's Dorfblattl Haiming - Digitalausgabe Dorfblattl Haiming Frühjahr 2018 - 02/18 | Page 18

´s Dorfblattl Haiming Die Geschichte unserer Gemeinde (4/6) Über die Verkehrsentwicklung in Haiming Neben der Tankstelle betrieb Johann Schilcher in Haiming an der Sterzinger- Kreuzung (heute Wohnhaus Familie Norkovic) eine Auto-Service-Werkstätte. Später verlegte er den Betrieb auf die Ötztalerhöhe. Foto: Chronik Haiming D ie alte Reichsstraße führte von Silz durch den Pirchet, bei Haiming über den „Grillen- bühel“ in das Unterdorf und weiter in Richtung Magerbach. Die Gasthäuser, die an der Reichs- straße lagen, machten vor der Er- öffnung der Arlbergstrecke der Eisenbahn im Jahre 1883 gute Geschäfte. Sie dienten als Unter- kunft und Verpflegungsstationen für Mensch und Vieh, Poststati- onen und Informationszentren, angeschlossen war meist eine Landwirtschaft. Die Talstraße, auch Salzstraße ge- nannt, war gegenüber der Straße über das Mieminger Plateau be- nachteiligt, weil sie westlich von Magerbach immer wieder von schweren Murbrüchen verlegt wurde. Diese Muren führten auch zu Innüberschwemmungen und dadurch wurde die Magerbach- brücke beschädigt oder ganz zer- stört. Aus einer Rechnungsnotiz des Jahres 1333 geht hervor, dass schon damals die Erhaltung der Brücke der Gemeinde oblag. In einer Urkunde aus dem Jahre 1315 wird von Weinfuhren, Fuhr- und Frachtwägen gesprochen. Der Betrieb solcher stattlicher, zweiachsiger Fuhrwerke setzte den Bestand von befahrbaren Straßen und Brücken in unserer Gegend voraus. Die Erhaltung dieser Verkehrseinrichtungen kostete viel Geld, so wurden im Laufe der Jahrhunderte die Zölle immer wieder erhöht. Mit der Neutrassierung des Straßen- Seite 18 stückes von der Telfer Innbrücke bis Brennbichl (1719-1728) nahm der Verkehr deutlichen Auf- schwung. Seit jeher wurden auf der Straße über Magerbach Frächterei mit Erz, Salz und anderen Handels- waren betrieben. Bei Salzfuhren in das Engadin und in den Vin- schgau werden auch „Rodleith zu Haiming“ genannt. Um 1800 wur- de die Magerbachbrücke einer völligen Erneuerung unterzogen, 1852 folgte dann eine weitge- spannte Holzbogenkonstrukti- on mit 6m Fahrbahnbreite und schließlich wurde im Jahre 1912 die heutige Stahlbrücke errichtet. Mit der Inbetriebnahme der Ei- senbahn setzte ein völliger Wan- del in der Verkehrswirtschaft ein. Anfang des 20. Jahrhun- derts tauchten auch schon die ersten Automobile auf. Durch die Straßenverlegung mit dem Bau der Bundesstraße (1936-1939) wurde es still in Magerbach. Auch die von Johann Schilcher beim Gasthof Sterzinger betrie- bene Tankstelle verlor Kunden, denn in Haiming selbst lag eine durchgängige Motorisierung noch in weiter Ferne. Die Bau- ern brachten ihre Produkte mit Leiterwagen ein – vorgespannt waren meist Kühe. Nur wenige Haiminger konnten sich in der Zeit vor dem 2. Weltkrieg eine Motorisierung leisten. So waren im Februar 1931 im ganzen Be- zirk Imst nur 43 PKW, 30 LKW, 41 Krafträder und 38 Kleinkrafträder registriert. Erste Haiminger Auto- besitzer waren der Eigentümer des Ötztalerhofs, Fritz Buchholz und der Frächter Johann Michl- mayr, der bereits einen LKW be- saß. Krafträder waren für Johann Schilcher, Anton Löffler, Rudolf Raffl „Böckeler“, Franz Lutz und Alois Raffl „Gallen“ registriert. Kleinkrafträder besaßen damals Johann Schlatter (Brunau), Josef Schöpf und Johann Valte. 26. Juli 1882: Aus den Innsbrucker Nachrichten (Nr. 169, S. 2769) – Verkehrsstörung. Am 23. Juli abends entlud sich bei Haiming dem Simmering ent- lang ein orkanartiges Gewitter mit Hagelschlag. Infolgedessen ging oberhalb des Gasthauses zu Magerbach eine Mure los, fuhr mit donnerähnlichem Getöse in das Tal und überschüttete das Gasthaus zu Magerbach ringsum, sowie einen Teil der dazu gehö- rigen Felder und die Poststraße so, dass der um Mitternacht ver- kehrende Postwagen anhalten musste. Der angestrengtesten Der von Manfred Egger liebevoll restaurierte Oldtimer. Frühling 2018 Foto: Privat Tätigkeit des Herrn Straßenmei- sters Scheiber von Imst, sowie des Herrn Wachtmeisters Kirch- mair von Silz, welche noch in der Nacht an Ort und Stelle eintra- fen, dann der Bereitwilligkeit der italienischen und einheimischen Arbeiter, gelang es bis zum Mit- tag des 24. Juli die Straße für Fuhrwerke wieder passierbar zu machen. (Quelle: Johann Zauner; Text: Manfred Wegleiter) Zur Geschichte des ersten Haiminger Automobils: FN 2700 ALII Gebaut wurde dieses Ca- brio von „Fabrique natiònale d´armes“ in Herstal in Belgien. Fritz Buchholz kaufte 1922 das Hotel Ötztalerhof und hat Jahre später dieses Auto nach Österreich eingeführt. Typi- siert wurde es am 18.10.1928 in Innsbruck. Hauptsächlich wurde das Auto für Gäste, Ausflüge aber auch als Taxi eingesetzt. Während des 2. Weltkrieges wurde das Auto vor dem Zugriff der Kriegs- behörde versteckt. Ab dem Jahr 1957 hat Fritz Buchholz den Oldtimer dem Fasnachts- verein zur Verfügung gestellt, von diesem erwarb Helmut Strigl 1981 das Auto. 1987 kaufte Manfred Egger den Oldtimer wieder in den Ötztalerhof zurück. Er wurde dann in den Folgejahren mit viel Aufwand von Manfred und dem damaligen Haus- meister liebevoll restauriert. Technische Details: 4 Gang Getriebe mit Lamel- lenkupplung und Schalthe- bel an der Karosserie-Außen- seite; 2,6 lt Hubraum, 120 mm Hub, 4 Zylinder mit 83 mm Bohrung; 30 PS; Fußbremse auf Kardanwelle, Handbrem- se auf Hinterräder. Vorne und hinten Blattfedern ohne Stoßdämpfer. Bauj