Neue Debatte - Beiheft #005 - 04/2017 Christliches Abendland - Nicht verteidigungswert! | Page 8
Die wahren Motive der sächsischen Kriegs-
herren
Der an die Rettung der Heidenseelen glauben-
de Missionspriester Helmold von Bosau (Ort
am Plöner See) schrieb in den 60er/70er Jahren
des 12. Jh.’s eine „ C HRONICA S LAVORUM “ (Sla-
wenchronik: die Geschichte der Slawenmission
in Holstein vom 9. Jh. bis zum Jahr 1171). Darin
entlarvt er entrüstet die wirklichen Motive der
erobernden und ausplündernden sächsischen
Fürsten. Nachdem sie besiegt waren, mussten
sich zwei Slawenstämme mit 15.000 Mark frei-
kaufen. Helmold schreibt:
Chronica Slavorum in polnischer Übersetzung,
1862. (Foto: Gemeinfrei)
„Die Fürsten teilten das Geld unter sich auf.
Vom Christentum war keine Rede, noch
dachten sie daran, Gott die Ehre zu erwei-
sen, der ihnen den Sieg im Krieg verliehen
hat. Daran kann man die unersättliche
Habgier der Sachsen erkennen. Sie mögen
zwar den anderen, angrenzende Barba-
renstämmen überlegen sein was Waffen
und Kriegskunst angeht, doch sind sie im-
mer eher daran interessiert, die Tribute zu
erhöhen, als dem Herren Seelen zu gewin-
nen. Das Ansehen des Christentums wäre
im Slawenland durch die Beharrlichkeit
der Priester schon längst erstarkt, wenn
nicht die Habgier der Sachsen das verhin-
dert hätte.“
gegen die Slawen jenseits der Elbe Mitte
des 12. Jh.s waren die Umsetzung christli-
chen, dogmatischen Sendungsbewusst-
seins
Warum tendierte dieses „christliche
Abendland“ zu innerer und äußerer Ex-
pansion, das heißt zu innerem Ausbau der
Altländer und zu äußeren Eroberungen
und Kolonisierungen? Warum war es so
aggressiv und gefürchtet von seinen nähe-
ren europäischen und weiteren mittelme-
erischen Nachbarn?
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Das „Christliche Abendland“ –
Ein explosives Gemisch
Der mittelalterliche Stand der laboratores,
das heißt die Masse der die Herrschenden
versorgenden arbeitenden Bevölkerung
war nur in begrenztem Umfang in der Lage,
diejenigen Überschüsse zu erwirtschaften,
die die geistlichen und weltlichen Eliten
benötigten.
Lehen, die den adligen Vasallen oder
kirchlichen Würdenträgern eine standes-