Neue Debatte - Beiheft #005 - 04/2017 Christliches Abendland - Nicht verteidigungswert! | Page 7

Expansionsbestrebungen bildeten die Kreuzzüge des westeuropäischen römisch- katholischen Adels nach Palästina. Bernhard von Clairvaux – Ein berühmter Hassprediger der Papstkirche Die Hauptrichtung sächsisch-deutscher Expansion im Mittelalter zeigte, geogra- fisch bedingt, nach Osten in die slawischen Gebiete. Militäraristokratie, Ritterver- bände und kirchliche Anstache- lung Überhaupt gewann das sogenannte Abendland einen großen Teil seiner Kraft, Stabilität und Gefährlichkeit aus dieser Symbiose zwischen einer europäisch- zentralistischen, lateinischen Kirche und den hochgerüsteten, geschulten Militära- ristokratien der Kernländer: Die Kirche sorgte für den umfassenden, religiösen und weltanschaulichen Zusam- menhalt der sich ständig in ihrem Einfluss- bereich untereinander bekriegenden und befehdenden, hierarchischen Ritterver- bänden. Sie erlangte die umfassende Macht über die Seelen der Menschen und war in der Lage, den oben beschriebenen, inneren, sozialen Druck der feudalen Kerngesell- schaften zu bündeln und nach außen zu richten. Mission, Verbreitung des wahren Glaubens und Rettung des Seelenheils der Heiden waren die noblen Rechtfertigungs- botschaften für weltliche, handfeste Ziele, nämlich für Eroberung zwecks Beutema- cherei und Unterwerfung zwecks Tribu- teintreibung. Die christliche Ideologie lieferte autosug- gestive Anstachelung zu Landraub und Einverleibung fremder Länder. Die Kreuz- züge, die iberische Reconquista und die immer neuen Vorstöße nach Osten, inklu- sive eines speziellen „Wendenkreuzzugs“ Bernhard von Clairvaux. (Foto: Gemeinfrei) Einer der größten Hassprediger war der be- rühmte Zisterzienserabt und Kreuzzugspredi- ger Bernhard von Clairvaux. Er propagierte in der 40er Jahren des 12. Jh.s die Endlösung der Slawenfrage durch einen Kreuzzug gegen sie: “ … fordern wir dazu auf, dass die Stärke der Christen gegen jene [die Heiden] be- waffnet werden soll, und dass, indem sie das Zeichen annehmen und auf sich nehmen, jene Stämme entweder völlig auszulöschen oder dauerhaft zu bekeh- ren sind.“ Taufe oder Tod! war die Parole des kompro- misslosen christlichen Gewaltpredigers. Das Problem für die Kirche ist nur, dass es sich bei Bernhard von Clairvaux immerhin um je- manden handelt, der nur 27 Jahre nach sei- ner „`Taufe oder Tod“‚-Bedrohung der Sla- wen 1174 heiliggesprochen wurde und noch 1830 offiziell zum Kirchenlehrer avancierte. Es fehlt deshalb selbst nach 860 Jahren von kirchlicher Seite nicht an Versuchen, Bern- hards Propaganda kleinzureden und die Kriegsschuldfrage zu verwischen. Man kommt aus der Nummer nicht heraus. Das christliche Abendland lässt grüßen. 7