Prop Magazin 2/2013 | Page 34

PRAXIS HE-162 He162 alter Baukasten, neue Technik Bauplan als Referenz für den Nachbau der Tragfläche Vorgeschichte Im März kontaktierte mich Norbert Perl aus Wien, und bat mich um Unterstützung beim Bau einer He162 mit 1,32 m Spannweite. Der Baukasten aus den 70er Jahren lag schon lange bei ihm und war ursprünglich für einen Antrieb mit Impeller vorgesehen. Der Bericht Bau wurde bis Harald Schüßler jetzt nie in Anmore than scale composite griff genommen. Mit dem Erwerb einer 2,5kg Kolibri Turbine bekam das Projekt neuen Wind. Damit ergab sich aber auch folgende Frage: Ist die vorgesehene Rippenfläche fest genug für einen Turbinenantrieb? Mit dem Baukasten unter dem Arm besuchte mich Herr Perl in meiner Werkstatt, um diesen zu sondieren und eine mögliche Alternative für die Tragfläche zu besprechen. Nach dem Entfalten des Planes war sehr schnell klar, dass man die schöne (und auch kostenintensive) Turbine nicht der originalen Tragfläche zumuten sollte. Da der Rumpf und 64 prop 2/2013 die Leitwerke nach Plan in Eigenregie entstehen werden, bekam ich den Auftrag für eine Tragfläche in Styro-Balsa Bauweise mit entsprechendem Holm, die ich für 250 km/h bei vollem ca, sprich „voll ziehen“, auslegen sollte. Die Berechnung Da der Rumpf aus GFK ist und somit eine vorgegebene Flächenanformung besitzt, sollte an der Wurzelrippe nichts geändert werden. Der Plan gab ein Naca 2412 vor. Ein Profil mit deutlich besseren Auftriebswerten als die von Motorflugzeugen, wie z.B. dem Naca 0012, das für den Randbogen laut Plan vorgesehen war. Ich „klopfte“ beide Profile in mein Berechnungsprogramm, und verglich die Polaren. Nach dem ersten Ergebnis, das ich für die Landegeschwindigkeit auswarf, fragte ich mich sofort nach der „Fliegbarkeit“ der He162. Da die Wurzel gegenüber dem Randbogen mehr als doppelt so viel Profiltiefe besitzt, hat das Randbogenprofil noch mehr Rückstand gegenüber dem 2412, was zumindest bei der Landung mehr als kritisch sein dürfte. Noch dazu kommt der große Unterschied des Nullauftriebes der beiden Profile. (-2,1 Grad beim Naca2412, 0° beim Naca0012). Würde man den Randbogen negativ schränken, würden sich die Profile im unteren Bereich zwar decken, aber bei höheren Anstellwinkeln trägt der Randbogen einfach nicht mehr. Beim Speedflug würde die negative Anstellung ein Moment verursachen, das, je nach Fluggeschwindigkeit, dauerndes Trimmen erfordern würde. Aus dem Grund wurde vermutlich „laut Plan“ nicht geschränkt, was aber dann, wie die Polare zeigt, schwer fliegbar erscheint. Somit wären die Landungen immer mit einer hohen Geschwindigkeit und Bauchweh verbunden, wie man es von manchen Modell-Jets ohnehin kennt. Auch bei schneller Gangart, wofür die He eigentlich vorgesehen ist, brachten die Polaren nicht viel bessere Ergebnisse zum Vorschein. Man müsste mit dem Höhenruder immer sehr bedacht zu Werke gehen, was bei einem Jet wenig Spielraum lässt, besonders bei den ersten Flügen, wo man sowieso alle Hände voll zu tun hat mit dem Betrieb der Turbine und dem noch unbekannten Modell. Die Alternative: Da die He162 laut Herrn Perl nur mit einem Startwagen ausgerüstet, und somit als motorisierter Segler abheben wird, ersetzte ich das Randbogenprofil durch ein paar gängige Seglerprofile. Bei der richtigen Wahl besitzen sie weniger Widerstand, was ja für einen Jet nicht schlecht ist, und verfügen darüber hinaus auch über Weitere Infos und Fotos zum Projekt in Kürze auf www.mts-c.at mehr Auftrieb. Nach einigen Versuchen bin ich bei einem mir gut bekannten Profil gelandet, das ich bei fast jeder Landung mit meinem Pinocchio genieße. Es lässt absolut keinen „Abkipper“ zu, und passt zum Glück auch sehr gut zum hier verwendeten Profil an der Wurzel. Nach einem kurzen Telefonat hatte ich das OK für die Abweichung, und der Bau konnte beginnen. Flächengeometrie, wwKerne und Pressschalen Die Herstellung der Styroporkerne und -schalen ist immer mit ein paar Fragenzeichen verbunden, weil sich bei fast jeder Flächengeometrie von Jets Probleme ergeben. Aufgrund der großen Unterschiede der Profiltiefen und der damit vorhandenen Pfeilung passen diese Geometrien schwer in gängige Fertigungsmaschinen, bzw. sind die Verfahrwege einfach begrenzt. Zusätzlich begrenzt der Raum außerhalb der Styroschneide meist die Ausladung des Drahtbogens. Auch hier war ich wieder einmal fast an der Grenze meiner Maschine, und die Endpunkte waren nur um wenige Millimeter vom Schneideportal entfernt. Das steigert immer den Puls (die einen schauen im Fernsehen einen Krimi, die anderen stellen sich halt an die Styroschneide ?). Das Flächentrapez geht bei der He162 von einer Wurzel mit 398 mm Tiefe über 550mm Halbspannweite zum Randbogen mit 173mm. Ein ordentlicher Versatz, der auch dem Styropor nicht so gut gefällt, weil der Abbrand am Randbogen erheblich ist. Man muss immer mit den Geschwindigkeiten jonglieren, bis man ein gutes Ergebnis erhält. Bei solchen Verfahrwegen gibt auch der Draht immer deutliche Spannungsgeräusche von sich, was in manchen Fällen sogar einen Drahtriss bedeutet. Dagegen ist der Schnitt der Flächenmitte, die Flächenauflage ist rechteckig mit 120mm Breite ohne V-Form ausgeführt, wie der Gang ins nächste Kaffeehaus. A propos V-Form: pro Seite sind es 55mm Überhöhung des Randbogens, was vielleicht die nach unten geneigten Flächenstummeln am Randbogen erklärt. Sie haben offensichtlich eine ähnliche Aufgabe wie ein Grenzschichtzaun, der das Abfließen der Strömung zum Randbogen verhindert. Die Styroschneide in Aktion Die Materialzusammenstellung. Gut zu sehen die zwei Verstärkungsrippen im Wurzelbereich Im Vakuumsack 2/2013 prop 65