Nationalparkplan Band 2 | Page 105

Ca. 640 ha bzw. 2 % der Nationalparkfläche sind Äcker und Ackerbrachen. Auf den Ackerflächen werden vorwiegend Getreide, Eiweißpflanzen, Ölsaaten und Öl-Lein angebaut, für die es von der EU Ausgleichszahlungen gibt. Ein relativ hoher Anteil der ackerbaulich genutzten Flächen ist im Rahmen der EU-Richtlinien in Form von Rotations- oder Dauerbrachen stillgelegt.
45 % der Ackerflächen im Nationalpark werden nach den Regeln des Ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Sie werden im Rahmen von Extensivierungsrichtlinien des Landwirtschaftsministeriums M-V aus EU-Mitteln gefördert.
Die restlichen Ackerflächen werden konventionell genutzt. Hier erfolgt ein Einsatz von Bioziden und Düngemitteln, sowie eine konventionelle Bodenbearbeitung. Bei Dambeck und in der Enklave Kratzeburg wird kommunales Abwasser der Stadt Neustrelitz verregnet.
7 Landschaftsbild
Das Kapitel 7 folgt den Darstellungen von PULKENAT & STROBL( 1995) sowie NOACK & PETZOLD( 1995).
Der Begriff des Landschaftsbildes bezeichnet die äußere, durch den Menschen sinnlich wahrnehmbare Erscheinung von Natur und Landschaft. Darin sind alle menschlichen Sinne zur Wahrnehmung von Natur eingeschlossen. Den Schwerpunkt bei der Landschaftsbetrachtung setzt in der Regel der am besten ausgebildete Sinn, der Sehsinn, insbesondere bei großräumiger Wahrnehmung( WINKEL- BRANDT 1991). Naturerlebnis erfolgt wesentlich über die sinnliche und / oder rationale Wahrnehmung des Landschaftsbildes( WÖBSE in BFANL 1991).
Mit dem Begriff Landschaftsbild sind die in § 1 BNatSchG genannten Begriffe wie Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft angesprochen, die als Lebensgrundlage des Menschen und für seine Erholung nachhaltig zu sichern sind( KOLODZIEJCOK und RECKEN 1977).
Erholung und naturkundliche Bildung sind, soweit es das Schutzziel der ungestörten Entwicklung von Naturprozessen erlaubt, ausdrückliches Ziel von Nationalparken.
7.1 Aktuelles Landschaftsbild
Der Müritz-Nationalpark umfasst einen typischen Ausschnitt der Mecklenburgischen Seenplatte. Durch die Tätigkeit des Menschen wurde die ursprüngliche Naturlandschaft in weiten Teilen verändert oder kulturlandschaftlich geprägt. So ergeben sich die charakteristischen Landschaftsbilder sowohl aus Bereichen und Elementen der Naturlandschaft als auch der Kulturlandschaft.
Das Landschaftsbild im Müritz-Nationalpark wird insbesondere durch ein vielfältiges Vegetationsmosaik der Waldgesellschaften, die darin eingebetteten Seen, Moore und Sukzessionsflächen, sowie durch die landwirtschaftlichen Flächen und Dörfer bestimmt. Gerade dieser Abwechslungsreichtum der Landschaftsbilder sowie die Vielfalt der Grenz- und Übergangsbereiche zwischen Natur- und Kulturlandschaft werden vom Betrachter als reizvoll empfunden.
7.1.1 Prägende Bereiche und Elemente der Naturlandschaft
Sowohl im Teilgebiet Müritz als auch im Teilgebiet Serrahn des Nationalparks nehmen Wälder den mit Abstand größten Flächenanteil ein. Sie überziehen weite Teile der Höhenzüge( Endmoränen) und der Niederungslandschaft( zumeist als Bruchwälder), sowie der flach bis schwach reliefierten Sanderlandschaft. Bereiche und Elemente der Naturlandschaft lassen sich hierbei noch insbesondere auf der Grund- und Endmoräne im Teilgebiet Serrahn, sowie in den Niederungen am Ostufer der Müritz erkennen.
Weithin berühmt ist die Buchenwaldlandschaft im Teilgebiet Serrahn des Nationalparks. Blütenteppiche weißer Buschwindröschen, dunkelgrüne Moosteppiche und rotbraune Laubstreu kennzeichnen den farblichen Jahresgang am Waldboden. Das lichtdurchflutete Grün des frisch austreibenden Buchenlaubes gehört ebenso wie das gelb und rot entflammende Herbstlaub der Buche zu den eindruckvollsten Farberscheinungen norddeutscher Landschaft. Schattige Kühle und dunkel gedämpftes Grün herrschen im Sommer, grausilberne und grünbemooste Stämme, bizarres Geäst und Nebelschleier bestimmen den Eindruck im Spätherbst und Winter.
Auf den feuchten und nassen Niederungsflächen bestimmen Moore, Röhrichte, Riede und Bruchwälder aus Erlen, Weiden und Birken das Landschaftsbild. Besonders an nebligen Tagen entfaltet sich eine melancholische und geheimnisvolle Stimmung, die Sümpfe und Moore umgibt und die Phantasie der Menschen seit jeher beflügelte.
Seinen ganz besonderen Reiz erhält der Nationalpark jedoch durch die Seen. Das glitzernde Spiel der Wellen und die stimmungsvolle Ruhe am Wasser üben eine unvergleichliche Faszination auf den Betrachter aus. Die das Licht und die Farbe des Himmels widerspiegelnden Wasserflächen sind optische Anziehungspunkte in der Landschaft. Die Seen und ihre fließenden Übergänge zu Bruchwäldern und Röhrichten tragen so insbesondere zur Vielfalt dieser Landschaft bei.
87