Nationalparkplan Band 2 | Page 68

rungs- und Laichgebiet u. a. von Teichfrosch( Rana lessonae), Wasserfrosch( Rana esculenta), Moorfrosch( Rana arvalis) und Kammolch( Triturus cristatus). Das Vorkommen der Rotbauchunke( Bufo bombina) beschränkt sich dagegen auf wenige Kleinstgewässser, vorwiegend im landwirtschaftlich genutzten Offenlandbereich der Endmoräne.
Den letzten gesicherten Nachweis zum Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte( Emys orbicularis) gibt es aus dem Jahr 1984. Aktuelle Vorkommen werden jedoch im Ostuferbereich der Müritz und dem Schwarzen See bei Grammertin vermutet( BECKER 1993).
Für zahlreiche Vertreter der Avifauna sind insbesondere die Flachseen bevorzugtes Nahrungs-, Brut- und Rastbiotop. Hierbei sind die Vorkommen von etwa 12 See- und 20 Fischadlerpaaren( Haliaetus albicilla, Pandion haliaetus) sowie des Kranichs( Grus grus) – auch in ihrer Bedeutung für die Gesamtbestände in Deutschland – hervorzuheben.
Zu den charakteristischen Brut- und Rastvögeln auf den Nationalparkgewässern gehören die Enten- und Gänsevögel. Die häufigste Entenart im Gebiet, die Stockente( Anas platyrhynchos) brütet zahlreich an allen Gewässern des Gebietes. Sehr viel seltener sind dagegen Krick-( Anas crecca), Schnatter-( Anas strepera) und Löffelenten( Anas clypeata).
In zum Teil bemerkenswerter Anzahl rasten Entenarten auf den Seen des Nationalparks. So auf dem Warnker See, wo sich alljährlich im Herbst zehntausende Reiher-( Aytha fuligula) und Tafelenten( Aythya ferina) einfinden. Neuerdings wird hier auch ie Kolbenernte( Netta rufina) in bemwerkenswerter Anzahl beobachtet. Auf dem Mühlensee bei Speck sind es vorwiegend Knäk-( Anas querquedula) und Pfeifenten( Anas penelope).
Unter den Gänsearten brütet nur die Graugans( Anser anser) im Gebiet. Sie bevorzugt u. a. die wiesengesäumten Havelseen, den Specker Hofsee und das Ostufer der Müritz. Im Herbst und im Frühjahr dominieren nordische Saat-( Anser fabalis) und Bläßgänse( Anser albifrons). Bekannte Schlafplätze sind die Specker Seen, der Rederangsee und der Woterfitzsee.
Besonders im Winter finden sich auf der eisfreien Müritz hunderte Sing-( Cygnus cygnus) und Zwergschwäne( Cygnus columbianus) ein und im Herbst und Frühjahr sind verschiedene Limikolenarten an den abgelassenen Boeker Fischteichen auf Nahrungssuche.
Der Fischotter( Lutra lutra) kommt an zahlreichen Gewässern im Nationalparkgebiet vor. Im Bereich des Godendorfer Mühlenbachs werden seit einigen Jahren Biber( Castor fiber) beobachtet, ein weiteres Einwandern in das Nationalparkgebiet ist als wahrscheinlich anzusehen.
4.2.2 Röhrichte
In der Flachwasserzone vieler Seen bilden die Röhrichte mehr oder weniger geschlossene Vegetationsgürtel aus. Da diese bisweilen nur wenige Meter breit sind, waren sie in der Karte der Vegetation( Karte 3) jedoch nur in wenigen Fällen darstellbar.
Vegetation
Unter der Kartierungseinheit „ Wasser-Röhricht“ werden durch VOIGTLÄNDER( 1995) alle im Flachwasserbereich oder im direkten Kontakt zum Gewässer( bei hohen Wasserständen Überflutung möglich) wachsenden Röhrichte zusammengefasst. Die weitaus häufigsten Großröhrichte sind die Schilf-Röhrichte in verschiedenen Ausprägungen( z. B. Wasserlinsen-Schilf-Röhrichte, Wasserschlauch-Schilf-Röhrichte, Steifseggen-Schilf-Röhrichte).
Am Müritzufer im Bereich Müritzhof wächst auf nassen, teilweise mehrere Monate überstauten Flächen ein Nachtschatten-Schilf-Röhricht. Hier findet das Gemeine Schilf( Phragmites australis) zum Teil optimale Bedingungen und erreicht Höhen bis über 2 m. Zu den wenigen regelmäßigen Begleitarten gehören Bittersüßer Nachtschatten( Solanum dulcamara), Sumpflabkraut( Galium palustre), Gemeiner Gilbweiderich( Lysimachia vulgaris), Steif-Segge( Carex elata) und Ufer-Wolfstrapp( Lycopus europaeus).
Weitere Röhricht-Gesellschaften werden vom Breitblättrigen und Schmalblättrigen Rohrkolben( Typha latifolia u. Typha angustifolia) und der Teichsimse( Schoenoplectus lacustris) gebildet. Erstere Art wächst vor allem in kleineren Seen mit breiten Verlandungszonen und in Torfstichen. Die beiden letzteren kommen auch in größeren Gewässern vor und sind hier vielfach den Schilf-Röhrichten seeseitig vorgelagert oder bilden eigenständige Gürtel aus.
Eine gewisse Ausnahme bilden die u. a. bei Müritzhof festgestellten Schneiden-Röhrichte. Die Binsen-Schneide( Cladium mariscus) kommt nur selten in Form reiner Dominanzbestände vor. Weitaus häufiger sind Schneiden- Schilf-Röhrichte( EGGERS 1994, VOIGTLÄNDER 1994). Großflächig und besonders charakteristisch entwickelten sich solche Bestände auf der Absenkungsterrasse zwischen dem Rederang- und dem Großen Specker See. Sie stellen ein eng verzahntes und floristisch differenziertes Mosaik aus Schilf-, Schilf-Schneiden- und Schneiden-Röhrichten sowie Pfeifengras-Kleinseggenund reinen Pfeifengras-Rasen dar.
Das Verteilungsmuster dieses Mosaiks wurde über lange Zeit von der Flächennutzung( Streunutzung, Beweidung) und den kurz- bis längerfristigen Wasserstandsschwan-
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