Nationalparkplan Band 2 | Page 84

Hypogymnia physodes, Lecanora conizaeoides und Placynthiella oligothropha auf Holz ein( LITTERSKI 1994).
Fauna
Die nach Brand bzw. nach mechanischer Zerstörung der Vegetation spontan wiederbewaldeten Flächen des ehemaligen Übungsplatzes sind durch ein mosaikförmiges Nebeneinander fast aller Waldentwicklungsphasen mit unterschiedlichen mikroklimatischen Bedingungen sowie vertikalen und horizontalen Raumstrukturen gekennzeichnet.
Der „ Waldrand nach oben“ stellt in einem Naturwald keine zweidimensionale Ebene, sondern eine dreidimensionale Landschaft mit recht unterschiedlichen Habitaten, einer großen Insektenvielfalt und damit optimalen Nahrungsbedingungen für eine Vielzahl von Kleinsäugern und Vögeln dar( JÜDES 1991).
Die Birken- und Birken-Kiefern-Vorwälder sind Lebensraum von bemerkenswerten Arten wie dem Warzenbeißer( Decticus verucivorus) der in allen Entwicklungsstadien( Ei, Larve, Imago) zu den thermophilsten einheimischen Heuschreckenarten gehört. Weitere mit sehr hohen Abundanzen vorkommende Heuschreckenarten sind der Heidegrashüpfer( Stenobothrus lineatus), die Westliche Beißschrecke( Platycleis albopunctata) und die Zweifarbige Schrecke( Metrioptera bicolor), die innerhalb der Heuschrecken als Leitarten für Zwergstrauch- und Ginsterheiden sowie Vorwaldstadien gelten. Hervorzuheben ist außerdem das Vorkommen des sehr seltenen Vierflecks( Libellula flava), einer Libellenart die strukturreiche Wälder als Jagdrevier nutzt( HAMANN 1994).
Die in diesen Vorwäldern ebenfalls häufig vorkommende Aspe( Populus tremula) wurde wegen der Übertragung des Kieferndrehrostes, einer Pilzkrankheit an Kiefern, in den Wirtschaftswäldern meist herausselektiert. Neben Nachtfalterarten wie Cerura vinula oder Furcula bifida, deren Raupen auch an anderen Weidenarten leben, entwickelt sich der Bockkäfer Saperda perforata ausschließlich im Bast von Aspen.
Aussagen zur Spinnenfauna der Vorwälder macht KLEIN( 1994). Er zählt zu den Differenzialarten dieser Lebensraumgruppe die gefährdete und seltene Plattbauchspinne( Gnaphosa bicolor) sowie Alopecosa aculeata, eine Art aus der Gattung der Wolfsspinnen. Unter den vorkommenden Spinnenarten befinden sich sowohl Kennarten lichter Laubmischwälder und bodensaurer Mischwälder wie z. B. die Wanderspinne( Zora nemoralis), als auch Charakterarten offener Lebensräume, wie die Krabbenspinne( Xysticus robustus) als thermophile Art der Halbtrockenrasen.
Typische Vogelarten sind z. B. Tannenmeise( Parus ater), Mönchsgrasmücke( Sylvia atricapilla) und Singdrossel( Turdus philomelos). Unter den Greifvögeln sind der Baumfalke( Falco subbuteo) und Habicht( Accipiter gentilis) erwähnenswert.
Die Kleinsäuger sind vor allem durch Gelbhalsmaus( Apodemus flavicollis) und Waldmaus( Apodemus sylvaticus) vertreten, von den Fledermausarten sind Breitflügelfledermaus( Eptesicus serotinus), Kleine Bartfledermaus( Myotis mystacinus) und Großer Abendsegler( Myotis myotis) für solche Biotopstrukturen typisch.
Buchen- und Eichen-Buchen-Wälder
In dieser Kartierungseinheit wurden alle von der Buche( Fagus sylcatica) beherrschten Haupt( Klimax)-wälder zusammengefasst. Sie gehören zu den bedeutendsten naturnahen Vegetationsformen im Müritz-Nationalpark. Größere zusammenhängende Buchen-Wälder bestehen derzeit nur im Teilgebiet Serrahn.
Vegetation
Die wichtigsten Vegetationsformen der Buchenwälder sind Perlgras-Buchenwälder in mittleren und ärmeren Ausbildungsformen, Stieleichen-Buchenwälder und als eine Besonderheit im Teilgebiet Serrahn auch Traubeneichen- Buchenwälder. Dort kommen auch Bestände vor, in denen die Winkel-Segge( Carex remota) regelmäßig vertreten ist und die SCAMONI( 1965) deshalb zu einem Winkelseggen-Buchenwald zusammenfasst.
In Schattenblumen-Buchenwäldern, wie sie auch für Teile der Buchenwälder bei Serrahn typisch sind, dominieren in der Krautschicht Arten wie Zweiblättrige Schattenblume( Maianthemum bifolium), Einblütiges Perlgras( Melica uniflora), Wald-Sauerklee( Oxalis acetosella), Dorniger Wurmfarn( Dryopteris carthusiana), Hain-Veilchen( Viola riviniana), Hain-Rispengras( Poa nemoralis), Wald- Flattergras( Milium effusum) und Dreinervige Nabelmiere( Moehringia trinervia). Auffallend ist das häufige Auftreten der Winkel-Segge( Carex remota).
Eine Waldzwenken-Ausbildungsform des Schattenblumen- Buchenwaldes mit Waldzwenke( Brachypodium sylvaticum), Gemeinem Wurmfarn( Dryopteris filix-mas), Hasenpfoten-Segge( Carex leporina), Eichenfarn( Gymnocarpium dryopteris), Goldnessel( Galeobdolon luteum) und Gemeinem Rainkohl( Lapsana communis) wächst auf etwas reicheren Standorten, so z. B. bei Grünow.
Auf Standorten des Traubeneichen-Buchenwaldes wächst stellenweise ein Kiefern-Buchenwald. Die sehr lockere
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