6.4 Sand-Magerrasen, Besenginster- und Wacholderheiden
Die Sand-Magerrasen, Besenginster- und die Wacholder- Heiden innerhalb des Müritz-Nationalparks haben eine sehr unterschiedliche Entwicklung genommen. So sind Magerrasen und Besenginster-Heiden vor allem in Folge der wiederholten Zerstörung der Waldvegetation( mechanisch und insbesondere durch Feuer) auf den ehemaligen militärischen Übungsgebieten entstanden.
Die Wacholder-Heiden entstanden ausnahmslos im Bereich von Hutungsflächen und waren in der Vergangenheit gebietsweise deutlich weiter verbreitet. Sie wurden entweder durch Aufforstungen oder natürlich entstandene Vorwaldstadien fast vollständig abgelöst.
Ihre ehemaligen Vorkommen lassen sich in einigen Fällen noch ansatzweise durch die Existenz von einzelnen lebenden oder toten Exemplaren des Wacholders( Juniperus communis) erkennen. Sie befinden sich vor allem in den Sander- und Binnendünengebieten wie beispielsweise im Bereich des Boeker Forstes und innerhalb einer relativ schmalen Zone entlang der Ränder der Seebecken und Niederungen.
6.4.1 Arten und Lebensgemeinschaften
Vegetation
Sandmagerrasen
Magerrasen treten vor allem auf den trockensten und nährstoffärmsten Sandböden auf. Dazu gehören die verschiedenen Ausbildungsformen der Silbergras-Schafschwingel- Sandmagerrasen mit den bestandsbildenden Arten Silbergras( Corynephorus canescens), Schafschwingel( Festca ovina) und teilweise der Drahtschmiele( Avenella flexuosa). Auf Flächen, deren Vegetationsdecke über längere Zeit nicht völlig zerstört wurde und in der den Kiefernforsten vorgelagerten Randzonen treten neben den genannten Arten die Sand-Segge( Carex arenaria), Sand-Strohblume( Helichrysum arenarium), Bergjasione( Jasione montana), Kleines Habichtskraut( Hieracium pilosella) und Feld-Beifuss( Artemisia campestris) auf.
Die Aufnahmen auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz nördlich des Pagelsees zeigen die unbeeinflusste Vegetationsentwicklung auf Rohböden, die letztlich über Ginster-Gebüsche zu Birken-Kiefern-Vorwäldern führt. Gleichzeitig können sie aber auch Hinweise für die Sukzessionsrichtung beweideter Vegetationsformen nach deren Auflassung geben.
Auf den nur sporadisch bewaldeten Flächen im Zentrum des ehemaligen Truppenübungsplatzes dominiert ein Drahtschmielen-Rasen. Der Standort ist durch trockene, stark durchlässige Sande mit geringen Humusgehalten geprägt. Physiognomisch zeichnen sich die innerhalb der militärischen Übungsplätze und Waldlichtungen aufgenommenen Drahtschmielen-Rasen durch die hohe Dominanz von Drahtschmiele( Avenella flexuosa) aus. Weitere regelmäßig vertretene Arten sind Sand-Segge( Carex arenaria), Rotstraußgras( Agrostis capillaris), Haar-Hainbinse( Luzula pilosa), Kleines Habichtskraut( Hieracium pilosella), Kleiner Sauerampfer( Rumex acetosella), Bergjasione( Jasione montana) und Gemeines Ferkelkraut( Hypochoeris radicata) sowie Silbergras( Corynephorus canescens) und Besenginster( Sarothamnus scoparius). Etwas weniger häufig sind Frühlings-Spergel( Spergula vernalis), Bauernsenf( Teesdalia nudicaulis) und Heidekraut( Calluna vulgaris). Im Mosaik mit Drahtschmielen-Rasen, Silbergras-Schafschwingel-Rasen und Besenginsterheiden hat sich vor allem in den etwas feuchteren Teilbereichen eine fast völlig gehölzfreie Adlerfarn-Flur herausgebildet, hier ist Adlerfarn( Pteridium aquilinum) aspekt- und strukturbildend. Ein weiterer Hauptbestandsbildner ist die Drahtschmiele( Avenella flexuosa). Die weiteren Begleiter sind zumeist charakteristische Arten der Sand-Magerrasen.
Auf den jüngeren Strandwällen der Müritz entwickelt sich ein Sandseggen-Hornkraut-Pionierrasen, dessen charakteristische Arten Sand-Segge( Carex arenaria) und Acker- Hornkraut( Cerastium arvense) sind. Außerdem treten noch einige Arten mit höheren Nährstoffansprüchen( Stickstoff) auf. Werden diese Rasen beweidet, gehen sie bei gleichzeitiger Aushagerung allmählich in Grasnelken- Schafschwingel-Sandmagerrasen über.
Ginsterheiden
Sowohl die Silbergras-Schafschwingel-Rasen als auch die Drahtschmielen-Rasen wandeln sich bei ungestörtem Sukzessionsablauf zu Besenginster-Heiden. Durch Vegetationsaufnahmen belegte Bestände besitzen eine den genannten Rasen sehr ähnliche floristische Grundstruktur. Beiden gemeinsam sind Arten wie Drahtschmiele( Avenella flexuosa), Silbergras( Corynephorus canescens), Kleiner Sauerampfer( Rumex acetosella), Sand-Segge( Carex arenaria), Rotstraußgras( Agrostis capillaris), Gemeines Ferkelkraut( Hypochoeris radicata), Heidekraut( Calluna vulgaris) und Besenginster( Sarothamnus scoparius).
Die scheinbare Stabilität der Besenginster-Heide im Bereich der Übungsplätze ist eine Folge des wiederholten Ausbruches von Flächenbränden, die die tiefliegenden Rhizome in der Regel gut überstehen. Bleiben diese aus, dringen je nach den örtlichen Standortbedingungen sehr
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