Nationalparkplan Band 2 | Page 58

4 Gewässer, Feuchtgebiete und Wasserhaushalt
4.1 Stehende und fließende Oberflächengewässer, Hydrologie
4.1.1 Gewässerbestand
Die 107 Seen( Gewässer über 1 ha) und der 500 ha große Uferstreifen der Müritz nehmen zusammen eine Fläche von ca. 4.100 ha(= 13 % der Nationalparkfläche) ein. Darüber hinaus befinden sich 10 Teiche( 90 ha) der künstlich angelegten Teichanlage Boek im Gebiet( vgl. Karte 2).
Bei der Mehrzahl der Seen handelt es sich um kleine bis mittelgroße( 1 bis 50 ha), seichte bis mäßig tiefe Gewässer( 1 bis 12 m). Zu den größten Seen zählen u. a. der Jäthensee( 130 ha), der Rederangsee( 204 ha), der Specker See( 227 ha), der Käbelicksee( 261 ha), der Woterfitzsee( 287 ha) und der Useriner See( 372 ha). Größere Tiefen weisen beispielsweise der Krumme See bei Zwenzow( 16,0 m), der Große Bodensee( 16,8 m), der Zwirnsee( 17,5 m), der Hinbergsee( 18,9 m) und der Schweingartensee( 31,0 m) auf( KAISER 1990, BRUSDEYLINS 1994).
An einer Vielzahl der Seen erfolgt eine künstliche Regulierung der Wasserstände. Dies betrifft u. a. alle Seen, die über die Havel verbunden sind, weiterhin die Bodenseen, den Caarp- und Woterfitzsee, sowie den Ankershagener Mühlensee mit Born- und Trinnensee. Indirekt werden auch die mit der Müritz in Verbindung stehenden Seen reguliert, so der Feisneck- und der Rederangsee( vgl. Kap. IV / 4.3.2). Ungeachtet dessen weisen alle Seen einen weitgehend naturnahen Zustand auf.
Fließgewässer spielen aufgrund der Geländeverhältnisse und der Wasserscheidenlage nur eine untergeordnete Rolle. Ihr Bestand wird im wesentlichen durch die Abschnitte der Havel( von der Mündung in den Middelsee bis zur Straßenbrücke Zwenzow), des Bolter Kanals( vom Auslaufgraben der Teichanlage Boek bis zum Einlauf in den Leppinsee) und des Godendorfer Mühlenbaches( vom Auslauf Grünower See bis zum Einlauf Grammertiner Teich), sowie durch den Bodenbach und Kotzengraben gebildet. Daneben gibt es weitere ca. 43 km künstlich angelegte Gräben( vgl. Kap. IV / 4.3.2).
Als Fließgewässer natürlichen Ursprungs sind aber nur die Havel( mit Einschränkung), der Godendorfer Mühlenbach und das Quellgebiet der Ostpeene anzusehen. TREICHEL( 1957) geht davon aus, dass die gesamte Havel nördlich des Käbelicksees bereits vor 1273 künstlich angelegt wurde. VOIGTLÄNDER( 1992) hält es sogar für wahrscheinlich, dass die Havel erst ab dem
Jäthensee natürlich existiert. Danach wurde auch das ehemalige, mäandrierend verlaufende Havelbett zwischen Zotzen- und Jäthensee, der Havelbach, künstlich angelegt.
Der gesamte Havellauf ist reguliert( vgl. Kap. IV / 4.3.2), weitgehend kanalartig ausgebaut und begradigt. Dazu erfolgte beispielsweise Anfang des 19. Jahrhunderts eine Umverlegung vom Havelbach in den heutigen Flussabschnitt zwischen Zotzensee und Jäthensee. Die etwa 700 m lange Fließstrecke der Havel zwischen Granziner Mühle und Pagelsee kann als relativ naturnah eingeschätzt werden. In diesem Abschnitt kommt es aufgrund fehlender Uferbefestigung zur Mäanderbildung. In den letzten Jahrzehnten erfolgte hier im Gegensatz zu den übrigen Flussabschnitten keine Unterhaltung des Gewässerbettes und der Ufer, so dass sich eine den Standortverhältnissen entsprechende natürliche Vegetation entwickelt hat. An der Granziner Mühle befand sich eine betonierte Panzerfurt, etwa 300 m südlich führten 2 Panzerbrücken( ebenfalls mit Betonfundamenten) über die Havel. Diese Bauwerke wurden von den ehemaligen GUS-Truppen für militärische Übungen genutzt und sind inzwischen rückgebaut.
Der Godendorfer Mühlenbach befindet sich in einer Geländerinne, die glazifluviatilen Ursprungs ist( GEOLOGISCHES LANDESAMT M-V 1994). Dies deutet auf seine natürliche Entstehung hin. In Steinmühle befindet sich ein alter Mühlenstau. Über einen Stau an der Goldenbaumer Mühle wird der Wasserstand im Mühlenteich reguliert. Unterhalb des Grünower Sees befinden sich Anlagenreste einer Nutriafarm. Das Bachbett ist dort, wie auch unmittelbar an der Goldenbaumer Mühle befestigt. Insbesondere unterhalb der Goldenbaumer Mühle weist der Mühlenbach einen naturnahen Zustand auf. Der Bodenbach und der Kotzengraben sind mit Sicherheit künstlich angelegt, machen aber einen relativ naturnahen Eindruck. Der Bodenbach ist im Oberlauf auf etwa 150 m verrohrt. Der genaue Zeitpunkt ihrer Entstehung ist nicht bekannt.
Der Bolter Kanal wurde zwischen 1831 – 1837 gebaut.
4.1.2 Nährstoffverhältnisse und Schichtung
BRUSDEYLINS( 1993, 1994) ermittelte für die 106 im Rahmen des „ Seenkatasters Müritz-Nationalpark“ untersuchten Seen( außer Binnenmüritz) u. a. die Nährstoff- und Schichtungsverhältnisse.
Die Ergebnisse sind in der Tabelle 11 zusammengefasst. Danach gelten:- 21 Seen( ca. 20 %) als mesotroph, bzw. mesotropheutroph
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