Nationalparkplan Band 2 | Page 136

In Handel, Gastgewerbe und Verkehr sind annähernd 7.500 Beschäftigte( 23,8 %) tätig. Damit entspricht der Anteil etwa dem Landeswert von 24,0 %. Im Osten der Nationalparkregion arbeiten mit knapp 3.100 die meisten Beschäftigten in diesem Sektor. Danach folgt der nördliche Teil mit nahezu 2.800.
Der Bereich Sonstige Dienstleistungen liegt dem Beschäftigungsanteil nach in der Nationalparkregion mit 38,2 % deutlich unter dem Landesdurchschnitt( 45,7 %), aber über den Mittelwerten der Kreise Mecklenburg-Strelitz und Müritz. Dies ist insbesondere auf dessen hohen Anteil in den beiden Kreisstädten Waren( Müritz)( 46,0 %) und Neustrelitz( 46,8 %) zurückzuführen.
Im nördlichen Teil der Nationalparkregion arbeiten rund 5.000 Beschäftigte in diesem Bereich, im Osten ca. 5.300. Im Süden und Westen liegt der Anteil der im Dienstleistungsbereich Tätigen bei etwa einem Viertel aller Beschäftigten. Insgesamt arbeiten in der Nationalparkregion knapp 12.000 Menschen im Bereich Sonstige Dienstleistungen.
3 Tourismus und Erholung
3.1 Tourismus und Erholung in der Nationalparkregion
Geschichte
Der Fremdenverkehr in der Mecklenburgischen Seenplatte weist eine relativ lange Tradition auf. Grundpfeiler der Tourismusentwicklung war die reiche Naturausstattung der abwechslungsreichen Wald- und Seenlandschaft mit ihren kleinen Dörfern. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs war eng verbunden mit der verkehrlichen Erschließung der Region durch die Eisenbahnlinie Berlin – Neustrelitz – Waren( Müritz) – Warnemünde. So kamen die meisten Gäste um die Jahrhundertwende als Sommerfrischler aus Berlin( KÜHNEL 1993). Waren( Müritz) entwickelte sich in dieser Zeit bereits zu einem beliebten und stark frequentierten Bade- und Kurort( BLAUSCHMIDT- HIRCHE 1992).
Der Umfang des damaligen Tourismus war allerdings – verglichen mit den Besucherzahlen zu DDR-Zeiten – bescheiden, denn zu dieser Zeit setzte ein verstärkter Ausbau zu einem ausgesprochenen Sommerurlaubsgebiet ein. Dabei entwickelte sich ein unterschiedlich strukturiertes Erholungswesen.
Besonders in der Neustrelitzer Kleinseenplatte dominierte der Campingtourismus mit allein 40 Campingplätzen zwischen Mirow und Wesenberg, während im Raum Waren( Müritz), Malchow, Jabel, Silz, Alt Schwerin neben dem Campingwesen auch FDGB-Heime, Betriebsheime, Kinderferienlager und Privatzimmer entstanden( ALBRECHT G. und W. 1992).
Im Gegensatz dazu stellt der überwiegende Teil des heutigen Nationalparks kein traditionelles Tourismusgebiet dar, da er aufgrund der damaligen „ Sonder“-Nutzungen( Staatsjagdgebiet, militärisches Übungsgelände) von dieser Entwicklung weitestgehend ausgeklammert war( vgl. Kap. II / 3.3).
Mit der Wende 1989 / 90 brach das bislang staatlich organisierte Erholungswesen völlig zusammen. Die Besucherzahlen gingen stark zurück. Der Übergang zu einem nachfrageorientierten Tourismus gestaltete sich insofern schwierig, als die betrieblichen und staatlichen Ferieneinrichtungen sowohl hinsichtlich ihrer Ausstattung als auch ihres baulichen Zustandes nicht den heutigen Ansprüchen genügten. Einer notwendigen Modernisierung standen zudem oftmals ungeklärte Eigentumsverhältnisse gegenüber( IES 1993).
In den letzten Jahren hat die touristische Entwicklung aber bereits einen beträchtlichen Aufschwung erfahren. Aus landesplanerischer Sicht stellen große Teile der Nationalparkregion Tourismusschwerpunkträume dar, so u. a. Gebiete südlich von Wesenberg, Mirow und Rechlin bis zur Landesgrenze sowie westlich der Müritz.
Hier bestehen günstige Voraussetzungen zur Entwicklung ländlich geprägter Erholungsorte bei Beibehaltung ihres dörflichen Charakters. Erholungssuchende finden eine reiche Naturausstattung, Ruhe und saubere Luft zum Entspannen. Mit Pensionen, Landgasthöfen, Campingplätzen, Bade- und Wassersportmöglichkeiten einschließlich Bootsanlegestellen, Reitmöglichkeiten, Radwandern u. a. m. steht bereits eine vielschichtige touristische Infrastruktur zur Verfügung.
3.1.1 Touristische Nachfrage und Zielgruppen
Aussagen zur touristischen Nachfrage in der Nationalparkregion lassen sich anhand mehrerer regionaler Untersuchungen, wie z. B. durch die vom Landesfremdenverkehrsverband M-V( LFV) im Sommer 1994 landesweit durchgeführte Urlauberbefragung machen. Der Referenzraum ist hierbei weiter gefasst als die Nationalparkregion, er betrachtet das gemeinsame Vorfeld der drei Großschutzgebiete Nossentiner / Schwinzer Heide, Müritz- Nationalpark und Feldberger Seenlandschaft, doch können die Ergebnisse durchaus auf die Nationalparkregion übertragen werden. Insgesamt wurden in diesem Raum während der Hauptsaison 3.135 Gäste befragt, darunter 97 Tagesausflügler. Die Auswertung ergab folgendes Bild:
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