Nationalparkplan Band 2 | Page 108

ihre östliche Verbreitungsgrenze erreichen. Damit gehört der Müritz-Nationalpark zu den pflanzengeographisch interessantesten Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns.
Gleichzeitig kann er zu den floristisch reichhaltigsten Gebieten des nordostdeutschen Raumes gezählt werden. Diese floristische Vielfalt begründet sich neben den abwechslungsreichen Standortbedingungen vor allem in der Art und im Wandel der Landnutzung der letzten Jahrhunderte( vgl. Kap. II / 3). Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde das wegen der Ertragsarmut der überwiegend sandigen Böden dünn besiedelte Gebiet von großen zusammenhängenden Ackerflächen, Heide- und Hutungsflächen( einschließlich der Waldhutegebiete), Feucht- und Frischwiesen bzw.-weiden sowie von zahlreichen kleinen und kleinsten Flurelementen geprägt. Größere zusammenhängende Waldgebiete waren auf wenige Teilflächen begrenzt. Dadurch besaßen Arten der anthropogen geprägten Offenlandschaften, insbesondere der nährstoffarmen trockenen Heiden und Hutungen und der extensiv genutzten Feuchtgrünländer zu dieser Zeit einen hohen prozentualen Anteil.
Die Formung des gegenwärtigen Florenbestandes setzte im wesentlichen etwa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der großflächigen Aufforstung bzw. Wiederbewaldung von landwirtschaftlichen Grenzertragsstandorten und den großräumigen Entwässerungen des bis dahin extensiv genutzten Feuchtgrünlandes in den Niederungsgebieten ein.
Im Vergleich zu anderen Gebieten ist der Anteil der Neophyten( eingebrachte Arten) und adventiven( eingewanderte) Arten am Gesamtflorenbestand auffallend gering. Dies ist ein Hinweis für den relativ großen Natürlichkeitsgrad der Pflanzendecke des Müritz-Nationalparks. Ähnliches gilt für die in vielen anderen Gebieten zu beobachtende Massenausbreitung nitrophiler Arten; innerhalb des Müritz-Nationalparks ist diese Tendenz deutlich weniger ausgeprägt und beschränkt sich weitgehend auf die Bereiche des stark entwässerten und intensiv genutzten Grünlandes sowie auf Ackerflächen. Die Ursachen dafür liegen unter anderem in der geringen Siedlungsdichte, den relativ geringen wirtschaftlichen Aktivitäten einschließlich des Verkehrs und in der Abgeschiedenheit großer Bereiche des Nationalparks.
Bisher konnten im Müritz-Nationalpark 901 Gefäßpflanzen nachgewiesen werden( VOIGTLÄNDER 1994), davon allein im Bereich des früheren Naturschutzgebietes „ Ostufer der Müritz“ über 700 Arten.
Bemerkenswerte Arten in den Gewässern sind verschiedene Laichkräuter wie Potamogeton acutifolius, P. alpinus, P. berchtoldii, P. filiformis, P. friesii, P. gramineus, P. nitens, P. obtusifolius, P. polygonifolius und P. praelongus, sowie die in den mesotrophen Seen verbreiteten Armleuchteralgen( Characeen)- Grundrasen. Weitere beachtenswerte Arten sind die Krebsschere( Stratiotes aloides) und die drei Wasserschlaucharten Utricularia vulgaris, U. intermedia und U. minor. Als Arten der Uferzonen sollen Alisma gramineum, Apium repens und Schoenoplectus americanus erwähnt werden. Vor allem in und an Kleingewässern wachsen Hottonia palustris und Sparganium minimum.
Unter den Röhrichtarten ragt ganz besonders Cladium mariscus heraus. Die Art bildet im Müritz-Nationalpark die in Mecklenburg-Vorpommern größten zusammenhängenden Cladium-Röhrichte. An einigen Seen treten Carex elata, Calamagrostis stricta und C. canescens, Ranunculus lingua, Ophioglossum vulgatum, Pedicularis palustris, Epipactis palustris und Dryopteris cristata im Röhricht auf.
Zu den erwähnenswerten Arten der Moore zählen vor allem Andromeda polifolia, Rhynchospora alba, Scheuchzeria palustris, Drosera anglica, D. intermedia, D. rotundifolia, Hammarbya paludosa, Eriophorum angustifolium, E. latifolium, Erica tetralix, Juncus bulbosus, Potentilla palustris sowie einige Seggen wie Carex limosa, C. diandra, C. echinata, C. lasiocarpa und C. rostrata.
Zu den besonders bemerkenswerten Arten des Grünlandes gehören die Enzianarten Gentianella baltica, G. uliginosa sowie die Orchideen Orchis morio, Dactylorhiza minor, D. majalis, D. incarnata, Gymnadenia conopsea, Liparis loeselii, Listera ovata, Platanthera bifolia und Epipactis palustris, die vor allem im Bereich der Spuklochkoppel( Müritzhof) auftreten. Zu den floristischen Besonderheiten zählen hier auch größere Vorkommen von Pinguicula vulgaris, Taraxacum paludosum, Galium boreale, Parnassia palustris, Blysmus compressus, Cirsium acaule, Euphrasia stricta, E. rostkoviana, Nardus stricta, Polygala vulgaris, Rhinanthus serotinus, Serratula tinctoria, Selinum carvifolia, Succisa pratensis, Inula britannica, Leontodon saxatilis, Salix repens, Viola canina und einige Kleinseggen wie Carex flacca, C. panicea, C. fusca und C. distans.
Die Trocken- und Magerrasen bilden sowohl den Vorkommensschwerpunkt für die wenigen östlich verbreiteten Arten trockenwarmer Standorte, die von Osten her bis in den Müritz-Nationalpark hineinreichen, als auch für subatlantisch verbreitete Arten armer trockener Sandstandorte, die von Westen her bis in den Nationalpark und die Mecklenburgische Kleinseenplatte vordringen. Einige der charakteristischen Arten sind Genista pilosa, Armeria elongata, Antennaria dioica, Botrychium lunaria, Astragalus arenarius, Carex ligerica, C. caryophyllea, C. ericetorum, Filago minima, Holosteum umbellatum, Dianthus deltoides, D. carthusianorum, Saxifraga granulata, S. tridactylitis, Anthericum ramosum, Orobanche arenaria, O. purpurea, Anthyllis vulneraria, Koeleria glauca, K. pyramidata, Trifolium montanum, T. alpestre, Salvia pratensis
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