Nationalparkplan Band 2 | Page 55

anstehenden Braunerden in Staubsand- und Bänderstaubsand- sowie Sand- und Grand(= Grobsand)-Braunerden. Sowohl Braunerden mit dem Substrat Staubsand und Bändern als auch solche mit dem Substrat Grand( mit und ohne Bänder) sind in der Nährstoffversorgung besser einzuschätzen. Für den endmoränennahen Sander ist eine Vergesellschaftung bänderfreier Braunerden mit Bändersand-Braunerden und entsprechenden Grobsand( Grand)-formen typisch. Die Nährkraftausstattung ist im nördlichen Teil nahe der Pommerschen Endmoräne gut.
Eine Besonderheit sind völlig skelettfreie und gleichkörnige Braunerden. Sie befinden sich heute auf Dünen( Altdünen), ihr Substrat wurde äolisch( durch den Wind) sedimentiert. Demzufolge ist auch keine Differenzierung von Skelettteilen in den einzelnen Bodenbildungszonen zu finden, wie es sonst bei Braunerden in unterschiedlicher Intensität anzutreffen ist. Diese Dünen entstanden zur Zeit des Überganges vom Pleistozän in das Holozän, als die Oberfläche noch vegetationslos oder spärlich mit Vegetation bedeckt war. In der Nährkraftausstattung sind solche Braunerden ziemlich arm bis mittelnährstoffversorgt.
Exposition und anthropogene Landschaftsveränderungen bewirkten die Entstehung gekappter Böden( Rumpfrosterden) als sekundäre Bildungen der Braunerden. Die Bezeichnung „ Rost“ bezieht sich auf den noch vorhandenen unteren Teil des durch Silikatverwitterung( Verbraunung) gefärbten Bv-Horizontes, dem schwach braun gefärbten( Bv). Ihr Vorkommen ist ein Beleg für historische Bodenerosion, die in beiden Teilgebieten selbst in heute sehr naturnah erscheinenden Waldgebieten anzutreffen ist( DIECKMANN u. KAISER 1998).
Die Zerstörung der Vegetationsdecke infolge Rodung, Beackerung oder Beweidung setzte vermutlich mit der slawischen Besiedlung dieses Raumes ein und setzte sich während des Mittelalters oder der Frühneuzeit fort. Die Freilage des Bodens führte zum Verlust der periglazialen Deckschicht. Resedimentationen der gekappten Horizonte bilden heute Kolluvialerden( Wassererosion) bzw. Rohböden( Ranker bzw. Regosole) und Saumpodsole auf Flugsanddecken( Winderosion).
In den ebenen bis flachwelligen moränenfernen Sandergebieten haben offenbar mehrphasige Erosionserscheinungen eine bedeutende Flächenausdehnung erreicht. Hier ist die Nährkraft der Sand-Braunerden substratbedingt schwächer. Eine Besonderheit bildet das von Dünen und Flugsanddecken überlagerte Sander- bzw. Beckensandgebiet am Ostufer der Müritz. Es entstand eine Vergesellschaftung von Abtrags- und Auftragsböden, die das ursprünglich aus Sand- Braunerden bestehende Bodenformeninventar modifiziert.
Dabei zeigen anthropogen veränderte Böden einen räumlichen Bezug zu archäologischen Befunden. Standorte holzzehrender Industrien des 17. u. 18. Jahrhunderts( Glashütten, Teeröfen, Kalkbrennereien) sind in Areale gering entwickelter Böden eingebettet.
Besonders stark erodierte Oberflächen befinden sich im Raum Prälank und im Bereich ehemals militärisch genutzter Flächen( ehem. Schießplatz der GUS-Truppen). Rohböden, Ranker und Saumpodsole treten hier großflächig auf.
Die unter Wald verbreitet vorkommenden Saumpodsole sind durch langzeitliche Bodenversauerung( einige hundert Jahre) entstanden. Sie stehen am Endpunkt der Entwicklung vom Rohboden über den Ranker zum Saumpodsol.
Entwickelte Podsole zeigen eine deutliche Profildifferenzierung durch abwärts gerichtete Sesquioxid- und Humusverlagerung und weisen im O-Horizont klimabedingt hohe Humusmengen(„ Filzpodsole“) auf. Sie sind im Untersuchungsgebiet nur mäßig verbreitet. Podsole sind z. T. auf Altdünen zu finden. Die Nährkraft der anhydromorphen Böden ist hier am schwächsten.
Das primär-natürliche Bodenformenmosaik im Teilgebiet Serrahn unterscheidet sich deutlich von dem des Müritz- Teils. Die Endmoräne der Pommerschen Eisrandlage wird von Sand- und Bändersandbraunerden, sowie Lehm- und Tieflehm-Fahlerden geprägt. Die im westlichen Teil mit dem Sander wechselnde Grundmoräne zeigt ähnliche Bodenformenvergesellschaftungen. Die Nährkraft der Böden ist hier bedeutend günstiger als in den Sanderebenen der Müritz.
Während Untersuchungen zur Waldgeschichte des Messtischblattes Thurow( SCAMONI 1963) keine Hinweise auf historische Bodenerosion lieferten, wurden im Ergebnis der forstlichen Standortskartierung bisher nicht dokumentierte Erosionsspuren beschrieben( DIECKMANN u. KAI- SER 1998).
Sander und Endmoräne zeigen stark erodierte Oberflächen, einzelne Jungdünenfelder laufen bis in die Endmoräne hinein. Nahezu alle Senken der stark bewegten Endmoräne zeigen z. T. mächtige Kolluvialerden. Auf den übersandeten und vollständig bis zur periglazialen Oberfläche erodierten Böden treten im Raum Serrahn Sand- Saumpodsole auf. Das Vorkommen von Sand- Rankern ist auf den stärker erodierten östlichen Bereich des Serrahner Teils begrenzt.
Auf den Grundmoränenböden im Raum Goldenbaum – Carpin sind Erosionsspuren in auffällig geringem Maße vorhanden. Die Nährkraftausstattung dieser Böden ist hoch.
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