's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Frühjahr 2019 - 02/19 | Page 19

An die Teilnahme am Panflöten-Se- minar in Arosa und an ein Konzert im Stamser Bernardi-Saal erinnert er sich besonders gerne. Feingefühl brachte er auch als Bildhauer und Krippenbauer zur Entfaltung. Albin schnitzte viele Madonnen- und Heiligenstatuen und Hunderte von Krippenfiguren. Kopp-Krippen fanden weitum Ab- nehmer, sie stehen beispielsweise in Wörgl, Vösendorf, Augsburg und Ingolstadt. Im Kreis der „Krippe- ler“ entpuppte er sich als perfekter Teamworker; besonders gut ist im dies mit Marianne Kapeller, Theo Köll und Hermann Föger beim Bau der Kirchenkrippe von Haiming ge- lungen. Ein Erlebnis wird ihm immer in Erinnerung bleiben. Als einmal über den Silzer Verein eine Kopp- Krippe in der Landeshauptstadt ausgestellt wurde, bot ihm ein an- gesehener Innsbrucker Kaufmann S 200.000,-- für sein Werk. Und ob- wohl dieser Krippenfreund sein An- gebot auf S 250.000, – erhöhte, war Albin nicht zu biegen. Und: Noch mehr als das großartige Angebot berührte ihn, dass eine Frau, nach- dem diese lange und fasziniert sein Kunstwerk betrachtet hatte, ihn unbedingt kennenlernen wollte. Als er vor ihr stand, überraschte sie ihn - Tränen in den Augen – mit dem beseligenden Wunsch: „Gott schütze ihre Hände!“ Seine Heimatgemeinde verdankt ihm und Herta Janisch großartige Wegkreuze; sie finden sich an der Westeinfahrt (Abzweigung zur Kreuzstraße), an der Straße nach Unterriedern und – auf eine Bit- te seiner Base Rosa Wohlfarter hin – am Weg nach Schlierenzau. Weitere „Koppkreuze“ sind in der Magerbacher Kapelle und an der Einfahrt zu seinem Eigenheim in der Schulstraße zu finden. Bei diesen Kruzifixen schnitzte jeweils Albin den Corpus Christi, Herta fasste ihn künstlerisch an- spruchsvoll und handwerklich perfekt. Das Wissen und Können haben sich Herta und Albin auf Kursen der Volkshochschule und des BFI angeeignet. Die wertvolls- ten Impulse verdanken sie dem Holzbildhauer Johann Planer aus St. Veit im Defreggental, mit dem sie in dankbarer Freundschaft ver- bunden sind. Was auch noch zu erwähnen ist: Herta Janisch wurde im Oktober 1963 vom Tiroler Gastwirt und Seil- bahnpionier Franz Dengg als Kö- chin aus Gleisdorf (Steiermark) ins Zillertal abgeworben. Kurz darauf wechselte sie ins Stieglbräu nach Innsbruck, wo bekanntermaßen Tirols Hautevolee regelmäßig ein- kehrte. Obwohl sich dort Arbeits- tage bisweilen über 12 Stunden hinzogen, denkt sie gerne an die- sen Arbeitsplatz zurück. Als dieses renommierte Haus kurz vor ihrer Pensionierung wegen Umbaus für ein Jahr den Betrieb einstellte, wechselte sie in die Küche der Inns- brucker Seniorenresidenz. Eine große Liebe zog sie weiter nach Westen, nach Haiming, wo sie nach der Pensionierung ihr künst- lerisches Talent, auch angeregt von Kursen der Volkshochschule und ihrem Lebensmensch Albin, voll entfalten konnte. (Text und Fotos: Johann Zauner) Blick in die Haiminger Geschichte Gegen das Vergessen von unschuldigen NS-Opfern A uch in Haiming hinterließ das Nazi-Regime seine grausamen Spuren. Euthanasie und Verfol- gung gingen in vielen Fällen mit Denunziation einher. Oft reichte ein Witz über den „Führer“ oder eine leise Kritik über das Regime, um in den Fängen der Nazi-Scher- gen zu landen. Glück hatten jene, die „nur“ in den Kerker kamen, manche landeten im KZ oder wurden gehenkt. Ebenso wurden psychisch Kranke in der Nazi-Zeit systematisch verfolgt. Beispielgebend für die Auslö- schung „unwerten Lebens“ wird in diesem Artikel kurz auf das Schick- sal von Maria Kapeller, geborene Wegleiter, eingegangen. Maria kam am 2.3.1889 als Tochter des Simon und der Aloisia Weg- leiter geb. Haid, auf die Welt. Sie heiratete am 11.9.1916 den Wit- wer Franz Josef Kapeller, Bauer in Magerbach. In die Ehe brachte sie die ledige Tochter Rosa mit. Ein tragisches Unglück besiegelte das weitere Schicksal von Maria. Ihre zweijährige Tochter Hilda ertrank am 4.7.1927 in Magerbach. Das Un- glück passierte während die Fami- lie Kapeller mit Heuarbeit beschäf- tigt war. Maria hat dieses Unglück nie verkraftet, außerdem soll ihr von manchen Menschen aus der näheren Umgebung die Schuld am Ertrinkungstod ihrer Tochter gege- ben worden sein. Sie kam mehrmals zur Behandlung in die Landes-Heil- u. Pflegeanstalt nach Hall. Als sich ihr Gesundheits- zustand deutlich verschlechterte und sie nicht mehr arbeiten konn- te, wurde sie am 10.12.1940 nach Schloss Hartheim bei Linz depor- tiert und dort am 16.1.1941 ermor- det. Um den Angehörigen Nach- forschungen zu erschweren, stellte das Sonderstandesamt Hartheim die Todesurkunden aus. Todesart, Todeszeitpunkt und Sterbeort wur- den bewusst gefälscht. Im Falle der Maria Kapeller wurden zwei ver- schiedene Todesorte angegeben: Hademar in Mittelhessen und Lim- burg an der Lahn. Maria Wegleiter hinterließ fünf Kinder, von denen zwei volljährig waren. Ihr Ehegat- te Franz Josef Kapeller war bereits 1934 verstorben. Auch die Brüder Johann und Anton Leitner fielen dem Euthanasiepro- gramm zum Opfer. Sie wurden im Mai 1939 nach Hall gebracht. Am 11.6.1941 traf bei der Mutter Maria Leitner die schriftliche Nachricht aus Hartheim ein, dass ihre Söhne am 11.6.1941 um 3.55 Uhr an Ruhr- und Kreislaufschwäche verstorben sind. Ein Gasthausbesuch im Römisch Deutschen Kaiser in Mötz hatte für den vom Silzerberg Nr. 7 stammen- den Franz Prantl (geb. 16.11.1902) schlimme Folgen. Seine Kritik am Regime, die vom Gastwirt und einem Gast bestätigt wurden, wur- de dem Bauernsohn übel genom- men. Er wurde wegen Vergehen nach dem Heimtückegesetz zu vier Monaten Kerker verurteilt. (Text: Manfred Wegleiter; Foto: Chronik Haiming) Familienbild Wegleiter: Maria sitzend ganz links, neben ihrer Mutter Aloisia. Frühjahr 2019 Seite 19 ´s Dorfblattl Haiming