´s Dorfblattl Haiming
Die Geschichte unserer Gemeinde (4/6)
Über die Verkehrsentwicklung in Haiming
Neben der Tankstelle betrieb Johann Schilcher in Haiming an der Sterzinger-
Kreuzung (heute Wohnhaus Familie Norkovic) eine Auto-Service-Werkstätte.
Später verlegte er den Betrieb auf die Ötztalerhöhe. Foto: Chronik Haiming
D
ie alte Reichsstraße führte
von Silz durch den Pirchet,
bei Haiming über den „Grillen-
bühel“ in das Unterdorf und
weiter in Richtung Magerbach.
Die Gasthäuser, die an der Reichs-
straße lagen, machten vor der Er-
öffnung der Arlbergstrecke der
Eisenbahn im Jahre 1883 gute
Geschäfte. Sie dienten als Unter-
kunft und Verpflegungsstationen
für Mensch und Vieh, Poststati-
onen und Informationszentren,
angeschlossen war meist eine
Landwirtschaft.
Die Talstraße, auch Salzstraße ge-
nannt, war gegenüber der Straße
über das Mieminger Plateau be-
nachteiligt, weil sie westlich von
Magerbach immer wieder von
schweren Murbrüchen verlegt
wurde. Diese Muren führten auch
zu Innüberschwemmungen und
dadurch wurde die Magerbach-
brücke beschädigt oder ganz zer-
stört. Aus einer Rechnungsnotiz
des Jahres 1333 geht hervor, dass
schon damals die Erhaltung der
Brücke der Gemeinde oblag. In
einer Urkunde aus dem Jahre
1315 wird von Weinfuhren, Fuhr-
und Frachtwägen gesprochen.
Der Betrieb solcher stattlicher,
zweiachsiger Fuhrwerke setzte
den Bestand von befahrbaren
Straßen und Brücken in unserer
Gegend voraus. Die Erhaltung
dieser Verkehrseinrichtungen
kostete viel Geld, so wurden
im Laufe der Jahrhunderte die
Zölle immer wieder erhöht. Mit
der Neutrassierung des Straßen-
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stückes von der Telfer Innbrücke
bis Brennbichl (1719-1728) nahm
der Verkehr deutlichen Auf-
schwung.
Seit jeher wurden auf der Straße
über Magerbach Frächterei mit
Erz, Salz und anderen Handels-
waren betrieben. Bei Salzfuhren
in das Engadin und in den Vin-
schgau werden auch „Rodleith zu
Haiming“ genannt. Um 1800 wur-
de die Magerbachbrücke einer
völligen Erneuerung unterzogen,
1852 folgte dann eine weitge-
spannte Holzbogenkonstrukti-
on mit 6m Fahrbahnbreite und
schließlich wurde im Jahre 1912
die heutige Stahlbrücke errichtet.
Mit der Inbetriebnahme der Ei-
senbahn setzte ein völliger Wan-
del in der Verkehrswirtschaft
ein. Anfang des 20. Jahrhun-
derts tauchten auch schon die
ersten Automobile auf. Durch die
Straßenverlegung mit dem Bau
der Bundesstraße (1936-1939)
wurde es still in Magerbach.
Auch die von Johann Schilcher
beim Gasthof Sterzinger betrie-
bene Tankstelle verlor Kunden,
denn in Haiming selbst lag eine
durchgängige Motorisierung
noch in weiter Ferne. Die Bau-
ern brachten ihre Produkte mit
Leiterwagen ein – vorgespannt
waren meist Kühe. Nur wenige
Haiminger konnten sich in der
Zeit vor dem 2. Weltkrieg eine
Motorisierung leisten. So waren
im Februar 1931 im ganzen Be-
zirk Imst nur 43 PKW, 30 LKW, 41
Krafträder und 38 Kleinkrafträder
registriert. Erste Haiminger Auto-
besitzer waren der Eigentümer
des Ötztalerhofs, Fritz Buchholz
und der Frächter Johann Michl-
mayr, der bereits einen LKW be-
saß. Krafträder waren für Johann
Schilcher, Anton Löffler, Rudolf
Raffl „Böckeler“, Franz Lutz und
Alois Raffl „Gallen“ registriert.
Kleinkrafträder besaßen damals
Johann Schlatter (Brunau), Josef
Schöpf und Johann Valte.
26. Juli 1882: Aus den Innsbrucker
Nachrichten (Nr. 169, S. 2769) –
Verkehrsstörung.
Am 23. Juli abends entlud sich
bei Haiming dem Simmering ent-
lang ein orkanartiges Gewitter
mit Hagelschlag. Infolgedessen
ging oberhalb des Gasthauses zu
Magerbach eine Mure los, fuhr
mit donnerähnlichem Getöse in
das Tal und überschüttete das
Gasthaus zu Magerbach ringsum,
sowie einen Teil der dazu gehö-
rigen Felder und die Poststraße
so, dass der um Mitternacht ver-
kehrende Postwagen anhalten
musste. Der angestrengtesten
Der von Manfred Egger liebevoll restaurierte Oldtimer.
Frühling 2018
Foto: Privat
Tätigkeit des Herrn Straßenmei-
sters Scheiber von Imst, sowie
des Herrn Wachtmeisters Kirch-
mair von Silz, welche noch in der
Nacht an Ort und Stelle eintra-
fen, dann der Bereitwilligkeit der
italienischen und einheimischen
Arbeiter, gelang es bis zum Mit-
tag des 24. Juli die Straße für
Fuhrwerke wieder passierbar zu
machen. (Quelle: Johann Zauner;
Text: Manfred Wegleiter)
Zur Geschichte des ersten
Haiminger Automobils:
FN 2700 ALII
Gebaut wurde dieses Ca-
brio von „Fabrique natiònale
d´armes“ in Herstal in Belgien.
Fritz Buchholz kaufte 1922
das Hotel Ötztalerhof und hat
Jahre später dieses Auto nach
Österreich eingeführt. Typi-
siert wurde es am 18.10.1928
in Innsbruck. Hauptsächlich
wurde das Auto für Gäste,
Ausflüge aber auch als Taxi
eingesetzt. Während des 2.
Weltkrieges wurde das Auto
vor dem Zugriff der Kriegs-
behörde versteckt. Ab dem
Jahr 1957 hat Fritz Buchholz
den Oldtimer dem Fasnachts-
verein zur Verfügung gestellt,
von diesem erwarb Helmut
Strigl 1981 das Auto.
1987 kaufte Manfred Egger
den Oldtimer wieder in den
Ötztalerhof zurück. Er wurde
dann in den Folgejahren mit
viel Aufwand von Manfred
und dem damaligen Haus-
meister liebevoll restauriert.
Technische Details:
4 Gang Getriebe mit Lamel-
lenkupplung und Schalthe-
bel an der Karosserie-Außen-
seite; 2,6 lt Hubraum, 120 mm
Hub, 4 Zylinder mit 83 mm
Bohrung; 30 PS; Fußbremse
auf Kardanwelle, Handbrem-
se auf Hinterräder. Vorne
und hinten Blattfedern ohne
Stoßdämpfer. Bauj