkt sie gerne an die-
sen Arbeitsplatz zurück. Als dieses
renommierte Haus kurz vor ihrer
Pensionierung wegen Umbaus
für ein Jahr den Betrieb einstellte,
wechselte sie in die Küche der Inns-
brucker Seniorenresidenz.
Eine große Liebe zog sie weiter
nach Westen, nach Haiming, wo sie
nach der Pensionierung ihr künst-
lerisches Talent, auch angeregt von
Kursen der Volkshochschule und
ihrem Lebensmensch Albin, voll
entfalten konnte.
(Text und Fotos: Johann Zauner)
Blick in die Haiminger Geschichte
Gegen das Vergessen von unschuldigen NS-Opfern
A
uch in Haiming hinterließ das
Nazi-Regime seine grausamen
Spuren. Euthanasie und Verfol-
gung gingen in vielen Fällen mit
Denunziation einher. Oft reichte
ein Witz über den „Führer“ oder
eine leise Kritik über das Regime,
um in den Fängen der Nazi-Scher-
gen zu landen. Glück hatten jene,
die „nur“ in den Kerker kamen,
manche landeten im KZ oder
wurden gehenkt. Ebenso wurden
psychisch Kranke in der Nazi-Zeit
systematisch verfolgt.
Beispielgebend für die Auslö-
schung „unwerten Lebens“ wird in
diesem Artikel kurz auf das Schick-
sal von Maria Kapeller, geborene
Wegleiter, eingegangen.
Maria kam am 2.3.1889 als Tochter
des Simon und der Aloisia Weg-
leiter geb. Haid, auf die Welt. Sie
heiratete am 11.9.1916 den Wit-
wer Franz Josef Kapeller, Bauer in
Magerbach. In die Ehe brachte sie
die ledige Tochter Rosa mit. Ein
tragisches Unglück besiegelte das
weitere Schicksal von Maria. Ihre
zweijährige Tochter Hilda ertrank
am 4.7.1927 in Magerbach. Das Un-
glück passierte während die Fami-
lie Kapeller mit Heuarbeit beschäf-
tigt war. Maria hat dieses Unglück
nie verkraftet, außerdem soll ihr
von manchen Menschen aus der
näheren Umgebung die Schuld am
Ertrinkungstod ihrer Tochter gege-
ben worden sein.
Sie kam mehrmals zur Behandlung
in die Landes-Heil- u. Pflegeanstalt
nach Hall. Als sich ihr Gesundheits-
zustand deutlich verschlechterte
und sie nicht mehr arbeiten konn-
te, wurde sie am 10.12.1940 nach
Schloss Hartheim bei Linz depor-
tiert und dort am 16.1.1941 ermor-
det. Um den Angehörigen Nach-
forschungen zu erschweren, stellte
das Sonderstandesamt Hartheim
die Todesurkunden aus. Todesart,
Todeszeitpunkt und Sterbeort wur-
den bewusst gefälscht. Im Falle der
Maria Kapeller wurden zwei ver-
schiedene Todesorte angegeben:
Hademar in Mittelhessen und Lim-
burg an der Lahn. Maria Wegleiter
hinterließ fünf Kinder, von denen
zwei volljährig waren. Ihr Ehegat-
te Franz Josef Kapeller war bereits
1934 verstorben.
Auch die Brüder Johann und Anton
Leitner fielen dem Euthanasiepro-
gramm zum Opfer. Sie wurden im
Mai 1939 nach Hall gebracht. Am
11.6.1941 traf bei der Mutter Maria
Leitner die schriftliche Nachricht
aus Hartheim ein, dass ihre Söhne
am 11.6.1941 um 3.55 Uhr an Ruhr-
und Kreislaufschwäche verstorben
sind.
Ein Gasthausbesuch im Römisch
Deutschen Kaiser in Mötz hatte für
den vom Silzerberg Nr. 7 stammen-
den Franz Prantl (geb. 16.11.1902)
schlimme Folgen. Seine Kritik am
Regime, die vom Gastwirt und
einem Gast bestätigt wurden, wur-
de dem Bauernsohn übel genom-
men. Er wurde wegen Vergehen
nach dem Heimtückegesetz zu vier
Monaten Kerker verurteilt.
(Text: Manfred Wegleiter; Foto:
Chronik Haiming)
Familienbild Wegleiter: Maria sitzend ganz links, neben ihrer Mutter Aloisia.
Frühjahr 2019
Seite 19
´s Dorfblattl Haiming