Nationalparkplan Band 2 | Page 114

deren Brutbestand auf 20 Paare geschätzt wird. Sie ist auch außerhalb der Brutzeit regelmäßig auf allen größeren Seen zu beobachten. Gleiches gilt für Zwergmöwe( Larus minutus), Sturmmöwe( L. canus) sowie Silber- und Weißkopfmöwe( Larus argentatus u. L. cachinnans). Dagegen treten Heringsmöwe( Larus fuscus), Mantelmöwe( L. marinus) und verschiedene Raubmöwen( Stercorarius spec.) nur selten als Durchzügler und Wintergäste auf.
Ein ebenfalls regelmäßiger Gast an den Gewässern ist die Flußseeschwalbe( Sterna hirundo) deren einziges bekanntes Brutvorkommen an den Boeker Fischteichen liegt. Das Brutvorkommen der Trauerseeschwalbe( Chlidonias niger) vom Useriner See hingegen dürfte erloschen sein. Sie nutzte dort in den See gerammte Pfähle als Brutplatz. Die Raubseeschwalbe( Sterna caspia) ist vorwiegend im August-September als regelmäßiger Durchzügler an den Fischteichen und an der Müritz zu beobachten. Weitere Seeschwalbenarten wie Weißflügelseeschwalbe( Chlidonias leucopterus), Zwergseeschwalbe( Sterna albifrons) und Brandseeschwalbe( St. sandvicensis) sind sehr seltene Durchzügler.
Zu den charakteristischen Vogelarten der fischreichen Gewässer des Müritz-Nationalparks gehören Kormoran( Phalacrocorax carbo) und Graureiher( Ardea cinera). Als Brutvogel eher selten, treten sie jedoch als häufige Nahrungsgäste an allen größeren Seen des Gebietes auf. Die einzige Graureiherkolonie, in der auch einige Kormorane brüten, befindet sich bei Zwenzow.
Zu den Vogelarten, die in den ausgedehnten Röhrichten und Seggenrieden am Ostufer der Müritz und den zahlreichen Gewässern des Nationalparks auftreten, gehört die selten zu beobachtende aber um so eindrucksvoller zu hörende Rohrdommel( Botaurus stellaris), die mit 4 – 6 rufenden Exemplaren am Ostufer der Müritz ihren Verbreitungsschwerpunkt hat. Die Zwergdommel( Ixobrychus minutus) gilt als ausgestorben. Nur auf dem Durchzug werden noch einige Exemplare registriert. Den gleichen Lebensraum nutzen auch Teichrohrsänger( Acrocephalus scirpaceus), Drosselrohrsänger( A. arundinaceus), Rohrschwirl( Locustella luscinoides), Rohrammer( Emberiza schoeniclus), Bartmeise( Panurus biarmicus) und der seltene Schilfrohrsänger( Acrocephalus schoenobaenus). Vom Seggenrohrsänger( A. paludicola) fehlen aktuelle Nachweise.
Von den drei Weihenarten brütet nur die Rohrweihe( Circus aeruginosus) im Gebiet. Als Bodenbrüter nutzt sie ausgedehnte Röhrichtzonen und baumfreie Moore. Die Kornweihe( Circus cyaneus) tritt als regelmäßiger Durchzügler und Wintergast auf. Die Wiesenweihe( C. pygargus) wird nur sehr selten beobachtet.
Nur noch unregelmäßig brütet die Sumpfohreule( Asio flammeus) im Nationalpark. Weitere in diesem Lebensraum vorkommende Vogelarten sind Wasserralle( Rallus aquaticus), Teichhuhn( Gallinula chloropus) und das seltene Tüpfelsumpfhuhn( Porzana porzana).
In den zeitweilig überstauten, gebüschreichen Mooren und Verlandungszonen der Seen brütet der Kranich( Grus grus). Er baut sein Nest auch in Erlenbrüchen und kleinen Feldsöllen, vorausgesetzt, sie sind zur Brutzeit ausreichend mit Wasser gefüllt. Ähnliche Habitatansprüche hat der Waldwasserläufer( Tringa ochropus), während die Bekassine( Gallinago gallinago) große zusammenhängende Feuchtgebiete bevorzugt.
Der Sumpfrohrsänger( Acrocephalus palustris) ist nicht an Gewässerränder gebunden. Er besiedelt auch reichstrukturierte Feldgehölze, Weidengebüsche und Staudenfluren. Ebenso nutzen Feldschwirl( Locustella naevia) und Schlagschwirl( L. fluviatilis) diesen Lebensraum. In den ausgedehnten Moorwäldern finden sich zur Zugzeit große Schwärme des Erlenzeisigs( Carduelis spinus).
In unmittelbarer Seenähe an herabhängenden Birkenästen brütet die Beutelmeise( Remiz pendulinus). Die Weidenmeise( Parus montanus) ist ebenfalls ein Charaktervogel der Birken- und Erlenbruchwälder. Hier hat auch der Kuckuck( Cuculus canorus) seinen Verbreitungsschwerpunkt. Interessant sind die in den letzten Jahren häufiger werdenden Beobachtungen des Karmingimpels( Carpodacus erythrinus). Ursprünglich weiter im Osten beheimatet, hat er sein Verbreitungsgebiet stetig erweitert. Dagegen ist das Vorkommen des Weißsternigen Blaukehlchens( Luscinia svecica) am Ostufer der Müritz nicht bestätigt, obwohl die ausgedehnten Moore einen idealen Lebensraum darstellen. Der Grauschnäpper( Muscicapa striata) ist wie der Kleinspecht( Dendrocopos minor) in weichholzreichen Beständen heimisch, brütet aber auch in Siedlungen.
Die Grünlandflächen weisen ebenfalls eine charakteristische Avifauna auf. So sind Wiesenpieper( Anthus pratensis), Feldlerche( Alauda arvensis) und Braunkehlchen( Saxicola rubetra) häufige, der Kiebitz( Vanellus vanellus) hingegen ein eher spärlicher Brutvogel. Früher zahlreich vorkommend, heute jedoch nur noch auf wenigen Grünländern wie am Müritzhof und auf den Rederangwiesen zu finden, ist die Schafstelze( Motacilla flava).
Mit der Intensivierung der Landwirtschaft und einhergehender Entwässerung der Niedermoorstandorte sind eine Reihe von Brutvögeln aus dem Gebiet verschwunden. Dazu gehören Wachtelkönig( Crex crex), Großer Brachvogel( Numenius arquata), Uferschnepfe( Limosa limosa) und Rotschenkel( Tringa totanus). Seit den 1950er Jahren ist auch das Birkhuhn( Tetrao tetrix) im Gebiet ausge-
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