Nationalparkplan Band 2 | Page 107

60 m breiter baumfreier Schutzstreifen unter den Leitungen notwendig.
Besonders gravierend ist die weithin sichtbare 275 m lange Überspannung des Pagelsees. Etwa 18 km der Leitung liegen relativ versteckt im Kiefernwald, rund 15 km überspannen verschiedene Offenlandschaften sowie noch weitere kleine Seen. Zwischen Federow und Rehhof tritt die Leitung, von der Straße aus gut sichtbar, dominant in Erscheinung.
Darüber hinaus verlaufen noch auf insgesamt ca. 58 km Länge 20 kV- und Niederspannungsleitungen, die im Nationalpark gelegene Ortslagen und Gehöfte mit Elektrizität versorgen.
Der Müritz-Nationalpark wird von einem rund 80 km langen öffentlichen Straßennetz durchzogen, dies entspricht einer Dichte von 2,6 m Straße / ha. Es sind zum überwiegenden Teil einfache Sandpisten oder sie haben Beläge in Form von Asphalt, Betonspuren und in geringem Umfang Betonpflaster. Mit Ausnahme der uralten, wunderschönen natursteingepflasterten Goldenbaumer Landstraße, aber auch der Granitpflasterstraße Granzin – Kratzeburg stellen insbesondere die Betonspurbahnen und Asphaltstraßen eine Beeinträchtigung für das Landschaftsbild dar.
Die Erschließung des Nationalparks mit i. d. R. unbefestigten Wirtschaftswegen, die nach dem System der Forstabteilungen angelegt sind, zersplittert die Landschaft in kleine, optisch voneinander isolierte Teilareale. Dabei fällt insbesondere die planmäßige rechtwinklige Anordnung der Wege auf.
Eine weitere Störung für das Landschaftsbild geht von nicht landschaftsgerecht gestalteten Bebauungselementen aus. Dazu zählen Wohnbebauungen( insbesondere Wohnblöcke), einige Feriensiedlungen und landwirtschaftliche Produktionsanlagen. Auch von Siloanlagen, Sendemasten und Feuerwachtürmen geht eine Beeinträchtigung aus. Ebenso erzeugen der auffallende technische Gewässerausbau der Boeker Fischteiche und die kanalisierten Abschnitte der Havel ein naturfernes Landschaftsbild.
Die in großer Zahl errichteten jagdüblichen Einrichtungen( Jagdschirme, Hochsitze) sind insbesondere in den Offenlandschaften oft als das Landschaftsbild störend einzustufen. Häufig an einen Solitärbaum in der Feldflur genagelt oder in einer Gebüschgruppe aufgestellt, sind diese Objekte weithin sichtbar und wirken auffallend in die Landschaft hinein.
Zur Besucherlenkung wurden von der Nationalparkverwaltung eine Reihe von Hinweis- und Verbotsschildern sowie Informationstafeln aufgestellt. Hinzu kommen noch eine Vielzahl von Straßenverkehrszeichen, Schilder zur Sicherung der ehemaligen Truppenübungsplätze und einige private Werbetafeln wie z. B. von der Gastronomie u. ä. Bei der Gestaltung und der Standortwahl dieser Schilder sind landschaftsästhetische Gesichtspunkte offensichtlich in vielen Fällen zu kurz gekommen. Besonders die Eingangsbereiche, die für den Besucher eine wichtige visuelle“ Begrüßung” und Einladung verkörpern, werden in ihrem Erscheinungsbild teilweise durch eine regelrechte Schilderflut stark abgewertet( KLEMMER & REICHLE 1995).
8 Pflanzen und Tiere 8.1 Ergänzende Angaben zur Flora und Vegetation
8.1.1 Flora
Ergänzend zu den ökosystemaren Darstellungen in den Kapiteln IV / 4 – IV / 6 erfolgen hier Betrachtungen zu den floristischen Besonderheiten des Müritz-Nationalparks.
Den in Kapitel II / 6 dargestellten naturräumlichen Einheiten entsprechen bestimmte floristische Wuchsbezirke( VOIGTLÄNDER u. SCHMIDT 1995). Im Vergleich dazu fällt auf, dass die Areale zahlreicher östlich verbreiteter Arten der Trocken- und Magerrasen innerhalb des Rücklandes der Mecklenburgischen Seenplatte bis in das Tollensegebiet, zum Teil bis in das Teterower und Malchiner Becken und vereinzelt sogar bis in das Hügelland um Warnow und Recknitz sowie das Satower Bergland mit Hoher Burg reichen. Das Gebiet des Müritz-Nationalparks berühren sie jedoch nur im Norden und Osten und reichen nur ganz selten bis in dieses hinein. Typische Arten hierfür sind z. B. Campanula bononiensis, Koeleria pyramidata, Salvia pratensis, Astragalus cicer, Phleum phleoides, Euphorbia exigua, Hordelymus europaeus und Camelina microcarpa.
Im Gegensatz dazu reichen zahlreiche westlich oder boreal verbreitete Arten sowie Arten armer Sandstandorte und basenarmer Moore bis in den Raum des Müritz-Nationalparks oder haben in ihm einen regelrechten Verbreitungsschwerpunkt. Zu diesen Arten gehören unter anderem Ornithopus perpusillus, Arnoseris minima, Anthoxanthum aristatum, Carex arenaria, Nardus stricta, Galeopsis ladanum, Spergula morisonii, Eriophorum vaginatum, Drosera rotundifolia, Oxycoccus palustris, Ledum palustre, Carex limosa, Cladium mariscus, Linnaea borealis, Vaccinium vitis-idaea und Juniperus communis.
Auch die Untersuchungen von FUKAREK( 1968) und VOIGTLÄNDER( 1970) ergaben, dass einige Arten subatlantischer Verbreitung innerhalb des Müritz-Nationalparks oder wenig östlich davon in Mecklenburg-Vorpommern
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