Nationalparkplan Band 2 | Page 115

storben. In geringer Anzahl und oft übersehen sind Zwergschnepfe( Lymnocryptes minimus) und Kampfläufer( Philomachus pugnax), noch seltener Pfuhlschnepfe( Limosa lapponica) und Doppelschnepfe( Gallinago media) als Durchzügler zu beobachten.
Der Weißstorch( Ciconia ciconia) als Brutvogel der umliegenden Dörfer nutzt ebenfalls das reichhaltige Nahrungsangebot der Feuchtwiesen und Weiden. Seine Brutdichte scheint sich in den letzten Jahren zu stabilisieren.
Durch die Stillegung großer Ackerflächen haben sich die Bestände des Rebhuhns( Perdix perdix) und der Wachtel( Coturnix coturnix) offensichtlich erholt. Ihre charakteristischen Rufe sind in den letzten Jahren auf den Ackerflächen um Goldenbaum und bei Charlottenhof häufiger zu hören. Im Herbst finden sich auf den abgeernteten und umgebrochenen Feldern zahlreiche Vogelarten zur Nahrungssuche ein. So sind Saatkrähe( Corvus frugilegus), Dohle( monedula) und Nebelkrähe( corone cornix) oft in großen Schwärmen zu beobachten. Auch Schneeammer( Plectrophenax nivalis) und Goldregenpfeifer( Pluvialis apricaria) rasten im Herbst und im Frühjahr auf brachliegenden Feldern.
Zu den Vogelarten, die ihren Lebensraum in Hecken, Obstgärten und Alleebäumen haben, gehören Hänfling( Carduelis cannabina), Grünling( Carduelis chloris) Gartenbaumläufer( Certhia brachydactyla), Dorngrasmücke( Sylvia communis), Gartengrasmücke( Sylvia borin) und Gartenrotschwanz( Phoenicurus phoenicurus). Die Nachtigall( Luscinia megarhynchos) ist nur im Teilgebiet Serrahn in der heckenreichen Landschaft um Goldenbaum nachgewiesen. Ähnliche Strukturen bevorzugen Sprosser( Luscinia luscinia), Klappergrasmücke( Sylvia curruca) und Sperbergrasmücke( S. nisoria), sie kommen aber auch fernab von Siedlungen vor.
Im siedlungsnahen Raum leben Gelbspötter( Hippolais icterina), Feldsperling( Passer montanus) und Stieglitz( Carduelis carduelis). Als ausgesprochene Kulturfolger, die nur im unmittelbaren Siedlungsraum vorkommen, gelten Türkentaube( Streptopelia decaocto), Rauchschwalbe( Hirundo rustica), Mehlschwalbe( Delichon urbica), Hausrotschwanz( Phoenicurus ochruros), Haussperling( Passer domesticus), Girlitz( Serinus serinus) und Elster( Pica pica). Die Schleiereule( Tyto alba) dürfte ebenfalls in den umliegenden Siedlungen auftreten.
Als Invasionsvögel treten Birkenzeisig( Carduelis flammea), Berghänfling( Carduelis flavirostris), Tannenhäher( Nucifraga caryocatactes), Seidenschwanz( Bombycilla garrulus), Fichtenkreuzschnabel( Loxia curvirostra),
Bindenkreuzschnabel( L. leucoptera) und Kiefernkreuzschnabel( L. pytyopsittacus) auf. Der Fichtenkreuzschnabel ist vermutlich auch Brutvogel.
Als Irrgäste wurden folgende Arten nachgewiesen: Polarbirkenzeisig( Carduelis hornemanni), Hakengimpel( Pinicola enucleator), Grüner Laubsänger( Phylloscopus trochiloides), Gelbbraunenlaubsänger( P. inornatus), Berglaubsänger( P. bonelli) und Blauschwanz( Tarsinger cyanurus).
8.2.2 Säugetiere
Von den 75 ehemals in Mecklenburg-Vorpommern vorkommenden Säugetierarten gelten 25 Arten als bereits ausgestorben oder stark gefährdet. So sind beispielsweise die Vorkommen von Elch( Alces alces) und Wolf( Canis lupus) schon im Mittelalter erloschen, wobei jedoch beide Arten in der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns als gefährdete Wandergäste eingeordnet sind, da sie vereinzelt und sporadisch nachgewiesen werden.
Im Müritz-Nationalpark wurden bisher 52 Arten nachgewiesen. Hierzu zählen zahlreiche insektenfressende Säugerarten( Insektivora). Der Braunbrust-Igel( Erinaceus europaeus) bewohnt reich gegliederte und deckungsreiche Lebensräume. Aufgrund der im Nationalpark großflächig strukturarmen Waldbestände liegt die Siedlungsdichte deutlich unter der, die in Wäldern möglich ist.
Der Europäische Maulwurf( Talpa europaea) bewohnt vorwiegend Biotope mit lockeren Böden, Wiesen und Felder. Sandige, felsige und moorige Böden werden weitestgehend gemieden. Im Nationalpark ist er allgemein in den entsprechenden Lebensräumen verbreitet.
Die Spitzmäuse werden durch drei Arten vertreten. Die Waldspitzmaus( Sorex araneus) bevorzugt feuchtkühle Lebensräume und eine dichte Vegetation. Aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit ist sie jedoch auch in anderen Lebensräumen, wie Waldrändern und Wäldern( Kiefernwälder) zu finden. Im Nationalpark tritt sie in feuchten Bereichen besonders häufig auf, so im Erlenbruchwald am Nordrand des Specker Sees, im Moor bei Müritzhof und im Schwarzen See-Bruch. Die Wasserspitzmaus( Neomys fodiens) benötigt klare, fließende oder stehende Gewässer, weshalb sie auch als Biotopgüteanzeiger herangezogen werden kann. Im Nationalpark sind bisher nur ein Nachweis im Feuchtgebiet im Südteil des Grünlandes bei Goldenbaum und einer am Serrahnsee( PRILL 1970) gelungen. Die Zwergspitzmaus( Sorex minutus) bevorzugt dichte Wiesen, Schilfgebiete und Moore. Im Nationalpark gibt es Nachweise dieser Art im Erlenbruchwald am Specker See und im Moor bei Müritzhof.
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