Nationalparkplan Band 2 | Page 88

ten der Bodenvegetation sind außer der Blaubeere( Vaccinium myrtillus) der Wiesen-Wachtelweizen( Melampyrum pratense), die Drahtschmiele( Avenella flexuosa), die Behaarte Simse( Luzula pilosa) und die Preiselbeere( Vaccinium vitis-idaea).
Auf den sehr trockenen und nährstoffarmen Sanden haben sich Flechten-Kiefernbestände entwickelt. Sie finden sich vor allem im Bereich der Binnendünenfelder( Boeker Forst) und in den Randbereichen der militärischen Übungsplätze. Gekennzeichnet sind sie durch das Vorkommen zahlreicher Flechten sowie des Silbergrases( Corynephorus canescens), der Drahtschmiele( Avenella flexuosa), des Heidekrautes( Calluna vulgaris) und der Sand-Segge( Carex arenaria). Auch der Kleine Sauerampfer( Rumex acetosella) und der Schaf-Schwingel( Festuca ovina) können auftreten.
Die relativ kleinflächig vorhandenen Fichten-, Lärchen-, Douglasien- und anderen Nadelholzbestände besitzen in der Regel eine so artenarme Krautschicht, dass eine sinnvolle Gliederung in verschiedene Vegetationsformen nicht möglich ist.
Moose
Als häufige Moose treten in den Kiefernbeständen Pleurozium schreberi und Dicranum undulatum auf.
Pilze
Ausgesprochene Massenpilze in den trockenen Kiefernforsten der Sandergebiete sind der Gelbe Knollenblätterpilz( Amanita citrina), der Seidenstreifling( Amanita fulva) und der Butterpilz( Suillus luteus). Hinzu kommt an Kiefernstümpfen der Wurzelschwamm( Fomitopsis pinicola), sowie der – oft zu flächigem Absterben von Kiefernkulturen führende – Hallimasch( Armillaria mellea). Bemerkenswert ist der Nachweis der bryophilen Art Cotylidia undulata in der Nähe von Klockow. Dieser Pilz stellt einen Neufund für Mecklenburg-Vorpommern dar. Ebenso hervorzuheben ist der Fund des Pilzes Ditiola radicata, der bisher als verschollen galt( SCHURIG 1995).
Fauna
In Nadelholzforsten ist nach Kahlhieb und Neuaufforstung der Fläche zunächst ein größeres faunistisches Arteninventar festzustellen. Dies ist u. a. auf ein hohes Angebot an Blütenpflanzen zurückzuführen. Die auftretenden Arten sind typische Offenlandbewohner, die auch auf Ackerfluren verbreitet sind. Die Heuschrecken werden beispielsweise durch xerothermophile
Arten wie Myrmeleotettix maculatus, Oedipoda caerulescens und Chorthippus biguttulus vertreten( HAMANN et al 1994).
Dazu gehören unter den Kleinsäugern die Waldmaus( Apodemus sylvaticus) als euryöke Art, unter den Vogelarten die Feldlerche( Alauda arvensis), die Heidelerche( Lullula arborea), der Steinschmätzer( Oenanthe oenanthe), die Goldammer( Emberiza citrinella) und der Ziegenmelker( Caprimulgus europaeus).
Mit zunehmendem Alter der sehr dichten Aufforstungen werden zuerst lichtliebende krautige Pflanzen, später auch Pionierbaumarten ausgeschattet, so dass auch das faunistische Arteninventar rapide abnimmt. In der sogenannten Dickungsphase kommen dann nur noch einige Kiefernspezialisten und Allerweltsarten, wie Kiefernschwärmer( Hyloicus pinastri), Nonne( Lymantria monacha), Spinnereule( Colocasia colyri), Sichelflügel( Drepana falcataria) und Kiefernsaateule( Agrostis vestigialis) vor.
In Kiefernaltbeständen haben das Vorhandensein und die Ausprägung einer zweiten Baumschicht erheblichen Einluss auf das faunistische Arteninventar. Vornehmlich die Eiche als natürliche Zwischenwald-Baumart hat dabei eine wesentliche Bedeutung. Eichen( Quercus spec.) korrespondieren mit mindestens 500 phytophagen Tierarten. Von allen heimischen Baumarten ist dies nach Weiden( Salix spec.) die zweithöchste Anzahl( MÖLLER 1994). Solche mehrschichtigen Laub-Nadelwälder sind im Müritz-Nationalpark auf einer Fläche von etwa 6.000 ha vorhanden.
Die Anzahl der mit arealfremden Baumarten direkt korrespondierenden einheimischen Tierarten ist äußerst niedrig. Insbesondere xylophage und phloephage Primärbesiedler können diese Neophyten kaum nutzen, da das Holz in den frühen Besiedlungsphasen noch nicht durch die Tätigkeit von Pilzen in seiner Beschaffenheit verändert wurde( MÖLLER 1994). Jede Baumart ist in ihrem angestammten Lebensraum in ein vielfältiges Netz aus Phytophagen, Xylophagen und abbauenden Pilzen eingebunden, die ihrerseits wieder die Grundlage für komplexe Nahrungsgefüge darstellen. Diese Wechselbeziehungen zwischen den einzelnen Arten haben sich innerhalb lokal vorhandener Biotope in evolutionsgeschichtlichen Zeiträumen herausgebildet und fehlen deshalb in arealfremden Lebensräumen weitgehend.
5.2 Gehölze und Hecken
Diese Kategorie umfasst verschiedene linien- oder flächenförmige Lebensraumtypen. Ihre Hauptverbreitung haben Hecken und Feldgehölze innerhalb der End- und Grundmoränengebiete im Bereich der Äcker, Ackerbrachen( Babke, Goldenbaum) und des Grünlandes, wo sie entlang
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