Semi- und vollhydromorphe Böden; Moore
Semihydromorphe Böden zeigen zwischen dem Oberboden und dem Gleyhorizont einen anhydromorphen Zwischenhorizont. Grund- bzw. Stauwasserspuren setzen oberhalb von 0,6 m ein( 0,8 m bei Tieflehm /-ton). Ein Teil dieser Böden entwickelt sich unter ständig hoch anstehendem Grundwasser( z. B. an See- und Moorrändern), ist aber gegenwärtig noch nicht ausgereift( d. h., diese Böden sind Übergangsformen zu den hydromorphen Mineralböden. Als eine Hauptbodenform der semihydromorphen Sandböden sind Sand-Gleypodsole häufig im Randbereich von größeren Armmooren oder von Kesselmooren und Söllen zu finden.
Die hydromorphen Mineralböden sind durch ein A – G-Profil mit hoher feuchtebedingter Humusanreicherung im A-Horizont(> 1600 dt / ha) gekennzeichnet. Das ganze Solum ist durch starke Grund- und Stauwasserspuren geprägt. Hydromorphe Mineralböden kommen überall verstreut im Nationalpark vor, sowohl in den Niederungen als auch innerhalb der Hochflächen in Becken und Senken.
Als besonders erhaltungswürdige Naturräume im Müritz- Nationalpark sind die Moore im Müritz-Teil des Nationalparks hervorzuheben. Ihre Entstehung ist, nach gravierenden Veränderungen des Wasserhaushaltes und der Seeniveaus der mecklenburgischen Großseenlandschaft im Alt- und Mittelholozän, eine Folge der bereits im 13. Jahrhundert einsetzenden, überwiegend anthropogenen Seespiegelveränderungen( KAISER 2001).
Der Müritz-Seespiegel lag im älteren Präboreal( ca. 7.500 v. u. Z.) um ca. 5 m tiefer als heute( KAISER 1996). Die ausgedehnten Verlandungsmoore am Ostufer der Müritz sind demnach ein Resultat der durch 3 Abflüsse( Elde; Vorläufer des Bolter Kanals; Boeker Mühlgraben) bedingten Seespiegelveränderungen. Das Aufstauen von Seen zur Wasserkraftgewinnung diente dem Betrieb von Wassermühlen und ist in Mecklenburg seit dem 12. Jahrhundert urkundlich belegt( KAISER 1996).
Die SCHMETTAUSCHE Karte lässt in diesem Bereich seit 1788 stärkere Verlandungsprozesse erkennen. In den letzten 180 Jahren senkte sich der Wasserspiegel der Müritz um etwa 2 m, beginnend mit dem Bau der Elde- Wasserstraße.
Heute findet man daher zwischen dem Specker See und der Müritz – den sogenannten „ Boeker Schlamm“ und die Binnenmüritz – ausgedehnte Verlandungsflächen, deren organische Bildungen nur wenige Dezimeter mächtig sind
( Anmoore und Moorgleye sind am häufigsten; seltener findet man Gleymoore, das typische Moor [ organische Auflage über 80 cm ] tritt flächenmäßig stark zurück). Hier haben sich unter anderem ausgedehnte Bestände von Moorbirke, vergesellschaftet mit Binsenschneide, Sumpfreitgras, Pfeifengras, Sumpflappenfarn u. a., oft auf Bülten erhalten.
In der forstlichen Standortskartierung ist der Begriff Moorböden an das Vorhandensein von organischen Decken in einer Mächtigkeit von mehr als 40 cm und einem Gehalt an organischer Substanz von mehr als 30 % gebunden. Der Nährstoffgehalt der Moore ist unterschiedlich und insbesondere von der Beschaffenheit des zugeführten Wassers abhängig. So gibt es vom reichen Moor bis zum armen Moor alle Übergänge und ebenso vielgestaltig ist die Bestockung. Wachsende Moore weisen eine ständige organische Stoffakkumulation auf, bedingt durch einen Wasserüberschuss am Standort. Die erzeugte Biomasse ist normalerweise von einer Humifizierung ausgeschlossen. Der dadurch bedingt unterbrochene Nitrifizierungsprozess führt zu einer Anreicherung von Stickstoff im Torf. Ebenso ist der Kohlenstoffkreislauf unterbrochen( KOPP 1982).
Der größte Teil der Moore wird gegenwärtig landwirtschaftlich genutzt, meist als Grünland. Stark entwässerte und torfgenutzte Moore, wo die verbliebene, stark verdichtete Torfschicht wesentlich geringmächtiger geworden ist, können unter der organischen Deckschicht bei dem nun tiefer anstehenden Grundwasser erste Podsolierungsprozesse zeigen. Eine Regeneration ist in solchen Fällen nicht mehr möglich; sie setzt mindestens einen stärkeren Torfkörper voraus.
3.2 Bodenbildungsprozesse
Auf den mineralischen Bodeneinheiten haben sich vorwiegend terrestrische Böden ohne Hydromorphiemerkmale entwickelt. Braunerden bildeten sich auf Bodeneinheiten, die aus sandigen Ausgangssubstraten bestehen und sind der dominierende Bodentyp im Müritz-Nationalpark. Der Verbraunungshorizont ist mit unterschiedlicher Mächtigkeit ausgebildet. Vor allem in Kuppenlagen wird nur geringmächtige Verbraunung angetroffen. Die Braunerden weisen unterschiedliche Podsolierungsgrade( Braunerdepodsol) auf.
Zu Podsol haben sich vor allem die karbonatfreien Dünensande( Bodeneinheit dS) entwickelt. Auf Böden der Bodeneinheit „ Sande der Grund- und Endmoränen“ bildeten sich Braunerden, die z. T. Lessivierung aufweisen
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