Nationalparkplan Band 2 | Page 85

oberste Baumschicht wird von der Gemeinen Kiefer( Pinus sylvestris) gebildet. Sie stammt aus einer dem Buchenwald vorausgehenden Kiefernwald-Generation. Darunter wächst in zweiter Baumschicht Gemeine Buche( Fagus sylvatica), der vereinzelt auch Traubeneiche( Quercus petraea) beigesellt sein kann. Diese Kiefern-Buchen- Wälder gehören noch zu den Zwischenwäldern. Es ist sicher, dass die Kiefer im Zuge einer natürlichen Weiterentwicklung allmählich verschwindet und sich nicht wieder ansiedelt, denn echte Hauptwälder mit nennenswerten Kiefernanteilen sind unwahrscheinlich.
Sehr vereinzelt sind noch Buchen-Altbestände mit Hutewaldcharakter zu finden. In ihnen kommen neben der Buche auch Stieleichen und in der Strauchschicht unter anderem Weißdorn, Schlehe und Wacholder vor. Selten findet man auch Eichen-Buchen-Wälder mit sehr viel Hasel in der Strauchschicht, ebenfalls ein Zeichen früherer Weidenutzung bzw. Niederwaldwirtschaft.
Neben natürlichen Verjüngungen gibt es zahlreiche künstlich begründete Verjüngungsbestände. Dabei wurden Buchen-Jungpflanzen mehrheitlich in lockere und gegatterte Altbestände eingebracht. Junge künstlich angelegte Buchenkulturen ohne einen Schirm aus Altbäumen sind selten. Vor allem in den letzten Jahren wurde die Buche auch unter Kiefern und anderen Nadelbäumen gepflanzt.
Flechten und Moose
Buchenwälder sind relativ artenarm an Flechten( DOLL 1975). Trotzdem lassen die nachgewiesenen Krusten- und Strauchflechten Bindungen zum Lebensraum Buchenwald erkennen. Eine der häufigsten Flechten, die an Buchen eine artenarme Gesellschaft bildet, ist Phlyctis argena. Weiterhin siedeln vorwiegend an glatten Buchenstämmen die Arten Hypogymnium physodes, H. sulcata, Lecanora subfuscata und Buellia punctata( LITTERSKI 1994).
Die seit etwa 40 Jahren nicht mehr bewirtschafteten Buchenwälder bei Serrahn haben gegenüber den bewirtschafteten Wäldern bei Grünow fast doppelt soviel Moosarten( WIEHLE 1994). Dieses Ergebnis bestätigt auch MÜLLER( 1993), der als Ursache den sehr hohen Totholzanteil und den damit vorhandenen Besiedlungsraum für Moose ansieht. Weiterhin macht sich die große Strukturvielfalt aufgrund des Vorhandenseins aller Altersklassen bemerkbar. Auch herrschen in diesen Buchenwäldern mikroklimatische Verhältnisse, wie z. B. höhere Luftfeuchtigkeit sowie unterschiedliche Licht- und Temperaturverhältnisse, die eine Moosbesiedlung begünstigen. Der laubbedeckte Boden wird dagegen nur selten besiedelt. Zu den mit hoher Stetigkeit vorkommenden Moosen gehören u. a. Hypnum cupressiforme, Orthodicranum montanum und Atrichum undulatum. Zu den sehr selten in Buchenwälder festgestellten Moosarten zählen Metzgeria furcata, Ptilidium pulcherrimum und Sharpiella seligeri.
Pilze
Die Pilzflora in Buchwäldern ist durch Mykorrihiza-Pilze dieser Baumart gekennzeichnet. Dazu zählen der Buchen- Reizker( Lactarius blennius), der Gallen-Täubling( Russula fellea) und der Amethyst-Bläuling( Laccaria amethystia). Sehr häufig ist auch der im Buchenlaub vorkommende langstielige Knoblauch-Schwindling( Marasmius alliaceus).
Besonders charakteristisch ist die Pilzflora der im Zerfallsstadium befindlichen Flächen. An alten abgestorbenen Eichen fruktifiziert der vom Aussterben bedrohte Pilz Xylobolus frustulatus, während Totholzbuchen mit den Konsolen vom Echten Zunderschwamm( Fomes fomentarius) besetzt sind.
Fauna
Ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zwischen natürlichen bzw. naturnahen Wäldern und Forstgesellschaften ist das Vorhandensein von Totholz und „ biologisch reifem Altholz“. Diese typischen Elemente der verschiedenen Zerfallsphasen sind in ausreichender Menge nur in nichtbewirtschafteten Wäldern mit einer über längere Zeiträume andauernden ungestörten Vegetationsentwicklung zu finden. Eine Vielzahl von Organismen haben sich im Laufe der Evolution an Totholz angepasst. Naturnahe, totholzreiche Buchenwälder sind zusammenhängend nur in der Umgebung von Serrahn erhalten geblieben. Sie sind besonders reich an Holzbiotopen mit einer naturnahen Strukturdynamik( Verjüngung, Reifung, Alterung, Zerfall) und besonders reich an Kleinlebensräumen mit einer facettenreichen Fauna. So stellte MÖLLER( 1994) bei Erhebungen in diesem Gebiet besonders zahlreich holz- und totholzbewohnende Käfer fest, die spezifisch an einen durch mikroklimatische, chemische und strukturelle Parameter eng abgegrenzten Kleinlebensraum gebunden sind. Mit der Bunten Faulholzmotte( Schiffermuelleria stroemella) wurde ein deutschlandweit nur noch in wenigen Einzelfällen vorkommendes „ Urwaldrelikt“ nachgewiesen. Zu den überregional gefährdeten Arten gehört auch der Zwergstutzkäfer( Acritus minutus). Diese Charakterart ernährt sich von Fliegenlarven, die unter der bereits gelockerten feuchten Rinde liegender Buchenstämme zahlreich vorkommen( MÖLLER 1994).
Die Untersuchungen zu holzbewohnenden Insekten( Xylobionten) im ehemaligen Serrahner Buchentotalreservat belegen allerdings auch, dass selbst dort echte
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